Diese 17 „Haustiere“ sind Qualzuchten | Merkmale & Krankheiten

Sie röcheln, die Augen tränen und ihre Gelenke sind lebenslang geschädigt – die Rede ist von sogenannten Qualzuchten. Viele Tierhalter:innen denken sich nichts dabei, wenn der Mops „so niedlich schnarcht“ oder der Dackel auf seinen kurzen Beinen „lustig“ durch die Gegend wackelt. Doch die Beschwerden der Tiere sind keineswegs harmlos. Irrationale Zuchtziele und die Vorgaben bei Wettbewerben haben bei Hunden, Katzen und anderen sogenannten Haustieren zu völlig deformierten Körpern geführt, unter denen sie ihr Leben lang leiden.

Der § 11b des deutschen Tierschutzgesetzes [1] verbietet es zwar, Tieren Merkmale anzuzüchten, unter denen sie leiden – doch bisher gibt es keine Richtlinien dazu, wie diese zu definieren sind. Aus diesem Grund sind Qualzuchten auch noch immer weit verbreitet. Die Tiere werden wie Ware produziert und über Internetportale, auf Tiermärkten oder vom „Züchter des Vertrauens“ gewinnbringend verkauft.

Das Elend der „Rassetiere“

Viele der gezüchteten „Rassen“ haben mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Die sogenannten Rassestandards, nach deren Maßgabe die Elterntiere bei der Zucht ausgewählt und bewertet werden, sind hierbei hochproblematisch. Bei Wettbewerben werden häufig nicht die gesunden Tiere prämiert, sondern jene, die den oftmals völlig irrationalen, meist optischen Zuchtzielen am ehesten entsprechen. Dabei entstehen häufig nicht nur deformierte Körper und daraus resultierende gesundheitliche Probleme, sondern auch Kommunikationsschwierigkeiten innerhalb einer Tierart. Diese können beispielsweise durch das stark veränderte Aussehen nicht mehr erkennen, ob ihr Gegenüber freundlich oder feindselig ist. Ebenso sind Verhaltensauffälligkeiten der Tiere keine Seltenheit, was dazu führt, dass Artgenossen und ihre menschlichen Begleiter schnell überfordert mit den Tieren sind.

Dass bei der Zucht von Tieren Krankheiten in Kauf genommen werden, ist aus tierschutz- und tiermedizinischer Sicht unverantwortlich und bedeutet für die Vierbeiner in den allermeisten Fällen lebenslanges Leiden.

Wie entsteht eine Qualzucht?

Bei der Zucht von Tieren greift der Mensch bewusst in die natürliche Fortpflanzung der Tiere ein und kreiert Lebewesen nach seinen Vorstellungen. Bei Hunden, Katzen, Kaninchen, Reptilien und anderen sogenannten Haustieren wird nach menschlichen Idealvorstellungen und rassetypischen Vorgaben von Zuchtverbänden unkontrolliert vermehrt. Von einer Qualzucht spricht man, wenn Tiere unter ihren angezüchteten Merkmalsausprägungen leiden und anfällig für gesundheitliche Probleme sind. So führt der verkürzte Schädel bei Möpsen, Bulldoggen, Boxern, Pekinesen und Perserkatzen dazu, dass die Tiere dieser sogenannten brachycephalen Rassen ihr Leben lang unter Atemnot leiden und anfällig für Atemwegserkrankungen und Augenentzündungen sind. Auch das Anzüchten einer bestimmten Fellfarbe wie bei weißen Katzen oder Merle Australian Shepherds führt in vielen Fällen dazu, dass die betroffenen Tiere taub sind oder blind.

Welche Rassen sind Qualzuchten?

So gut wie bei jeder Tierart, die für die Privathaltung gezüchtet wird, gibt es Qualzucht-Rassen – bei Hunden und Katzen genauso wie bei Kaninchen, Reptilien und sogar Tauben. Dazu zählen unter anderem folgende Rassen:

Inhaltsverzeichnis

Mops

Mops

Im Heimtierbereich ist der Mops mittlerweile zum Symbol für Qualzucht geworden. „Nicht süß, sondern gequält“ lautete der Titel einer Pressemitteilung der Bundestierärztekammer über das sogenannte brachyzephale Syndrom [2]. Bei Möpsen führt der verkürzte Gesichtsschädel, der den Tieren aufgrund des beliebten Kindchen-Schemas angezüchtet wurde, zu ständiger Atemnot. Die Hunde sind den Anforderungen eines normalen Hundelebens schlichtweg nicht gewachsen. Selbst Spaziergänge, Spielen, Autofahren und jede Art von Aufregung können zu einer ernsthaften Gefahr werden [3]. Bei Hitze oder starker Aufregung kann der Hund so sehr in Panik geraten, dass tierärztliche Hilfe nötig ist und sogar Lebensgefahr besteht. So sind manche Hunde nur nach einer erfolgreichen Operation überhaupt lebensfähig; unzählige Tiere erreichen nicht ihre normale Lebenserwartung. Durch die Oberkieferverkürzung schließt das Gebiss nicht richtig – die Tiere können nicht gut abbeißen. Die Zähne haben in den reduzierten Kiefern schlichtweg nicht ausreichend Platz. Ausgeprägte Zahnfehlstellungen, daraus resultierende Zahnschmerzen und Zahnverlust sind die Folge [4].

Französische Bulldogge

Franzoesische Bulldogge am Beatmungsgeraet

Die Französische Bulldogge gehört wie der Mops zu den am häufigsten von der Brachyzephalie (Kurzköpfigkeit) betroffenen Hunde“rassen“. Leider bedient sich der bedenkliche Zuchtstandard auch hier einem übermäßig ausgeprägten Kindchen-Schema: große, runde Augen und eine runde, vorgewölbte Stirn mit weit auseinanderstehenden Augenhöhlen. Diese zweifelhafte Optik kann allerdings nur durch einen krankhaft verformten Schädel entstehen. Die betroffenen Tiere zeigen aufgrund der extrem verkürzten Nase und des deutlich zu kurzen Oberkiefers Atembeschwerden bis hin zu Atemnot. Viele Hunde machen Geräusche beim Atmen. Dies reicht vom Schnarchen in der Nacht bis hin zum permanenten Röcheln. Grund dafür sind viel zu enge Nasenlöcher und -gänge, ein viel zu langer weicher Gaumen bzw. ein weiches Knorpelgerüst des Kehlkopfes. Fakt ist: Die Herauszüchtung extremer Merkmale führt zu erheblichen Leiden und Qualen bei den Tieren [5]. Sie hecheln aufgrund einer gestörten Temperaturregulation mitunter bereits bei geringsten Belastungen. Im Sommer besteht schnell die Gefahr eines Hitzeschlags. Alltägliche Belastungen können auch bei moderaten Temperaturen zu einem Kollaps aufgrund von Sauerstoffmangel führen.

Online-Petition
Petition: Heimtierschutzgesetz
Unterschreiben Sie unsere Petition mit der Forderung nach einem Heimtierschutzgesetz. Nur so können Qualzuchten beendet werden.

Online-Petition

Deutschland braucht ein Heimtierschutzgesetz!

Bitte helfen Sie den Tieren

Bitte schützen Sie 'Heimtiere' durch ein Heimtierschutzgesetz!

 

Sehr geehrte Damen & Herren,

leider haben Sie es verpasst, bei der Novellierung des Tierschutzgesetzes eine spezifische Heimtier-Verordnung zu integrieren. Millionen von „Heimtieren“ in Deutschland fehlt der angemessene rechtliche Schutz! Deswegen sind Sie gefordert, ein neues und fortschrittliches Heimtierschutzgesetz zu erlassen. Unter anderem ist die rechtliche Regelung folgender Punkte dringend notwendig:


Haltungsverordnung für alle „Heimtiere“
Gruppenhaltung soziallebender Arten (Kaninchen, Vögel etc.)
Bundesweite Einführung eines Hundeführerscheins für Hundehalter
Kastrationspflicht für alle geschlechtsreifen Tiere, die unkontrolliert ins Freie gelassen werden
Verbot von Vogelbörsen und -ausstellungen
Massive Eindämmung der Zucht aller „Heimtiere“
Verbot von „Qualzuchten“
Verkaufsverbot von Tieren im Zoohandel
Ausbildungsverordnung für Mitarbeiter des Zoohandels
Verbot des Haustier-Abschusses durch Jäger
Tieren in privater Haltung, in der Zoohandelsindustrie und im Zuchtbetrieb muss rechtlicher Schutz gewährt werden.
Verbot der Wildtierhaltung in Privathaushalten und damit verbunden das Verbot von Exotenbörsen


Deshalb unterstütze ich PETAs Forderung nach einem Heimtierschutzgesetz! Ich bitte Sie, alle nötigen Maßnahmen zum Erlass eines solchen Gesetzes zu ergreifen und für eine konsequente Durchsetzung dieser Vorschriften Sorge zu tragen. Mit freundlichen Grüßen,

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Aufgrund der deutlich zu flachen Augenhöhlen quellen die Augäpfel beim Mops und der Französischen Bulldogge hervor (Exophthalmus). Schlimmstenfalls können die Augen komplett vorfallen [6] – ein sehr schmerzhaftes Symptom, bei dem die Tiere völlig blind werden können. Doch auch ein vermeintlich niedlich aussehendes Schielen bedeutet, dass der Hund niemals richtig sieht.

Englische Bulldogge

englische Bulldogge

Fatal: Forscher konnten in einer Studie zeigen, dass die Genetik – also die jahrzehntelange Inzucht der Tiere – die Englische Bulldogge krank gemacht hat. Die Wissenschaftler schätzen, dass alle reinrassigen Englischen Bulldoggen von nur 68 Individuen abstammen [7]. Englische Bulldoggen leiden – wie Mops und Französische Bulldogge unter ihrer extremen Kurzköpfigkeit. Viele Hunde können ihre Nahrung nicht richtig aufnehmen, da der Zahnschluss durch einen ausgeprägten Vorbiss nur eine ungenügende Gebissfunktion ermöglicht [8]. Sie können sich nicht richtig pflegen oder sich um ihre Welpen kümmern, die zumeist mittels Sectio (Kaiserschnitt) auf die Welt gebracht werden müssen.

Die Hundebabys passen schlichtweg nicht durch den Geburtskanal. Eine Studie von 2010 zeigte, dass über 80 Prozent der Welpen per Kaiserschnitt geboren werden müssen [9]. Vor allem die Englische Bulldogge sowie der Mops leiden zusätzlich unter der sogenannten Hüftgelenksdysplasie. Dies ist eine genetisch bedingte Fehlentwickung des Hüftgelenks, die für die betroffenen Tiere eine zunehmende Bewegungseinschränkung und starke Schmerzen bedeutet. Der Oberschenkelkopf und die Hüftpfanne passen nicht ordnungsgemäß zusammen. Bis zu 70 Prozent der Hunde sind betroffen [10]. Bei den Französischen Bulldoggen sind es etwa 30 Prozent.

Deutscher Schäferhund

deutscher schaeferhund

Dem ursprünglich als „Hütehund“ eingesetzten Deutschen Schäferhund wurde ein derart stark abfallender Rücken „angezüchtet“, dass einige Tiere kaum mehr laufen können. Heute zeigen Hunde dieser „Rasse“ im Unterschied zu der ursprünglich geraden eine „deformierte Hinterhand mit stark abschüssiger Rückenlinie“ [11]. Zudem leiden viele Tiere unter der weiter oben bereits beschriebenen genetisch bedingten Hüftgelenksdysplasie. Infolgedessen kommt es mit zunehmendem Alter zu sogenannten Coxarthrosen. Dies sind schmerzhafte krankhafte Umbauprozesse des Hüftgelenkes: Schäden am Gelenkknorpel, Überbelastung der Gelenkkapsel, der Bänder und Sehnen sind die Folge. Die Tiere leiden teils erheblich, da ein Leben ohne permanente Schmerzen für sie schlichtweg nicht möglich ist.

Viele Hunde versuchen, das schmerzhafte Gelenk zu entlasten, wodurch es zur Mehrbelastung der anderen Seite, aber auch der Wirbelsäule und der Gelenke der Vordergliedmaßen kommen kann [12]. Etwa jeder fünfte Deutsche Schäferhund ist betroffen [13]. Die Erkrankung ist nicht heilbar. Je nach Schweregrad kann nicht einmal eine dauerhafte Schmerztherapie Linderung verschaffen. Dann sind operative Eingriffe notwendig. Die Lebensqualität der betroffenen Tiere ist häufig erheblich verringert. Die Tiere wollen auf Spaziergängen nicht mehr weit laufen, zeigen Lahmheiten oder einen instabilen, teils rudernden Gang. Einige Tiere haben erhebliche Probleme beim Aufstehen, setzen sich häufiger hin oder vermeiden es, mit Artgenossen zu spielen. Eine britische Studie, bei der die Daten von etwa 12.000 Deutschen Schäferhunden ausgewertet wurden, kam 2017 zu dem Ergebnis, dass 63,43 Prozent der Hunde an mindestens einer Erkrankung litten. Die am häufigsten auftretenden Todesursachen waren Muskel-Skelett-Erkrankungen (16,3 Prozent) und die Unfähigkeit zu stehen (14,9 Prozent) [31].

Chihuahua

Chihuahua

Chihuahuas gehören zu den Hunderassen, die besonders unter ihren Zuchtmerkmalen leiden. Zuchtbedingt haben die Tiere häufig eine offene Schädeldecke, die bei gesunden Hunden durch den Schädelknochen geschützt ist. Durch die offene Fontanelle kann ihr Gehirn leicht verletzt werden. Ein Stoß oder eine Verletzung kann an dieser Stelle im schlimmsten Fall tödlich enden.

Wie viele kleine Hunderassen leiden auch Chihuahuas häufig an einer sogenannten Patella-Luxation. Dabei springt die Kniescheibe aus der Führungsrinne des Kniegelenks, was zu Schmerzen und Lahmheit führen kann. Auch Gelenkerkrankungen an der Hüfte kommen häufig bei den Tieren vor. Viele Chihuahuas leiden zudem unter einem Herzklappenfehler, der oft erst spät erkannt wird. Meist ist das Herz dann bereits vergrößert, was zu vermehrtem Hecheln, Husten und zunehmender Schlappheit führt. Grundsätzlich sollten Chihuahuas regelmäßig bei einem Tierarzt vorgestellt werden.

Dackel / Teckel

dackel

Der Teckel gehört zu den sogenannten chondrodysplastischen „Rassen“ und neigt zu frühzeitigen Fehlbildungen im Bereich der Zwischenwirbelscheiben [14]. Die Chondrodysplasie ist eine genetisch bedingte Störung der Knorpel- und nachfolgend auch der Knochenentwicklung. Erkennbar ist diese Erkrankung an den verkürzten Extremitäten und einer Fehlstellung der Beine. Es kommt zu einem vorzeitigen Wachstumsstillstand, dem sogenannten Zwergwuchs [15]. Dem Teckel wurden zunehmend kurze Beine und ein besonders langer Rücken „angezüchtet“ – eine fragwürdige Optik. Die Folge sind deutlich häufiger auftretende Bandscheibenvorfälle. Je nach Lokalisation, Grad und Ausmaß des Vorfalls führt dies zu unterschiedlichen Symptomen. Starke plötzliche Schmerzen im Hals oder im Rücken, erhöhte Berührungsempfindlichkeit und Lähmungserscheinungen der Vorder- und/oder Hinterbeine sind sehr häufige Anzeichen eines Bandscheibenvorfalls. Man spricht daher auch von der „Dackellähme“.

Betroffene Hunde wollen oder können sich nicht bewegen. Tiere, die noch in der Lage sind, sich zu bewegen, zeigen häufig einen schwankenden Gang. Bei besonders schwerwiegenden Fällen kann es zudem zu Komplikationen und Störungen der Blasenentleerung und des Kotabsatzes kommen. Hunde mit „Dackellähme“ leiden unter starkene Schmerzen. Einige Tiere können nie wieder selbstständig laufen, denn nicht immer hilft eine Operation.

Rhodesian Ridgeback

Rhodesian Ridgeback Hund

Rhodesian Ridgebacks werden in vielen Teilen der Welt als Jagdhunde missbraucht. Ihnen wird als typisches Rassemerkmal ein Fellstrich angezüchtet, der entgegen der Fellrichtung entlang der Wirbelsäule wächst – der sogenannte Ridge. Dieses Merkmal verursacht jedoch bei zahllosen Tieren großes Leid, denn es erzeugt eine Veränderung der Wirbelsäule – einen offenen Rücken. Haut und Rückenmark werden embryonal nur unvollkommen oder gar nicht voneinander getrennt. Dies fördert oft die Bildung von gefährlichen Zysten am Rücken, die sich entzünden und zu einer Hirnhautentzündung führen können. Auch gelähmte Hinterbeine sind keine Seltenheit bei Tieren dieser Hunderasse.

Teacup-Hunde

Teacup Hund liegt auf dem Bett

Unter dem Begriff Teacup werden extra kleingezüchtete Zwerghunderassen zusammengefasst wie beispielsweise Chihuahuas, Zwergpinscher, Yorkshire Terrier oder Toy-Pudel. Da für die Züchtung extra die kleinsten und schwächsten Tiere benutzt werden, haben die Teacup-Hunde ein hohes Risiko, an genetisch bedingten Einschränkungen und Krankheiten zu leiden. Da laut Zuchtordnung nur Hunde ab zwei Kilogramm benutzt werden dürfen, ist das Züchten von Teacup-Hunden eigentlich verboten. Unseriöse Züchter nutzen jedoch die Nachfrage und „produzieren“ weiterhin die viel zu kleinen und kranken Hunde.

Da Teacup-Hunde so klein sind, gibt es oft Probleme bei der Geburt, weil der Kopf des Babys zu groß für den Geburtskanal ist. Da die Gehirne der Hunde nicht kleingezüchtet werden können, leiden die Tiere oft unter einem Wasserkopf, was oft zu Erkrankungen und einem frühzeitigen Tod führt. Auch schließt sich die Fontanelle der Hunde oft nicht, wodurch bereits ein kleiner Schlag auf den Kopf zum Tod führen kann. Ihre nicht ausreichend geschützten Augen sind anfällig für Hornhautverletzungen und Infektionen. Auch für Atemnot, Kieferprobleme, Leberschäden, Herz-Kreislaufschwächen, eine gestörte Blutzuckerregulierung, fragile Knochen und Bandscheibenbeschwerden sind die Hunde anfällig.

Hund mit Merle-Faktor

Hund mit Merle

Der Merle-Faktor ist eine bestimmte Farbvariation im Fell der Hunde. Durch das Erzeugen einer Genmutation werden die Pigmente der Hundehaare gestört, sodass ihr Fell heller und bunt gescheckt wird. Auch die Augenfarbe kann dadurch unterschiedlich werden, sodass ein Hund beispielsweise ein blaues und ein weißes Auge hat. Häufig werden Collies, Deutsche Doggen, Dackel, Shelties, Corgies und Australian Shepherds mit dem Merle-Gen gezüchtet.

Das Merle-Gen führt häufig zu schweren gesundheitlichen Problemen, vor allem, wenn zwei Merle-Hunde gepaart werden. Besonders häufig sind dann die Merle-Hunde ein- oder beidseitig taub, da das Innenohr fehlgebildet wird. Auch kommt es oft zu Spaltenbildung in den Augenhäuten, stark verkleinerten Augen oder zu entrundeten Pupillen. Viele Welpen mit dem Merle-Gen werden blind geboren. Auch Herz, Knochen und Geschlechtsteile der Tiere können verformt sein. Betroffene Merle-Hunde sind als Welpe meist weniger lebensfroh und sterben oft noch vor der ersten Geschlechtsreife.

Blue-Line: Blaue und silberne Hunde

Die Fellfarbe Blue Line wird seit einiger Zeit vermehrt Französischen Bulldoggen und American Staffordshire Terriern angezüchtet. Auch Labradore werden häufig so gezüchtet, dass ihr Fell die Farben Silber, Charcoal und Champagner annimmt. Doch silbernes und blaues Fell kann für die Hunde gefährlich werden.

Das für die Färbung verantwortliche Dilute-Gen erhöht das Risiko für bestimmte Krankheiten bei den betroffenen Tieren. So können die Hunde unter starkem Juckreiz, Fellverlust, Hautekzemen, einer schlechten Wundheilung und Folgeerkrankungen wie Schäden am Herz und Immunsystem leiden. Die betroffenen Tiere leiden meist dermaßen, dass ein normales Leben nicht mehr möglich ist. Die Krankheiten sind nicht heilbar und lassen sich mit Antibiotika und juckreizlindernden Medikamenten nur kurzfristig erträglich machen.

Auch das Verhalten der blauen und silbern gezüchteten Hunde verändert sich durch das Gen. Hunde mit diesen Sonderfarben sind oftmals unkonzentriert, hyperaktiv und nervös.

Sphinx / Nacktkatze

Nacktkatze

Sphinx-Katzen zählen aufgrund von erheblichen Abweichungen ihres Haarkleides zu den Qualzuchten. Ihnen fehlt das Fell. Daher werden sie auch als „Nacktkatzen“ bezeichnet. Was sich zunächst vielleicht banal anhört, ist hochproblematisch: Aufgrund der Haarlosigkeit fehlt den Tieren der wichtige mechanische Schutz. Zudem müssen „Nacktkatzen“ aufgrund des fehlenden Fells permanent Wärme produzieren. Um den erhöhten Kalorienbedarf zu decken, müssen die Tiere deutlich mehr Nahrung zu sich nehmen. Im Sommer erleiden nackte Tiere häufiger einen Sonnenbrand, da die Haut der Sonne schutzlos ausgeliefert ist. Da ihnen oftmals auch die Tasthaare fehlen, bereiten ihnen die Kommunikation mit anderen Tieren und die Orientierung im Dunkeln große Schwierigkeiten. Sie finden sich deutlich schlechter in ihrer Umgebung zurecht und können Probleme mit ihren Sozialkontakten zu Artgenossen ausprägen.

Rexkatze

Rex KAtze

Rexkatzen sind nicht komplett nackt. Sie sind aber mit ähnlichen Problemen wie die Sphinx-Katzen konfrontiert. Auch sie leiden unter der Veränderung ihres Haarkleides. Bei ihnen sind die Haare des Fells gewellt und brüchig, die Funktion des Fells ist stark eingeschränkt. Vor allem bei der Devon Rex sind die für die Kommunikation und Orientierung wichtigen Tasthaare gekräuselt bzw. fehlen komplett. Die auch als Vibrissen bezeichneten Haare helfen den Tieren beispielsweise beim Untersuchen von Gegenständen und bei der Aufnahme sozialer Kontakte [16]. Fehlende Tasthaare sind der Meinung von Experten zufolge ein körperlicher Schaden, der die Katze derart in ihrer Fähigkeit, arttypisches Verhalten auszuleben, einschränkt, dass es zu einem andauernden Leiden der Tiere kommt [17].

Perserkatze

Persische Katze

Perserkatzen leiden ähnlich wie Bulldoggen und Möpse unter ihrer extremen Kurzköpfigkeit (Brachycephales Syndrom). Die Folge sind eine Verkürzung des Oberkiefers, eine Verengung der oberen Atemwege und der Tränennasenkanäle. Somit bekommen die Tiere sehr schlecht Luft und leiden häufig an Augeninfektionen. Vielen fällt selbst die Nahrungsaufnahme schwer. Die Zahnfehlstellungen, schwerwiegenden Atemprobleme, der permanente Augenausfluss und Bindehautentzündungen müssen oft chirurgisch versorgt werden [18]. Zudem neigt die Perserkatze zu Schwergeburten und einer gesteigerten Totgeburtenrate. Nicht selten ist ein Kaiserschnitt notwendig. Die Probleme treten insbesondere bei Katzen vom sogenannten Peke-Face-Typ auf – Katzen des fragwürdigen amerikanischen Zuchtzieles [19]. Diese Tiere haben einen stark hochgezogenen Nasenrücken und erinnern an die ebenfalls kurzschädlige Hunde“rasse“ Pekinese. Weiße Perserkatzen haben ein erhöhtes Taubheitsrisiko [20]. Sie sind in ihrer Kommunikation eingeschränkt, können Drohlaute von Artgenossen nicht wahrnehmen und hören nicht das Fiepen und Schnurren ihrer eigenen Babys. Viele Perserkatzen leiden an einer Nierenerkrankung (PKD: Polycystic Kidney Disease), die zu Nierenversagen und einem frühen Tod führen kann.

Weltweit sind etwa 38 Prozent der Perserkatzen von der Erkrankung betroffen, die damit als bedeutendste vererbbare Erkrankung bei der Katze angesehen wird [21]. Problematisch ist auch die Langhaarigkeit der Perserkatzen. Das lange Fell mit der dichten Unterwolle muss regelmäßig und ausgiebig gebürstet werden, da es andernfalls sehr schnell verfilzt. Wird die wichtige Fellpflege durch den Halter nicht akzeptiert, kann solchen Tieren nur mittels Komplettschur geholfen werden, die in den meisten Fällen nur unter Vollnarkose durchführbar ist. Dies bedeutet erheblichen Stress für das Tier und setzt die Tiere einem vermeidbaren Risiko aus.

Angorakaninchen

Angora Kaninchen

Das Fell des Angorakaninchens ist zu einer ständig nachwachsenden Wolle umgezüchtet, die regelmäßig – etwa vier bis fünf Mal jährlich – geschoren werden muss. Diese Tiere werden ihrer Wolle wegen für die Textilherstellung ausgebeutet. Durch das überlange Fell besteht bei warmen Umgebungstemperaturen ständig das Risiko eines Hitzestaus. Das leider notwendige häufige Scheren bedeutet extremen Stress für die sensiblen Fluchttiere. Zudem leiden die Tiere häufig unter Augenreizungen und im Sommer häufiger unter Fliegenmadenbefall, der tödlich enden kann [22]. Tierärzte warnen immer wieder vor der Erkrankung [23]. Ein weiteres mitunter tödliches Gesundheitsproblem ist die Entstehung sogenannter Bezoare – das sind Haarballen im Magen, die zu schwerwiegenden Verstopfungen führen können – eine lebensbedrohliche Situation für Kaninchen. Grund dafür ist das Abschlucken der vielen sehr feinen Haare während des Putzens. Kaninchen mit Verdauungsproblemen sind Notfallpatienten in der tierärztlichen Praxis. 

Widderkaninchen

Widderkaninchen

Widderkaninchen sind aufgrund ihrer „lustigen Schlappohren“ inzwischen sehr stark verbreitet – allerdings mit dramatischen Folgen für die Tiere . Züchter und Liebhaber dieser „Rasse“ von Kaninchen finden es niedlich, dass die Ohren der Tiere schlichtweg überproportional lang sind – beim Englischen Widder erreichen sie eine Länge von bis zu 65 Zentimetern.

Doch Widderkaninchen leiden stark unter der ihnen angezüchteten Langohrigkeit, denn die unnatürliche Ohrlänge führt zu Bewegungseinschränkungen und birgt eine hohe Verletzungsgefahr. So sind die langen Ohren beispielweise ständig im Weg und beeinträchtigen die Fluchttiere. [24] Widderkaninchen treten sich und ihren Artgenossen ständig auf die Ohren, was nicht nur Schmerzen hervorruft, sondern auch zu Wunden und Verletzungen führt. Zudem leiden sie häufiger als Artgenossen mit natürlichen „Stehohren“ an schmerzhaften Ohrentzündungen. Dies liegt daran, dass aufgrund der langen Schlappohren nicht genügend Luft an die Ohren kommt und so Entzündungen im Mittelohr gefördert werden. Eine Erkrankung kann langwierig sein oder sogar chronisch und dadurch schwer therapierbar werden. Aufgrund der abgeknickten Gehörgänge nehmen die Tiere zudem Schallwellen schlechter wahr, und das Sekret kann nicht richtig abtransportiert werden.

Betroffene Kaninchen sind ihr Leben lang permanentem Leid ausgesetzt. Im Sommer kann es unter den „Riesenohren“ zu einem Hitzestau kommen. Im Winter hingegen verlieren die Tiere über die große Ohroberfläche so viel Wärme, dass sie sich nur schwer warm halten können. Da Widderkaninchen ihre Ohren nicht bewegen können, leiden viele zudem unter einem stark eingeschränkten Blickfeld und schlechteren Kommunikationsmöglichkeiten mit Artgenossen. 

„Silkbacks“/„Leatherbacks“ (Beispiel: Bartagame)

Bartagame vorm Napf

Die fragwürdigen Zuchtziele vieler Reptilienzüchter haben zu zahlreichen optischen Variationen bei den Tieren geführt. In den vergangenen Jahren ist in der Terraristik ein deutlicher Trend zu sogenannten Morphen zu beobachten – Tieren mit veränderter Färbung und/oder Hautstruktur [28]. Bei der Bartagame unterscheidet man zwei Arten der Hautveränderung: Die komplette Schuppenlosigkeit (Silkback-Bartagamen) sowie ihre züchterische Vorstufe, die sogenannte Leatherback-Bartagame, die über deutlich kleinere Schuppen als gewöhnlich verfügt [29]. Schuppen sind für die Tiere allerdings von erheblicher Bedeutung, da sie einen wichtigen Schutz vor Verletzungen (mechanischer Schutz) und UV-Strahlen bieten und das Reptil vor Austrocknung schützen (Verdunstungsschutz): Die kleinen oder komplett fehlenden Schuppen bedeuten enormes Leid für die Tiere, da sie sich leichter verletzen und sich nicht artgemäß bewegen können [30].

Als wechselwarme Tiere müssen Bartagamen regelmäßig Sonnenplätze nutzen, um ihren Wärmehaushalt regulieren zu können. Durch den Schuppenverlust sind sie allerdings nicht vor UV-Strahlung geschützt – schwere Sonnenbrände und Verbrennungen können die Folge sein. Sehr häufig kommen Häutungsprobleme hinzu; die Tiere müssen dann regelmäßig während ihrer Häutung eingecremt werden. Trotz des Eincremens können Häutungsrückstände zurückbleiben, die zu Abschnürungen an den Gliedmaßen oder dem Schwanz führen. Das häufige Handling bedeutet für die Wildtiere großen Stress. Die Haltung auf natürlichem Bodengrund ist unmöglich, da beispielsweise Sand oder Erde am Körper der Tiere haften bleibt oder zu mechanischen Hautverletzungen führt. Zudem sind die Reptilien erheblich in ihrer Kommunikationsfähigkeit mit Artgenossen eingeschränkt. Als Beispiel sei das Aufstellen des Bartes (Drohverhalten) genannt, dass aufgrund der Schuppen- und Stachellosigkeit unmöglich ist.

Kropftaube

Kropftaube

Der Kropf der Vögel ist eine Aussackung der Speiseröhre am Hals, unmittelbar vor dem Brusteingang. Den sogenannten Kropftauben wurde ein hypertrophiertes Imponierverhalten angezüchtet. Das heißt, die Tiere zeigen ein völlig überstiegenes Imponieren. Dieses zeigt sich in einem übersteigerten Aufblasen des Kropfes mit Luft [25]. Man bezeichnet die Tiere auch als „Kröpfer“. Sie leiden deutlich häufiger an einer schmerzhaften Entzündung ihres „Hängekropfes“, die tierärztlich behandelt werden muss, aber häufig wiederkehrt [26]. Gründe dafür sind Fehlgärung, Säuerung und Fäulnisbildung des Kropfinhaltes [27]. Als Spätfolge der Kropferweiterung kann es zu einer Kropfruptur kommen. Das bedeutet ein sehr schmerzhaftes Aufreißen der Kropfwand, die nicht selten tödlich endet. 

Die hier dargestellten Tierarten, Rassen, Erkrankungen und Symptome haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie sind vielmehr Beispiele für das Leiden unserer „Haustiere“. Bei den meisten Rassen gibt es viele nebeneinander vorkommende Leiden, die in diesem Rahmen nicht alle erwähnt werden können.

Helfen Sie, die Qualzuchten abzuschaffen

Unterschreiben Sie unsere Petition mit der Forderung nach einem Heimtierschutzgesetz, das unter anderem rechtlich verbindlich und klar ausformuliert, welche Merkmale als Qualzucht gelten. Nur so kann das Leid der Tiere beendet werden.