Die 8 größten Irrtümer über Zoos

In zoologischen Einrichtungen müssen Tiere meist ihr ganzes Leben in Gefangenschaft verbringen. Zoos behaupten, das Einsperren der Tiere wäre für den Artenschutz und die Vermittlung von Wissen über Tiere nötig. Doch in Wahrheit verfolgen Zoobetreiber:innen ganz andere Ziele. Hier die 8 größten Irrtümer über Zoos und was wirklich dahintersteckt.

1. „Zoos betreiben Artenschutz.“

Die meisten Tiere, die in Zoos leben, gehören keiner bedrohten Tierart an. Nur 20 bis 25 Prozent aller weltweit bedrohten Säugetiere werden in Zoos gehalten – bei Reptilien sind es sogar nur 3 Prozent. [1] Viele Tierarten wie Tiger, Bären, Menschenaffen, Löwen, Giraffen oder Eisbären können jedoch niemals ausgewildert werden, wenn sie in Gefangenschaft geboren und aufgewachsen sind. Ihre Instinkte verkümmern im Zoo, und sie erlernen die Verhaltensweisen nicht, die ihr Überleben in der Natur sichern würden.

Angeketteter Greifvogel im Wildpark Tambach

Selbst bei von den Zoos koordinierten Zuchtprogrammen kommt es schnell zu Inzucht, da es nur vergleichsweise wenige Individuen in Gefangenschaft gibt. Dadurch werden immer wieder Tiere mit schweren genetischen Defekten geboren, die nicht überlebensfähig sind. So heißt es in einer Antwort des Bayerischen Landtags auf eine Schriftliche Anfrage bezüglich der Haltung von Primaten in Zoos:

„In menschlicher Obhut treten bei Tieren ursprünglich wildlebender Arten sehr schnell, teilweise bereits in der ersten Zuchtgeneration, körperliche Veränderungen ein und das Verhalten verändert sich (z.B. Individual- und Fluchtdistanzen). Die Tiere sind aus Gründen des Tierschutzes nicht zur Auswilderung geeignet.“ [2]

Eine Tierart lediglich in Gefangenschaft zu erhalten, bringt weder den Tieren noch der Natur etwas, sondern nur den Menschen. Artenschutz bedeutet, Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu schützen.

2. „Zoos vermitteln Wissen über Tiere.“

Was die Besucher:innen in Zoos sehen, sind Tiere, die vielen ihrer natürlichen Verhaltensweisen und Bedürfnissen nicht nachkommen können. Vögel können nicht so fliegen wie in Freiheit, Geparden nicht mit Hochgeschwindigkeit ihrer Beute hinterherjagen und Affen sich nicht von Baum zu Baum schwingen, wie sie es in der Natur tun würden. Soziale Interaktionen mit ihren Artgenossen wie das Paarungsverhalten oder die Nahrungssuche werden im Zoo weitgehend unterdrückt. Die Zoobesucher:innen sehen verhaltensgestörte oder apathische Lebewesen, die ein völlig falsches Bild über die Tiere vermitteln.

Bonobo frisst Kot

Eine wissenschaftliche Studie von 2017 hat gezeigt, dass Zoobesucher:innen zwar etwas über Aussehen oder Name der Tierarten lernten, aber kein tiefergehendes Wissen erlangten, etwa zu Verhalten, Bedrohungsstatus und Schutzmaßnahmen. [3] Eine Umfrage in einem englischen Zoo ergab, dass Kinder mehr über Dinosaurier wissen als über die Menschenaffen, die dort zur Schau gestellt werden. [4]

3. „Den Tieren im Zoo geht es gut.“

Wildtiere haben sehr hohe Ansprüche an ihren Lebensraum, und Zoos können den Bedürfnissen der Tiere nicht gerecht werden. Laut einer Studie, die 2012 die Tierhaltung in 25 deutschen Zoos untersuchte, stand den Tieren in den meisten Gehegen nicht einmal ausreichend Verhaltens- und Beschäftigungsmaterial zur Verfügung. [5]

Verhaltensgestörter Eisbär im Tierpark Berlin

Viele Tiere in Zoos sind sichtlich verhaltensgestört, weil sie in Gefangenschaft ein eintöniges und abgestumpftes Leben führen müssen. Schimpansen werden häufig psychisch so krank, dass sie mit dem Oberkörper permanent hin- und herschaukeln, sich selbst verstümmeln und sogar ihre eigenen Exkremente essen. [6] Auch Elefanten leiden vielfach unter Verhaltensstörungen wie dem sogenannten „Weben“ – was durch das wiederholte Hin- und Herschaukeln wiederrum in Verdacht steht, Fußerkrankungen zu verschlimmern. [7]

Da Zoos regelmäßig Tiere züchten, um mit den niedlichen Tierbabys mehr Besucher:innen anzulocken, wird der Platz früher oder später knapp. Von den Zoos unerwünschte und als „Überschuss“ deklarierte Tiere werden in der Regel getötet oder an dubiose Tierhändler:innen verkauft. Wir von PETA Deutschland nachgewiesen, dass allein der Zoo und Tierpark Berlin zwischen 2007 und 2009 über 1.000 Tiere an den Tierhändler Werner Bode verkaufte, zu dessen Kunden unter anderem ein Tierversuchslabor und ein Exotenrestaurant zählten.

4. „Die Zurschaustellung von Tieren begeistert Menschen für den Artenschutz.“

Viele der Tiere, die in deutschen Zoos eingesperrt werden, haben ihren natürlichen Lebensraum in weit entfernten Ländern. Wenn Zoobesucher:innen in Deutschland einen Orang-Utan sehen, bringt das den Schutz der Orang-Utans in den Regenwäldern in Südostasien nur wenig voran. Beispielsweise lebten, als der Zoo Berlin 1844 eröffnete, noch über 100.000 Tiger in Asien. 2009 gab es nur noch 3.200 Tiger, und erst Artenschutzbemühungen vor Ort haben dafür gesorgt, dass die Bestände wieder ansteigen. [8] Auch die Panda-Population hat sich durch Schutzmaßnahmen erholt, und nicht durch die Auswilderung einiger weniger Tiere mit geringen Überlebenschancen. Bei anderen Tierarten ist der Rückgang ähnlich dramatisch.

pandagehege

Einer Studie zufolge gibt es keinen Beleg dafür, dass Zoos den Besucher:innen Interesse am Thema Artenschutz vermitteln. [9] Vor allem aber setzen Zoobesucher:innen vorhandenes oder neu erworbenes Wissen über Naturschutz nicht in die Tat um. [10] Sogar das Gegenteil ist der Fall: Da Zoos die Zucht in Gefangenschaft als „Arterhaltung“ vermarkten, gibt dies der Öffentlichkeit ein falsches Gefühl der Sicherheit über das Überleben einer Art – ein trügerischer Trost, der echten Artenschutz untergräbt.

5. „Kinder können Tiere nur im Zoo kennenlernen.“

Es gibt unzählige Möglichkeiten für Kinder, mit Tieren in Kontakt zu kommen und etwas über sie zu lernen, ohne dass dafür Tiere in Zoos eingesperrt werden müssen – beispielsweise bei Entdeckungsreisen durch die heimische Natur oder dem Besuch eines Lebenshofs. Auch vermitteln Dokumentarfilme ein viel realistischeres Bild über das Leben von Wildtieren, als die verhaltensgestörten und kranken Tiere im Zoo das können.

Kinder wollen nicht, dass Tiere leiden, und es ist nicht richtig, ihnen vorzumachen, dass Elefanten, Löwen und Affen in Gefangenschaft artgerecht gehalten werden können. Ein Zoobesuch kann Kindern nicht nur ein falsches Bild von Tieren vermitteln, sondern sogar ihre eigene Gesundheit gefährden. So erkrankten bereits hunderte Kinder nach dem Besuch von Streichelzoos an EHEC und anderen ernstzunehmenden, teils lebensverändernden Krankheiten. [11, 12]

6. „Zoos unterstützen Artenschutzprojekte wirkungsvoll vor Ort.“

Zoos geben nur einen geringen Bruchteil ihres jährlichen Budgets für Naturschutzprojekte aus. Die finanzielle Unterstützung von Artenschutzprojekten dient oft eher zur Imageverbesserung der Zoos. Dabei erhalten die meisten Zoos in Deutschland mehrere Millionen Euro an Subventionen aus den städtischen Kassen – sowohl für die laufenden Betriebskosten als auch für kostenintensive Bauprojekte. Würden diese Gelder direkt in den Artenschutz fließen, also für den Erhalt der natürlichen Lebensräume bedrohter Tierarten, wären viele Tiere heute nicht vom Aussterben bedroht. Stattdessen investieren Zoos in teure Zuchtprogramme für Tierarten, die niemals ausgewildert werden können.

Ein praktisches Beispiel: Würden die Zoos sämtliche Tiger-Zuchtprogramme einstellen, könnten mit den eingesparten Mitteln Wildhüter:innen und Ausrüstung finanziert und die letzten freilebenden Tiger effektiv geschützt werden.

7. „Heutzutage sind keine Wildfänge mehr erforderlich.“

Viele Tiere in deutschen Zoos sind Wildfänge – insbesondere Meeressäugetiere, Korallen, Haie und andere Fischarten. Viele Tierarten vermehren sich in Gefangenschaft kaum, da sie unter der artwidrigen Haltung leiden. Zoos ergänzen den Tierbestand einiger Arten daher stetig mit Wildfängen.

Auch ältere Menschenaffen oder Elefanten, die heute noch in Zoos leben, wurden mit brutalen Mitteln ihren Familien in der Natur entrissen, bevor dieser Praxis durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen Einhalt geboten wurde. Dennoch möchten Zoos den Tierbestand auch bei Säugetieren wie Elefanten, die normalerweise nicht mehr gefangen werden dürfen, gerne wieder mit Wildfängen ergänzen.

Elefant im Zoo Stuttgart – nur ein trauriges Abbild eines Wildtieres

8. „Zoos halten alle behördlichen Haltungsrichtlinien ein.“

2012 zeigte eine Studie über die Tierhaltung in 25 deutschen Zoos auf, dass fast ein Drittel aller untersuchten Gehege nicht die behördlich vorgegeben Mindestanforderungen erfüllte. [5] In 87 Prozent der Gehege fehlte jede Art von Verhaltens- und Beschäftigungsmaterial. 

Zudem sind die Zoorichtlinien nicht dazu geeignet, die hohen Ansprüche eines Wildtieres zu erfüllen. In der Natur umfasst das Revier eines Tigers beispielsweise mehrere hundert Quadratkilometer; Elefanten wandern durchschnittlich 25 Kilometer am Tag. Kein Zoo der Welt kann diesen Tieren auch nur annähernd artgerechte Lebensverhältnisse bieten.

Warum sperren Zoos Tiere wirklich ein?

Die meisten größeren Zoos sind in städtischer Hand und erhalten Subventionen aus Steuergeldern – obwohl die meisten von ihnen gleichzeitig hochdefizitär sind. [13] Denn mit der Zurschaustellung von Tieren lässt sich der Tourismus ankurbeln – Zoos sind damit ein Wirtschaftsfaktor. [14] Zoo-Verantwortliche bestreiten durch das Einsperren von Tieren ihren Lebensunterhalt. Die lukrativen Führungspositionen in zoologischen Einrichtungen bringen oftmals Prestige und Ansehen in der Gesellschaft und in der Wissenschaft mit sich. Dafür haben die Zoo-Verantwortlichen auch keine Hemmungen, die Öffentlichkeit mit vorgeschobenen Argumenten zu täuschen. 

Was Sie tun können

  • Besuchen Sie niemals einen Zoo, Tierpark oder Wildpark.
  • Sprechen Sie mit Familie, Freund:innen und Bekannten über das Leid der Tiere in Zoos und bitten Sie sie, ebenfalls keine zoologischen Einrichtungen zu besuchen.
  • Unterschreiben Sie unsere Petitionen, um den Tieren zu helfen, die in Zoos, Zirkussen und anderweitig ausgebeutet werden.