Circus Voyage: So sehr litt Elefant Mausi in ihren letzten Stunden

Elefantendame Mausi, die im Circus Voyage leben musste, litt jahrelang an einer schweren Arthrose. Durch die Deformation ihrer Gelenke konnte sie die Hinterbeine kaum noch anheben. Jede Kurve und jedes Bremsen im Zirkustransporter verursachte ihr Schmerzen. Dennoch schleifte sie der Circus Voyage unerbittlich Jahr für Jahr durch Deutschland, bis sie schließlich 2012 einen qualvollen Tod starb. Mausis Leidensweg steht sinnbildlich für alle Elefanten, die in Zirkusbetrieben bis zum letzten Atemzug ausgebeutet werden.

Inhaltsverzeichnis

Mausis Gesundheitszustand war sehr ernst

Mausis schwere Arthrose mit Deformierung der Hinterbeine war eine jahrelange Qual für die Elefantendame. Laut einem Gutachten der anerkannten Elefanten-Expertin Dr. Garaï war Mausis Arthrose die direkte Folge von Bewegungsmangel, Feuchtigkeit und zu langem Stehen auf hartem Boden – alles Bedingungen, denen die Tiere im Zirkus permanent ausgesetzt sind. [1] In freier Natur im tropisch-warmen Afrika wandern die sensiblen Elefanten durchschnittlich 25 Kilometer am Tag. [2]

Elefantenkuh vom Zirkus mit Arthrose
Die schwere Arthrose mit Deformierung der Hinterbeine war eine Qual für die Elefantin.

Zwar wurde 2008 für Mausi ein Auftrittsverbot verhängt. Dennoch wurde sie mit Billigung des zuständigen Kreisveterinäramtes Nordsachsen im schwerkranken Zustand von den Zirkus-Verantwortlichen weiter auf Tournee mitgeführt.

„Seit Ende 2008 darf Mausi nicht mehr in der Manege vorgeführt werden […] und erlitt als chronisch krankes Tier fortdauernde Schmerzen und Leiden aufgrund ihrer Mitführung im Reisebetrieb.“

Tobias Dornbusch, Elefanten-Schutz Europa e. V. [3]

Mausi litt zudem extrem unter der Gefangenschaft und der Tristesse im Circus Voyage. Als Anzeichen einer schweren Verhaltensstörung nickte sie häufig mit dem Kopf hin und her. Das sogenannte Weben ist ein Ausdruck von Frustration, Langeweile und Hilflosigkeit.

Mausi hatte zum Teil abgefrorene Ohren, weil Elefanten nicht an das mitteleuropäische Klima gewöhnt sind. Dr. Garaï führt die abgebrochenen äußeren Ohrlappen bei Mausi auf großen Stress mit nachfolgendem Kälteschock zurück. [1]

PETA wollte Mausi aus dem Zirkus retten

Wir von PETA Deutschland haben 2011 die Überführung Mausis in ein elefantengerechteres Refugium gefordert. Erst kurz zuvor fanden zwei Elefanten aus einem Zirkus ein neues Zuhause im Osnabrücker Zoo. Wir fordern bereits seit langem, dass sich Zoos in Auffangstationen für misshandelte und kranke Tiere aus Zirkus- und Privathaltung wandeln.

Obwohl ein Zoo sicherlich auch keine optimale Umgebung für ein Wildtier darstellt, wäre eine stationäre Unterkunft doch eine spürbare Verbesserung gegenüber einem fahrenden Zirkusbetrieb gewesen – besonders für einen schwer kranken Elefanten. Für Mausi hätte bereits ein Platz in einem geeigneten Refugium bereitgestanden. Doch der Zirkus wollte Mausi nicht abgeben.

Elefanten in der Zirkus Manege
Die Bedingungen im Zirkus sind alles andere als artgerecht für Wildtiere wie Elefanten. 

Mausi war nicht in der Gruppe integriert

Im Jahr 2008 starb im Circus Voyage die Elefantendame Anja an einer Lungenentzündung [4]. Wie alle Elefanten in deutschen Zirkussen waren auch Mausi und Anja sogenannte „Wildfänge“ – das heißt, sie wurden als Kinder ihren Familien und ihrer Heimat entrissen. Weibliche Elefanten verbleiben in der Natur ihr Leben lang in der mütterlichen Herde und haben enge Beziehungen zueinander. Doch im Zirkus müssen sich nicht verwandte Elefanten, die zusammen in eine Gruppe gesteckt werden, miteinander arrangieren. Der Tod ihrer engsten Sozialpartnerin war für Mausi deshalb ein schwerer Schlag, in dessen Folge sie sozial verarmte.

Laut Dr. Garaï war Mausi offensichtlich nicht in der Gruppe von vier weiteren Elefanten integriert. [1] Im Gegenteil, demnach hatte die kleinwüchsige Mausi keine Hilfe mehr gegenüber den dominanteren Elefantendamen und hatte Schwierigkeiten, zur Tränke zu gelangen, was sogar zu Austrocknungserscheinungen führen kann. Damit waren auch die Behauptungen von Zirkusdirektor Spindler und anderen dem Zirkus wohlgesonnenen Personen widerlegt, dass Mausi aus sozialen Gründen in der Gruppe bleiben müsse. Eine Behauptung, hinter der sich das Veterinäramt gerne versteckte.

Elefantenkuh Mausi vom Zirkus Voyage
Mausi war offensichtlich nicht in der Gruppe der anderen Elefanten integriert.

So leidvoll ließ Circus Voyage Mausi sterben

Ende 2011 verschlimmerte sich Mausis Zustand rapide. Im Januar 2012 wollte Zirkusdirektor Spindler vom Circus Voyage die Elefantendame noch an den belgischen Zoo Pairi Daiza verkaufen, um weiteres Kapital aus der todkranken Mausi zu schlagen. Doch kurz nach der Ankunft verstarb Mausi. Der Obduktionsbericht der Tierärzte des Zoos, die Mausi nach einem über zehn Stunden und 800 Kilometer andauernden Transport von Berlin nach Belgien in Empfang nehmen wollten, waren schockierend:

Entkräftet und zusätzlich mit Medikamenten ruhiggestellt ist Mausi im Transporter mehrfach umgefallen und angestoßen, sodass ihr Körper von zahlreichen Blutergüssen, Prellungen und einem Druckgeschwür regelrecht übersät war. Ihre letzte Fahrt muss die Hölle gewesen sein. In Belgien kam Mausi nur noch liegend an. Doch laut Bericht verweigerte Zirkusdirektor Spindler jegliche Behandlung für Mausi durch die anwesenden Tierärzte. Nach mehrfachen hartnäckigen Bitten durften die Tierärzte Mausi nach einiger Zeit wenigstens eine Spritze geben.

Auf dreimaliges Nachfragen, ob Mausi für den Transport sediert wurde, verneinten dies die Zirkus-Verantwortlichen jeweils. Doch bei der Obduktion kam heraus, dass Mausi sehr wohl mit dem Beruhigungsmittel Xylazin sediert wurde. Hätten die Veterinärmediziner dies gewusst, hätten sie nach eigener Aussage die Behandlung entsprechend anpassen und das Mittel hemmen können. Denn es verschlimmerte vermutlich einen Darmverschluss, an dem Mausi ebenfalls litt.

Die Veterinärmediziner forderten die Zirkus-Verantwortlichen auf, Mausi mit kleinen Portionen Nahrung zu versorgen und zu tränken, mussten dies aber selbst vornehmen, weil die Zirkus-Verantwortlichen dem nicht nachkamen. Eine Infusion musste abgebrochen werden, weil die Zirkus-Verantwortlichen die liegende Mausi losgebunden hatten und die Veterinärmediziner dem Risiko von Fußtritten ausgesetzt waren. Mausi starb noch an Ort und Stelle. Sie war erst etwa 30 Jahre alt. Die Lebenserwartung bei Afrikanischen Elefanten liegt bei 60 bis 70 Jahren.

Elefant im Gehege vom Zirkus Voyage
Die meisten Tiere können ihren natürlichen Bedürfnissen in der Zirkusgefangenschaft nicht nachgehen.

Woran starb Mausi?

Mausis Todesursache wird den Veterinärmedizinern zufolge auf mehrere Faktoren zurückgeführt. Mausi war vorher schon todkrank und litt unter anderem unter Muskelschwund. Sie hätte schon längst von deutschen Veterinärämtern aus dem Zirkus beschlagnahmt werden müssen. Ihr Transport nach Belgien hat laut Obduktionsbericht für den konkreten Todesfall aber eine gewichtige Rolle gespielt.

Wir haben den Obduktionsbericht als zusätzliches Beweismaterial an die zuständige Staatsanwaltschaft Berlin übermittelt, die im Februar 2011 gegen die Zirkus-Verantwortlichen wegen Tierquälerei ermittelte. Zudem haben wir Strafanzeige gegen die 22 Veterinärbehörden erstattet, die den Gesundheitszustand von Mausi auf der Circus-Voyage-Tournee 2011/2012 trotz eines offensichtlich lebensbedrohlichen Zustandes stets als ausreichend bezeichnet haben. Doch die Ermittlungen wurden eingestellt, da nicht nachweisbar sei, dass Mausi vorsätzlich erhebliche Schmerzen oder Leiden zugefügt wurden, und da auch ihre Transportfähigkeit vor der Höllenfahrt nach Belgien leider amtstierärztlich bescheinigt worden war.

Plakat Zirkus Voyage
Im Zirkus Voyage sind bereits mehrere Wildtiere verfrüht gestorben.

Das Elefantenleid bei Circus Voyage geht weiter

Das Leid der Elefanten und anderen Wildtiere bei Circus Voyage geht unbeirrt weiter: Auch in den Jahren nach Mausis Tod dokumentierten Veterinärbehörden und Tierschützer gravierende Mängel in der Tierhaltung des Zirkusbetriebs – so auch beim „Berliner Weihnachtscircus“ 2019. Die Mängelliste umfasste allein dort 26 Punkte [5]. Insbesondere der Gesundheitszustand von Elefantin Malou war besorgniserregend: Bei ihr wurden unter anderem eine akut behandlungsbedürftige Bewegungseinschränkung am rechten Hinterbein und Muskelzittern an allen Beinen festgestellt. Die Behörde ordnete für Malou ein Auftrittsverbot an. Zudem musste Malou in das Winterquartier in Wiedemar überführt werden, um sie eingehend tierärztlich untersuchen zu lassen. Alle vier Elefanten wiesen zudem eine schwache Bemuskelung auf, die auf unzureichende Bewegung zurückzuführen ist.

Zwischenzeitlich ist eine weitere Elefantin im jungen Alter von Mitte dreißig bei Circus Voyage verstorben, denn in einem Medienbericht vom Frühjahr 2021 ist nun nur noch von drei Elefanten die Rede. [6]

Demonstrant mit Elefantenmaske und Schild
Für Tiere bedeuten Zirkusse Gefangenschaft und Leid.

Was Sie tun können

Bitte besuchen Sie niemals einen Zirkus. Das leidvolle Leben von Mausi zeigte erneut, welchen Wert fühlende Lebewesen im Zirkus haben – sie sind Unterhaltungsobjekte, die für Profit ausgebeutet werden. Unterstützen Sie diese Grausamkeiten nicht, sondern setzen Sie sich gemeinsam mit uns gegen Tiere im Zirkus ein.