Bayerischer Jagdverband und Landwirtschaftsministerium warnen mit Plakaten von Fuchswelpen vor Wildunfällen – PETA kritisiert Doppelmoral: „Jäger töten in Bayern jährlich über 100.000 Füchse“

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Bayern / Stuttgart, 29. November 2019 – Dem bayerischen Jagdverband zufolge sterben im Freistaat jährlich 76.000 Wildtiere bei Unfällen. Um Tierarten wie Füchse, Wildschweine, Rehe und Dachse zu schützen und Autofahrer vor Wildwechseln zu warnen, sollen nun an Straßenrändern in ganz Bayern insgesamt 1.500 Schilder mit Tiermotiven, unter anderem eines mit einem Fuchswelpen, und der Aufschrift „Schütze Leben – unseres und deins“ angebracht werden. An den Kosten von insgesamt 110.000 Euro beteiligt sich der Jagdverband mit 10.000 Euro – den Rest trägt der Steuerzahler. PETA kritisiert trotz des grundsätzlich positiven Ansinnens die Doppelmoral der Jägerschaft: Im vergangenen Jagdjahr töteten Jäger allein in Bayern mehr als 810.000 Wildtiere, darunter mehr als 100.000 Füchse und über 19.000 Dachse. Die Tierrechtsorganisation fordert ein Verbot der Hobbyjagd und appelliert an die Landesregierung, in einem ersten Schritt die unnötige Jagd auf Füchse zu verbieten.
 
„Mit einem Fuchsplakat für den Schutz von Wildtieren zu werben, ist reine Heuchelei seitens des Jagdverbandes. Wenn den Jägern in Bayern wirklich etwas am Schutz von Fuchs und Co. läge, müssten sie als Erstes die sinnlose Hobbyjagd auf diese Tiere einstellen. Stattdessen werden Füchse und andere Tiere flächendeckend gnadenlos verfolgt, weil sie als Beutekonkurrenten und lebendige Zielscheiben betrachtet werden“, so Nadja Michler, PETAs Fachreferentin für Wildtiere.
 
Argument des Artenschutzes ist Augenwischerei
Um ihrer Forderung nach einem bundesweiten Fuchsjagdverbot Nachdruck zu verleihen, hat PETA eine Petition gestartet. Dass die Jägerschaft mit den geplanten Schildern Tiere schützen will, ist nach Ansicht der Tierrechtsorganisation Augenwischerei – ebenso die Aussage, dass es bei der Jagd auf Füchse um Artenschutz ginge. Schließlich haben Jäger im letzten Jagdjahr allein in Bayern neben den Tausenden Füchsen unter anderem mehr als 800 Rebhühner sowie rund 900 Höckerschwäne getötet. Experten sind sich einig, dass die drastischen Populationsrückgänge bedrohter Arten wie dem Feldhasen der industrialisierten Landwirtschaft und dem damit einhergehenden Lebensraumverlust zuzuschreiben sind. Hinzu kommt, dass Jäger in Deutschland selbst jedes Jahr mehr als 180.000 Feldhasen töten, allein in Bayern waren es im vergangenen Jagdjahr über 53.000. PETA weist zudem darauf hin, dass Füchse sich vornehmlich von den bei Landwirten unbeliebten Mäusen ernähren und außerdem ihren Beutearten das Überleben sichern, indem sie schwache und kranke Tiere erbeuten und Krankheitsherde somit sofort eliminieren.
 
Jagd aus wildbiologischer und gesundheitlicher Sicht unnötig
Bundesweit töten Hobbyjäger jährlich über 400.000 Füchse, dabei gibt es weder aus wildbiologischer noch aus gesundheitlicher Sicht einen Grund für die massenhafte Bejagung. [1, 2] Die zum Teil noch immer geäußerten Bedenken gegenüber den Tieren beruhen auf längst widerlegten Annahmen: Die Gefahr einer Krankheitsübertragung durch Füchse ist nahezu auszuschließen. Deutschland ist seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut und der Fuchsbandwurm zählt zu den seltensten Parasitosen Europas. Die Jagd auf Füchse hat keinerlei regulierende oder reduzierende Auswirkungen auf die Population, weil Verluste rasch durch Zuwanderung und steigende Geburtenraten ausgeglichen werden. Aufgrund dieser Fakten hat die Regierung in Luxemburg bereits im April 2015 ein Fuchsjagdverbot durchgesetzt. „Diesem wegweisenden Beispiel muss Deutschland endlich folgen“, so Michler.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Baker, P./Harris, S./White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York.
[2] Baker, P./Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK? Springer-Verlag, 2005.
 
Weitere Informationen:
Fuchsjagd-stoppen.de
 
Pressekontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]

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