Circus Belly in Gifhorn: Nach Robby-Urteil fordert PETA Veterinäramt Gifhorn zur Durchsetzung der Haltungsrichtlinien für Menschenaffen auf

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Gifhorn / Stuttgart, 18. März 2019 Ab 21. März gastiert Circus Belly in Gifhorn. Noch immer dabei ist Schimpanse Robby, nachdem das Oberverwaltungsgericht Lüneburg im November 2018 urteilte, dass dieser nicht in eine Auffangstation zu Artgenossen umziehen darf. PETA bedauert das Urteil, denn das Gericht hat ausdrücklich festgestellt, dass die Einzelhaltung des Menschenaffen im Zirkus nicht artgerecht ist und gegen § 2 des Tierschutzgesetzes verstößt. Robby leidet wegen der Isolation unter schwerwiegenden Verhaltensstörungen, die auch amtstierärztlich diagnostiziert wurden. Die Tierschutzorganisation fordert deshalb das Veterinäramt Gifhorn auf, künftig wenigstens die offiziellen Mindestanforderungen für die Schimpansenhaltung [1] durchzusetzen, gegen die der Zirkus seit Jahren verstößt.
 
„Es ist empörend, dass die tierschutzwidrige Haltung von Robby weiterhin geduldet wird“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Er wird vermutlich bis zu seinem Lebensende im Zirkus bleiben müssen, ohne noch einmal Zeit mit anderen Schimpansen verbringen zu dürfen. Es ist daher das Mindeste, dass das Veterinäramt nun die Erweiterung des Geheges auf die vorgeschriebenen 400 Quadratmeter anordnet.“
 
Jahrzehntelange Mangelhaltung für letzten Menschenaffen im Zirkus
Die Haltungsbedingungen bei Circus Belly liegen weit unter den Mindestanforderungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Demnach müssten Innen- und Außengehege insgesamt mindestens 400 Quadratmeter groß und mit zahlreichen Klettermöglichkeiten ausgestattet sein [1]. Mit den Vorgaben der behördlichen Richtlinien wird § 2 des Tierschutzgesetzes konkretisiert, wonach ein Tier verhaltensgerecht unterzubringen ist und die Möglichkeit zu artgemäßer Bewegung nicht so eingeschränkt werden darf, dass ihm vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden. Bei Circus Belly wird Robby die meiste Zeit in einem umgebauten Lkw-Anhänger gehalten. Selbst wenn sämtliche Gittergehege aufgebaut sind und die Temperaturen den Zugang zum Außenbereich erlauben, stehen ihm nur rund 60 Quadratmeter zur Verfügung. Ausreichende Kletter-, Beschäftigungs- und Versteckmöglichkeiten gibt es nicht. Die für den Zirkus zuständige Genehmigungsbehörde, der Landkreis Celle, bestätigte bereits im August 2015, dass die Haltung nicht artgerecht sei und heutzutage nicht mehr genehmigt würde [2].

PETA setzt sich seit 2011 für die Rettung des letzten Menschenaffen in einem deutschen Zirkus ein. Der etwa 43-jährige Robby wird bei Circus Belly seit Jahrzehnten einzeln gehalten. In der Natur leben Schimpansen in Gruppen mit einer komplexen Sozialstruktur und mehreren Dutzend Tieren. Experten zufolge sind Menschen keine adäquaten Sozialpartner für sie. Die renommierte Auffangstation Animal Advocacy and Protection (AAP) in den Niederlanden ist seit etwa 25 Jahren auf die Rettung von Schimpansen aus schlechten Verhältnissen spezialisiert und hat angeboten, Robby aufzunehmen. Zahlreiche traumatisierte und jahrzehntelang einzeln gehaltene Schimpansen aus Zirkusbetrieben konnten dort erfolgreich in Sozialgruppen integriert werden. Mit dieser einzigartigen Expertise hätte man Robby einen Lebensabend mit Artgenossen ermöglichen können.
 
Im April 2017 beschloss das Verwaltungsgericht Lüneburg, dass Robby in die Auffangstation umziehen darf. Der vom Gericht bestellte Gutachter attestierte gute Chancen für eine erfolgreiche Eingliederung. 2018 ließ das Oberverwaltungsgericht Lüneburg jedoch wegen Bedenken bezüglich der Resozialisierung des Affen Berufung zu und entschied letztlich, dass Robby aufgrund seines hohen Alters weiterhin bei Circus Belly bleiben soll.

Deutschland Schlusslicht beim Schutz von Tieren im Zirkus
In Deutschland sind alle Tierarten in Zirkusbetrieben erlaubt. Der Bundesrat forderte in seiner bereits dritten Entschließung ein Zirkusverbot für Wildtiere wie Primaten. In 27 europäischen Ländern, darunter beispielsweise Belgien, Österreich, die Niederlande und Griechenland, sind bestimmte oder alle Tierarten im Zirkus nicht mehr erlaubt. Einer repräsentativen Forsa-Umfrage vom Mai 2014 zufolge vertreten 82 Prozent der Deutschen die Auffassung, dass Wildtiere nicht artgerecht im Zirkus gehalten werden können. Auch die Bundestierärztekammer spricht sich für ein Verbot aus.

PETAs Motto lautet in Teilen, dass Tiere nicht dazu da sind, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten.

[1] BMEL (2014): „Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“. Online abrufbar unter:  www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Tier/Tierschutz/GutachtenLeitlinien/HaltungSaeugetiere.pdf?__blob=publicationFile.
[2] „Zirkus weist PETA-Vorwürfe zurück“. In: Volksstimme v. 20.08.15. Online abrufbar unter: https://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/genthin/1522705_Zirkus-weist-Peta-Vorwuerfe-zurueck.html.
 

Leben unter tierquälerischen Bedingungen: Schimpanse Robby bei Circus Belly / © PETA Deutschland e.V.
 
Das druckfähige Motiv kann hier heruntergeladen werden.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Robby
PETA.de/RettetRobby
PETA.de/Chronik-Zirkus-Belly
 
Kontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

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