Exotische Lebewesen im „Schlussverkauf“, illegale Parkplatzgeschäfte und Handel mit geschützten Tieren – PETA übt scharfe Kritik an „Terraristika“ und fordert Verbot der Veranstaltung aus Tier- und Artenschutzgründen

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Hamm / Stuttgart, 12. Dezember 2019 – Tiere sind keine Ware: Am Samstag findet in den Zentralhallen Hamm bereits zum vierten Mal in diesem Jahr die weltweit größte Reptilienbörse statt. Wie billige Massenware werden Reptilien, Amphibien, exotische Säugetiere und Insekten in kleinen Boxen auf der tierschutzwidrigen Veranstaltung verramscht. Die Börse steht neben der Tierquälerei auch in der Kritik, weil in den Zentralhallen, in naheliegenden Hotels und auf Parkplätzen immer wieder mit streng geschützten Arten gehandelt wird. Viele der angebotenen Tiere sind Wildfänge, sodass für die „Terraristika“ die letzten Regenwälder und Savannen geplündert werden, um die Nachfrage der Szene zu bedienen. Obwohl mehrfach illegale Parkplatzgeschäfte und zahlreiche Tierschutzverstöße dokumentiert wurden, drücken die örtlichen Behörden regelmäßig beide Augen zu – auch weil die Börse ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist. PETA übt scharfe Kritik an der Veranstaltung und fordert aus Gründen des Tier- und Artenschutzes ein sofortiges Verbot der Börse.
 
„Wir befinden uns inmitten eines gigantischen Artensterbens und auf Reptilienbörsen wie der in Hamm findet der Ausverkauf der Natur vor unseren Augen statt. Sensible Exoten werden wie billiger Trödel verramscht“, so Jana Hoger, Fachreferentin bei PETA. „Wir fordern die Politik auf, diese arten- und tierschutzwidrige Veranstaltung umgehend zu verbieten.“
 
Ausverkauf der Natur
Zwischen 2013 und 2017 wurden laut offiziellen Eurostat-Statistiken 1,49 Millionen Reptilien nach Deutschland importiert. Viele dieser exotischen Tiere sind Wildfänge. Im Auftrag profitorientierter Händler werden die letzten artenreichen Gebiete regelrecht geplündert. Bis zu 70 Prozent der empfindlichen Tiere sterben Studien zufolge durch Stress, Unterversorgung oder transportbedingte Verletzungen, bevor sie überhaupt in einem deutschen Wohnzimmer ankommen [1].
 
Tierquälerei für Reptilienbörsen
Auf Exotenbörsen werden die Tiere häufig in winzige Plastikboxen ohne Rückzugsmöglichkeiten gesperrt. Sie sind dabei erheblichem Stress ausgesetzt, welcher sich oftmals durch stereotype Verhaltensweisen äußert. Die Reptilien werden häufig zu Billigpreisen angeboten und enden bei Abnehmern, die ihren hohen Ansprüchen an Temperatur, Lebensraum und Ernährung in keiner Weise gerecht werden können. Weil viele Halter überfordert sind, sind Tierheime und Auffangstationen mit exotischen Tieren überfüllt. Eine artgerechte Haltung ist in Gefangenschaft ohnehin nicht möglich. Ein Großteil der von Privatpersonen gehaltenen Exoten stirbt frühzeitig, weil die Bedürfnisse der Tiere nicht ausreichend erfüllt werden. Eine tierärztliche Fallstudie, bei der rund 150 verstorbene Reptilien untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass 51 Prozent der Tiere an durch Haltungsfehler verursachten Krankheiten litten [2].
 
Kommunale Verbote von Exotenbörsen
Passau hat im Oktober 2016 beschlossen, keine Veranstaltungen in städtischen Hallen zuzulassen, die der Zurschaustellung und dem Verkauf exotischer Tiere dienen. Auch die Stadt Bad Oeynhausen lässt keine Reptilienbörsen in kommunalen Gebäuden mehr zu. Im Koalitionsvertrag der vergangenen Bundesregierung (2013) war ein Verbot gewerblicher Börsen für exotische Tiere bereits vorgesehen, wurde aber nicht umgesetzt.
 
Das unbarmherzige Geschäft mit Reptilien im Heimtierhandel
PETA fordert ein Haltungsverbot exotischer Wildtiere für Privatpersonen. Eine im August 2016 veröffentlichte international übergreifende Recherche offenbarte erstmals Einblicke in den skrupellosen Handel mit Reptilien, die für den deutschen Heimtiermarkt bestimmt sind. Bildmaterial dokumentiert massenhaft tote, verletzte oder jahrelang in Plastikboxen eingesperrte Tiere bei deutschen Großhändlern und deren internationalen Zulieferern.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Toland, Elaine / Warwick, Clifford / Arena, Phillip (2012): Pet Hate. In: The Biologist, Vol. 59 No. 3.
[2] Schmidt, Volker (2008): Die Bedeutung von haltungs- und ernährungsbedingten Schäden bei Reptilien. Eine retrospektive pathologische Studie. 4. Leipziger Tierärztekongress.
 
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Reptilien werden wie billiger Trödel an jeden Interessenten verkauft. / © PETA Deutschland e.V.
 
Das druckfähige Motiv finden Sie hier zum Download.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Terraristika-Hamm-Petition
PETA.de/Reptilienboersen
PETA.de/Themen/Reptilien
 
Pressekontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

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