Experimente endlich stoppen: Auch 2017 Millionen Tiere in deutschen Versuchslaboren missbraucht und getötet

PETA Logo

Stuttgart, 20. Dezember 2018 – Jedes Leben zählt. Trotzdem ist die Zahl der Tiere, die 2017 für Tierversuche herangezogen wurden, nicht gesunken. Anhand der vorliegenden Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wird klar: 2,8 Millionen Tiere starben 2017 im Namen der „Wissenschaft“ und vermeintlichen Sicherheit von Stoffen und Produkten einen meist grausamen und gleichermaßen sinnlosen Tod. Das Bestreben des BMEL für die aktuelle Statistik war, dass die Zahl der für die „Wissenschaft“ verwendeten Tiere sinken muss. Dieses Ziel wurde ein weiteres Mal in Folge nicht erreicht: 2015 und 2016 wurden ebenfalls jeweils rund 2,8 Millionen Tiere für “wissenschaftliche Zwecke“ missbraucht. Da jedes von ihnen eines zu viel ist, fordert PETA die Bundesregierung auf, endlich die tierfreie, humanrelevante Forschung zu forcieren.
 
„Es ist längst bekannt, dass Ergebnisse aus Tierversuchen nicht auf den Menschen übertragbar sind. Trotzdem leiden mit öffentlicher Förderung jedes Jahr Millionen Tiere in schmerzhaften Versuchen und fristen ein Dasein in Isolationshaft“, so Sabrina Engel, Fachreferentin im Bereich Tierversuche bei PETA. „Die tierfreie, humanrelevante Forschung muss endlich angemessen finanziell gefördert werden – das, was bislang in die Alternativmethodenforschung fließt, kann man nur als Almosen bezeichnen.“
 
Auffällig ist der enorme Anstieg bei der „Verwendung“ von Affen: Auf eine Anfrage von Renate Künast, der tierschutzpolitischen Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, hatte das BMEL bereits am 10. Dezember eine Vorab-Auskunft zu einer Reihe von verwendeten Tierarten und Schweregraden erteilt. Daraus ging hervor, dass die Zahl der Affen, die in Tierversuchen leiden mussten, im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel auf 3.385 gestiegen ist [2]. Auch die Zahl der Ratten – insgesamt mehr als 250.000 Tiere – stieg an, die Anzahl der Mäuse ist mit etwa 1.400.000 nahezu unverändert. Kaum merklich gesunken sind Experimente mit Katzen und Kaninchen; nach wie vor werden mehr als 700 Katzen für Versuche missbraucht. 2016 wurden 3.900 Hunde für Tierversuche verwendet, 2017 waren es noch immer 3.300.
 
Obwohl das BMEL angibt, „bestrebt“ zu sein, die Anzahl der Tiere in Versuchen zu senken, stieg die Zahl derer, die in Versuchslaboren leiden und sterben, in den vergangenen Jahren wieder an. Die meisten Tiere leiden seit Jahren vor allem für die sogenannte Grundlagenforschung, was reiner Neugierforschung gleicht. Jährlich werden von öffentlicher Hand Beträge im Milliardenbereich in Tierversuche gesteckt. Gleichzeitig rühmt sich das Bundesforschungsministerium damit, in den vergangenen 38 Jahren insgesamt 180 Millionen Euro in tierversuchsfreie Projekte investiert zu haben – das sind etwa 4,5 Millionen pro Jahr, ein Bruchteil der Investitionen in Tierversuche [3].
 
Studien haben gezeigt, dass Tierversuche nicht dazu geeignet sind, menschliche Reaktionen auf Krankheiten oder Medikamente präzise vorauszusagen. Rund 92 Prozent aller neuen Medikamente fallen in klinischen Versuchen durch, nachdem sie im Tierversuch bestanden haben. Dies belegte schon eine Studie der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) 2004 [4]. „Neuere Studien bestätigen diese Zahl nicht nur [5], sondern dokumentieren auch einen Anstieg auf 95 Prozent [6].
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Für die Tierrechtsorganisation steht fest: Es ist längst überfällig, zu humanen, effizienten und modernen tierversuchsfreien Testmethoden überzugehen. In vielen Bereichen gibt es zahlreiche Alternativmethoden. Einige sind bereits erfolgreich im Einsatz, andere weit entwickelte und vielversprechende Methoden erhalten keine oder unzureichende Fördergelder, um präzisiert zu werden.
 
[1] Die Zahlen in Versuchen missbrauchter Tiere 2014-2016: online unter: https://www.bmel.de/DE/Tier/Tierschutz/_texte/TierschutzTierforschung.html?notFirst=false&docId=10323474#doc10323474bodyText14.
[2] https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/infos/wissenschaftliche-studien/2130-affenhirnversuche-nutzlos-und-irrefuehrend.
[3] https://www.bmbf.de/de/alternativen-zum-tierversuch-412.html.
[4] Food and Drug Administration Report: Innovation or Stagnation – Challenge and Opportunity on the Critical Path to New Medical Products, 2004
[5] Clinical development success rates for investigational drugs. (2014). Nature Biotechnology 2014 (32): 1; 40-51.
[6] Arrowsmith, J.: A decade of change. Nature Reviews Drug Discovery 2012: (11); 17-18.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Tierversuche
 
Kontakt:
Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]

Kontakt

Kontakt
Kopieren