Eisbären im Zoo: So schlecht geht es den Bären im Zoo wirklich

Eisbären sind die zweitgrößten Landraubtiere der Welt. Die Einzelgänger haben in freier Wildbahn ein Streifgebiet, das mehrere Hundert bis Tausende Quadratkilometer umfassen kann. [1] Am Tag legen sie bis zu 30 Kilometer zurück. [2]

Kaum ein Tier leidet so offensichtlich in Gefangenschaft wie sie, trotzdem müssen noch rund 30 Eisbären ihr Dasein in deutschen Zoos fristen. Hier erfahren Sie, warum Eisbären ausschließlich in die freie Wildbahn gehören.

In welchem Zoo gibt es Eisbären?

In Deutschland leben derzeit rund 30 Eisbären (Stand 2023) in Zoo-Gefangenschaft: in Berlin (Tierpark), Bremerhaven, Gelsenkirchen, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, München, Nürnberg, Neumünster und Rostock. Die Tiere leiden enorm unter den artwidrigen Lebensbedingungen – egal, in welchem Zoo.

Die Größe eines Eisbären-Zoogeheges entspricht im Mittel nur etwa einem Millionstel ihres Reviers in der Natur. [3] Dort durchstreifen sie Gebiete von mehreren Tausend Quadratkilometern. In den nur wenige hundert Quadratmeter kleinen Zoogehegen leiden die Tiere unter Bewegungsmangel und Beschäftigungslosigkeit. Hinzu kommt, dass Eisbären in Zoos ihr Bedürfnis nach Nahrungssuche, ihr Jagdverhalten und ihre freie Partnerwahl nicht ausleben können.

Eisbaer im Zoogehege
Viele Eisbären entwickeln Verhaltensauffälligkeiten aufgrund der Gefangenschaft im Zoo.

Wie krank sind Eisbären im Zoo?

Eisbären im Zoo leiden nicht nur unter Bewegungsmangel, Enge und Beschäftigungslosigkeit, sondern auch unter besonders schweren Verhaltensauffälligkeiten. [3] Diese lassen sich beispielsweise am Im-Kreis-Laufen oder Kopfwippen vieler Tiere erkennen.

Verschiedenen wissenschaftlichen Studien zufolge weisen mindestens 55 bis 77 Prozent der Eisbären in Zoos Verhaltensstörungen auf. [4,5] In einer Fallstudie verbrachte ein männlicher Eisbär ganze 77 Prozent seiner täglichen Aktivität entweder mit stereotypem Laufen oder Schwimmen. [6] Im Jahr 2008 ergab eine Untersuchung aller damaligen Haltungen durch PETA Deutschland, dass von 34 Eisbären 24 Tiere eine Stereotypie zeigten (Filmaufnahmen liegen vor). [7]

Auch neuere, vermeintlich große Gehege können den Bedürfnissen der Tiere nicht gerecht werden: So filmten Besuchende im Jahr 2018 bereits kurz nach der Eröffnung des Polariums im Rostocker Zoo ein Tier mit Verhaltensstörungen, und auch der Zoo selbst gab zu, dass der Eisbär-Mann Akiak Stereotypien zeigt. [8]

Warum sterben Eisbären im Zoo?

Eisbärenbabys dienen Zoos vor allem als Publikumsmagneten. Deshalb werden Eisbären in Zoos immer wieder nachgezüchtet – mit gravierenden Folgen. Die Jungtiersterblichkeit in Gefangenschaft ist mit über 60 % sehr hoch. [3] Und das, obwohl die Eisbären im Zoo in vermeintlich geschützter Umgebung ohne Hunger aufwachsen und bei Verletzungen oder Krankheit versorgt werden – die Sterblichkeitsrate ist mindestens genauso hoch wie in freier Wildbahn.

In freier Wildbahn kommen nach Schätzungen etwa ein Drittel der schwangeren Eisbärfrauen ohne Nachwuchs aus ihrer Geburtshöhle zurück. [9] Hinzu kommt, dass bei der Nachzucht von Eisbären keinesfalls die Rede von Artenschutz sein kann, denn die Zucht ist nicht auf Auswilderung ausgelegt. Selbst verwaiste Eisbärenbabys, die noch im natürlichen Lebensraum geboren wurden, haben keine Chance auf Wiederauswilderung. Ihre Überlebenschancen wären nach dem Leben in Gefangenschaft zu gering. [10]

Eisbaer im Tierpark Berlin
Die Tiere im Zoo leiden unter den ansteigenden Temperaturen.

Ist es Eisbären im Zoo zu warm?

Eisbären leiden nicht nur in ihrer Heimat unter der Klimakrise. Auch die Hitze in Deutschland setzt ihnen enorm zu. Temperaturen bis zu 40 Grad, die in Deutschland immer häufiger werden, sind bereits lebensbedrohlich für Eisbären. Die Tiere sind an ein Leben im Eis bei zweistelligen Minustemperaturen angepasst, die Sommerhitze in Deutschland ist für sie die reinste Qual. Das kann bis zum Tod führen – 2012 starb ein Eisbär im Zoo von Buenos Aires bei 35 Grad an Hitzestress.

Immer weniger deutsche Zoos halten Eisbären

Seit einigen Jahren zeichnet sich eine positive Entwicklung ab, denn die Zahl der Zoos, die Eisbären halten, nimmt aktuell ab. [11] In Deutschland hat sie sich von 13 Zoos im Jahr 2008 auf 10 Zoos im Jahr 2022 verringert, nachdem Ende Dezember 2021 mit Katjuscha die letzte Eisbärin im Berliner Zoo gestorben ist. Zuvor hatte schon die Stuttgarter Wilhelma nach dem Tod von Eisbärin Corinna im Juli 2018 bekannt gegeben, die Eisbärenhaltung „bis auf Weiteres auszusetzen“. [12]

„Das Verhalten unserer Bären war am Ende nicht optimal, es sind leichte Stereotypien aufgetreten, dafür haben wir immer mehr Kritik geerntet. Insofern waren wir uns schnell einig, keine Eisbären mehr zu halten.“ [13]

Zoodirektor Thomas Kölpin, Wilhelma Stuttgart

Auch der Zoo Wuppertal hat 2021 die Entscheidung getroffen, die Eisbärenhaltung zu beenden. Schon 2014 war den Zooverantwortlichen bewusst, dass die Eisbärenanlage mangelhaft ist. [14]

Zudem gilt im europäischen Zuchtprogramm derzeit (Stand 2022) ein weitgehender Zuchtstopp. [15] Wir von PETA Deutschland setzen uns dafür ein, dass bald kein einziger Eisbär mehr in Zoo-Gefangenschaft leiden muss.

Helfen Sie Eisbären im Zoo

Eisbären können in Gefangenschaft niemals artgerecht gehalten werden. Wir fordern das Ende der Eisbärenzucht, damit die Haltungen mittelfristig auslaufen. Helfen Sie mit Ihrer Unterschrift, das Leid der Eisbären in Zoos zu beenden.