Führen Geflügelwirtschaft und Bundesregierung Deutschlands höchstes Verwaltungsgericht in die Irre? PETA: „Ausstieg aus Kükentötung wird unnötig hinausgezögert!“

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Stuttgart, 8. Januar 2020 – Nach wie vor werden männliche Küken in der Geflügelindustrie vergast, da sie keine Eier legen, zur Zucht und für die Fleischproduktion „ungeeignet“ sind und damit als wirtschaftlich unrentabel gelten. Während des „Küken-Prozesses“ vor dem Bundesverwaltungsgericht Mitte 2019 stufte das Gericht die qualvolle Praxis als tierschutzwidrig ein – und die Bundesregierung erweckte den Eindruck, dass ein Ende des Tötens zeitnah in Sicht ist. Nun gibt es anscheinend neue Pläne der Agrarindustrie und des Landwirtschaftsministeriums: Laut des Zentralverbands der deutschen Geflügelwirtschaft soll die Zahl der Tötungen bis 2022 lediglich halbiert werden. [1] PETA kritisiert die Bundesregierung scharf und wirft den Verantwortlichen vor, das Ende des Kükentötens unnötig hinauszuzögern.
 
„Rechtstreue kennt der agrarindustrielle Komplex nicht. Nun verhöhnen Bundesregierung und Geflügelwirtschaft sogar das Bundesverwaltungsgericht, das das derzeit aus rein ökonomischen Gründen praktizierte Töten als rechtswidrig ausgeurteilt hat. Die Industrie beruft sich darauf, dass das Gericht keine konkrete Übergangsfrist vorgegeben habe – und das nur, um weiterhin millionenfache Straftaten begehen zu können“, so Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei PETA.
 
Politik missachtet Gesetze zugunsten der Tiere seit Jahren
Immer wieder versprachen Julia Klöckner (CDU) und ihre Vorgänger, dass das Kükentöten mit der Einführung einer „praxistauglichen Alternative“ beendet werde. Dabei gab die Landwirtschaftsministerin vergangenes Jahr in einem Interview bekannt, dass dies voraussichtlich ab 2020 durch die Geschlechtserkennung im Ei möglich sei. PETA kritisiert scharf, dass Gesetze seit Jahren missachtet werden, obwohl längst Alternativen vorhanden sind und Verbraucher Umfragen zufolge auch einen wenige Cent höheren Preis pro Ei zu zahlen bereit wären.
Die Tierrechtsorganisation mahnt, dass die agrarindustrielle Lobby seit Jahrzehnten unmittelbar Gesetzgebungsverfahren und das Handeln des Landwirtschaftsministeriums diktiert. Haferbeck erklärt: „Leider hat das Bundesverwaltungsgericht einer Bundesregierung Glauben geschenkt, die Tierausbeutern das Rüstzeug liefert. Die Geflügelindustrie, die gegen PETA prozessiert, um das Grauen in der eierproduzierenden Industrie geheim zu halten, verkündet seit Jahren, dass ein Ausstieg mittelfristig weder möglich noch gewünscht ist.“
 
Systembedingtes Leid in der deutschen Eierindustrie
Das geplante Verbot des Kükentötens ändert jedoch nichts am Leid der über 40 Millionen überzüchteten Hennen in der deutschen Eierindustrie. Diese fristen ihr Dasein weiterhin in Käfigen oder Hallen mit Tausenden Artgenossen auf ihren eigenen Exkrementen. Aus Stress und Langeweile reißen sich die Tiere gegenseitig die Federn aus. Viele Hühner leiden unter wunden Fußballen, entzündeten Kloaken oder aufgrund des Kalziummangels an Knochenbrüchen. Ganz gleich, ob Bio oder konventionell: Hennen in der Eierindustrie wird nahezu alles verwehrt, was ein artgerechtes Leben für sie ausmacht. Da sie für die Industrie nutzlos sind, sobald ihre Legeleistung nachlässt, werden sie in der Regel nach gerade einmal eineinhalb Jahren im Schlachthaus getötet.
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] https://www.topagrar.com/gefluegel/gefluegelbranche-kann-zahl-der-getoeteten-kueken-bis-2022-nur-halbieren-11892566.html.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Eierrecherche2017
PETA.de/Undercover-bei-Bundestagsabgeordneten
PETA.de/Grundrechte-fuer-Tiere
 
Pressekontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]

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