GroKo stimmt im Agrarausschuss erneut gegen Zirkus-Wildtierverbot – PETA kritisiert systematische Tierschutzblockade der Bundesregierung

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Berlin / Stuttgart, 23. Oktober 2019 – Der Agrarausschuss des Bundestags hat heute mit den Stimmen der Union und der SPD einen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt, wonach Wildtiere im Zirkus verboten und innerhalb von 18 Monaten in Auffangstationen oder Tierparks überführt werden sollten (Drucksache 19/7057). Bei der öffentlichen Anhörung in der vergangenen Woche sprach sich die Mehrheit der geladenen Experten noch für ein Verbot aus. PETA hatte vor der heutigen Abstimmung in einem Schreiben an die Mitglieder des Ausschusses appelliert, dem Antrag zuzustimmen und die Tierquälerei in der Manege endlich zu verbieten. Die Tierrechtsorganisation sieht die heutige Ablehnung der Tierschutzinitiative in der Dominanz der Tiernutzer im Agrarausschuss begründet. Über die Hälfte der Unionsmitglieder im Agrarausschuss halten auch einen Posten im Deutschen Bauernverband inne. [1] Diese lehnen Tierschutzinitiativen grundsätzlich ab. PETA appelliert an die Parteispitzen von CDU, CSU und SPD, die Macht der Lobbyisten in den eigenen Reihen zurückzudrängen und den Stillstand beim Tierschutz zu beenden.
 
„Während bereits 27 Länder in Europa bestimmte Tierarten im Zirkus verboten haben, bestimmen in Deutschland weiterhin die Lobbyisten die Tierschutzpolitik. Würden die Entscheidungen der Bundesregierung auf wissenschaftlichen Fakten basieren, wären die Tiere schon längst in Auffangstationen und Zoos untergebracht“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Es ist einer modernen Nation unwürdig, Elefanten, Tiger und Kamele mit Peitschen und Stöcken zu Tricks zu zwingen und sie Schaulustigen unter mangelhaften Bedingungen auf Marktplätzen vorzuführen.“
 
Hintergrundinformationen
Mit ihrem Antrag fordert die Grünen-Fraktion im Bundestag aus Tierschutzgründen ein Verbot von Affen, Elefanten, Bären, Giraffen, Nashörnern, Großkatzen und Flusspferden in Zirkussen. Gleichzeitig führt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unter der Leitung von Julia Klöckner (CDU) derzeit geheime Gespräche mit Vertretern der Zirkusbranche. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit berät das Landwirtschaftsministerium gemeinsam mit der Zirkuslobby darüber, wie neue freiwillige Regelungen zur Tierhaltung im Zirkus den Anschein wahren können, dass es Verbesserungen in dem Bereich gäbe.
 
Deutschland beim Schutz von Tieren im Zirkus Schlusslicht in Europa
Neben der Bundestierärztekammer hat sich auch der Bundesrat bereits dreimal für ein Verbot von bestimmten Tierarten im Zirkus ausgesprochen. Zudem haben die Agrarminister der Länder erst im April ihre Forderung an die Bundesregierung nach einem Verbot bekräftigt. Einer repräsentativen Forsa-Umfrage vom Mai 2014 zufolge vertreten außerdem 82 Prozent der Deutschen die Auffassung, dass Wildtiere nicht artgerecht im Zirkus gehalten werden können. In 27 europäischen Ländern, beispielsweise Belgien, Österreich und den Niederlanden, sind bereits bestimmte oder alle Tierarten im Zirkus nicht mehr erlaubt.
 
Zirkus: kein Spaß für Tiere
Nach wie vor werden Hunderte Elefanten, Giraffen, Tiger und viele weitere Wildtiere durch Deutschland transportiert, unter mangelhaften Bedingungen gehalten und mit der Peitsche oder dem sogenannten Elefantenhaken dazu gedrängt, unnatürliche Bewegungsabläufe vorzuführen. Experten und Behörden bestätigen, dass beispielsweise Elefanten nur mit Gewalt zum Gehorsam gezwungen werden können. Außerdem zeigen zahlreiche Videos, wie Tiere im Zirkus brutal misshandelt werden. Auskünfte der Bundesregierung und einiger Landesregierungen haben ergeben, dass durchschnittlich bei etwa jeder zweiten behördlichen Kontrolle Missstände bei der Tierhaltung festgestellt werden – und das, obwohl die zugrundeliegenden Richtlinien veraltet sind. Immer wieder kommt es zudem zu gefährlichen Unfällen und Ausbrüchen von Tieren aus Zirkusbetrieben.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation fordert ein grundsätzliches Verbot von Tieren im Zirkus und setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Institut Arbeit und Wirtschaft (iaw) der Universität Bremen: „Verflechtungen und Interessen des Deutschen Bauernverbandes“ (2019). Online unter: https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/landwirtschaft/agrarreform/190429-studie-agrarlobby-iaw.pdf. (21.10.2019).
 
Weitere Informationen:
PETA.de/VerbotWildtiereImZirkus
PETA.de/Tierverbot-Zirkus
PETA.de/Wildtierdressur
 
Pressekontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

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