Hohe Verluste bei Taubenwettflügen: PETA erstattet Strafanzeige gegen Taubensport Steger in Leutenbach wegen Tierquälerei und des Verdachts auf illegales Glücksspiel

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Leutenbach / Bamberg / Stuttgart, 13. Juni 2018 – Tierquälerisches Hobby: PETA hat bei der Staatsanwaltschaft Bamberg Strafanzeige gegen die Veranstalter des Tribünenwettflugs „Frankenderby Steger“ in Leutenbach und fünf weitere Tribünenflugveranstalter erstattet. Die Tierrechtsorganisation wirft ihnen vor, Tauben bewusst erhebliche und länger anhaltende Leiden zuzufügen und den Tod einer beträchtlichen Anzahl an Tieren billigend in Kauf zu nehmen sowie mutmaßlich nicht genehmigtes, öffentliches Glücksspiel zu betreiben. Die Verlustraten bei den im Jahr 2017 durchgeführten Veranstaltungen lagen zwischen 39 und 88 Prozent. Viele der Tiere sterben während der Flüge an Flüssigkeitsmangel, Hunger, Erschöpfung oder Verletzungen. PETA fordert ein Verbot von Taubenwettflügen.
 
„Aus Prestigegründen und wegen der Aussicht auf hohe Gewinne nehmen Veranstalter und Züchter bei sogenannten Brieftaubenwettflügen den Tod unzähliger Tiere in Kauf“, so Dr. Christian Arleth, Justiziar bei PETA. „In vielen Fällen liegen die Taubenverluste bei über 50 Prozent, auch weil Flugleiter die Tiere aufgrund wirtschaftlicher Interessen oftmals bei schlechtem Wetter starten lassen. Da Tauben sich schon bei wolkigem Himmel nicht mehr ausreichend orientieren können, werden sie dem Tod durch Erschöpfung somit bewusst ausgeliefert. Insbesondere Tribünenflüge sind eine besonders verlustreiche Variante der Wettflüge.“
 
Taubenwettflüge widersprechen dem Tierschutzgesetz: Nach Paragraf 3 S. 1 Nr. 1 ist es verboten, Tieren Leistungen abzuverlangen, die ihre Kräfte übersteigen. Zudem legt das Gesetz in Paragraf 3 S. 1 Nr. 1 b) fest, dass Tiere im Training oder bei Wettkämpfen keinen Maßnahmen ausgesetzt werden dürfen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder körperlichen Schäden verbunden sind. Von einem illegalen Glücksspiel geht die Tierrechtsorganisation aus, weil Züchter keinen Einfluss auf den Ausgang der Flüge nehmen können, zumal Tauben lange Zeit vor dem Start nicht mehr in der Obhut der Züchter sind. Zudem hängt der Ausgang dieser mit Preisgeldern dotierten Wettbewerbe in erster Linie von zufälligen Faktoren ab. Entscheidend sind beispielsweise die Wetterbedingungen und das Vorhandensein von Beutegreifern. 
 
Bei sogenannten Tribünenflügen handelt es sich in der Regel um einmal im Jahr stattfindende Taubenwettflüge, die von verschiedenen Veranstaltern in Deutschland angeboten werden. Die eingesetzten Tauben stammen von unterschiedlichen Züchtern, von denen jeder eine bestimmte Anzahl an Tieren gegen Gebühr zu dem Wettflug anmeldet. Im Vorfeld werden die ortstreuen Vögel über Monate hinweg an einen zentralen Taubenschlag umgewöhnt, um die Veranstaltung zentralisiert durchführen zu können. Auf diese Weise können Züchter aus unterschiedlichen Orten ihre Tiere gegeneinander antreten lassen. PETA hat neben den Veranstaltern des „Frankenderbys 2017“ Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der folgenden fünf Veranstaltungen erstattet: „Preußen-Derby“ Müncheberg, „Ruhr.2017“ Essen, „Internationales Ostseerennen“ Neustadt, „Schleswig-Holstein-Derby“ Neumünster, sowie „Ostseeflug Usedom“ in Neppermin.
 
In Deutschland nehmen rund 25.000 der knapp 50.000 Brieftaubenzüchter an Wettflügen teil. Schätzungsweise leben 2,5 Millionen sogenannte Brieftauben in deutschen Taubenschlägen [1]. Beim „Brieftaubensport“ steht die Leistung der Vögel im Mittelpunkt, ihr Wohlbefinden spielt in der Regel keine Rolle. In Städten haben sie aufgrund ihrer Konditionierung auf Spezialnahrung kaum Überlebenschancen [2]. In einer Studie beziffern Dr. med. vet. Warzecha et al. bei Taubenwettflügen Verlustraten von durchschnittlich 53 Prozent [3]. Einer Studie des Schweizer Tierschutzes (STS) zufolge liegen die Verlustraten bei untersuchten Wettflügen in der Schweiz bei rund 75 Prozent [4]. Eine Recherche von PETA USA von 2012 zeigte, dass bei einigen europäischen Taubenwettflügen sogar bis zu 90 Prozent der Tiere das heimatliche Ziel nicht erreichen [5]. Bleiben die Vögel hinter den Erwartungen zurück und sind für die weitere Zucht ungeeignet, töten Züchter sie oftmals ohne Betäubung, indem sie am Hals der Tauben ziehen oder ihren Kopf drehen, bis die Tiere sterben.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten, wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten.
 
[1] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (2009) Tierschutz im Brieftaubensport. Merkblatt Nr. 121.
[2] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (2009) ebd.
[3] Warzecha, M., Kahlcke, K. und Kahlcke, M. (2009): Beitrag zur Ermittlung von Kennzahlen zu Verlusten bei Wettflügen von Brieftauben (Untersuchungszeitraum: 2004–2008). 
[4] Tagesanzeiger (2017): Wettflug in den Tod. Online abrufbar unter: https://www.tagesanzeiger.ch/sonntagszeitung/Wettflug-in-den-Tod/story/25536547. (08.06.2018).
[5] PETA Deutschland e.V. (2013): Taubenwettflüge. Friedhof der Vögel. online abrufbar unter: https://www.veganblog.de/unterhaltung/taubenwettfluge-friedhof-der-vogel/. (08.06.2018).
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Tribuenenfluege 
PETA.de/Brieftaubensport
 
Kontakt:
Katharina Wicke, +49 711 860591-535, [email protected]
 

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