Jäger des Hegerings Werl erschießen hunderte Tiere: PETA übt scharfe Kritik am „Töten ohne Sinn und Verstand“ / Tierrechtsorganisation prüft Strafanzeige

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Werl / Stuttgart, 22. Februar 2018 – Ungerechtfertigter Abschuss hunderter Tiere: In der vergangenen Woche töteten einem Medienbericht zufolge rund hundert Jäger in den Revieren des Hegrings Werl 250 Ringeltauben, 101 Rabenvögel und vier Füchse. Anlass seien Beschwerden über Schäden und Verschmutzungen durch Ringeltauben gewesen. Für die grausame Tötungsaktion beschafften sich die Teilnehmer sogar eine Sondergenehmigung für die Jagd auf Friedhöfen. Nun hat PETA beim Kreis Soest Akteneinsicht gemäß Landesinformationsfreiheitsgesetz verlangt und prüft eine Strafanzeige gegen die Verantwortlichen. Die Tierrechtsorganisation übt scharfe Kritik:
 
„Die Tötungen in Werl geschahen komplett ohne Sinn und Verstand“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Um ihrer blutigen ‚Freizeitbeschäftigung‘ nachgehen zu können, haben die Hobbyjäger nicht nachvollziehbare und rechtlich zweifelhafte Begründungen über angebliche Schäden und Verschmutzungen durch Ringeltauben angeführt – dass sogar Füchse erschossen wurden, zeigt jedoch, dass es den Jägern nur ums Töten ging.“
 
Unter dem Deckmantel der „Naturverbundenheit“ verursacht das Jagen unermessliches Leid. Obwohl es keinen nachvollziehbaren Grund für die Jagd auf Tierarten wie Füchse und Vögel in deutschen Wäldern gibt, töten Jäger bundesweit zwischen vier und fünf Millionen Wildtiere – vornehmlich als „Hobby“. Dabei fügen sie den empfindsamen Lebewesen häufig erhebliche Schmerzen zu. Zudem ereignen sich jährlich Vorfälle, bei denen Fehlschüsse oder Querschläger Menschen verletzen oder gar töten, Gewehrkugeln in Häuser einschlagen oder Spaziergänger plötzlich unter Beschuss geraten. PETA fordert ein Verbot der Hobbyjagd in Deutschland.
 
Insbesondere bei der Jagd auf Vögel werden viele Tiere durch Schrotkugeln nur angeschossen. Sie quälen sich zum Teil tage- oder wochenlang mit schweren Verletzungen. Anerkannte Wildbiologen sind sich einig, dass aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit für die Jagd besteht. Dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge findet eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten statt. Daher ist die Jagd unnötig [1]. Der Kanton Genf, in dem die Hobbyjagd seit 40 Jahren verboten ist, ist nur ein Beispiel hierfür. Hier reguliert sich die Natur in erster Linie selbst. Das Resultat: eine hohe Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierpopulationen. Der Biologe Dr. Karl-Heinz Loske sieht in der Jagd lediglich ein überflüssiges Hobby, das der Befriedigung der Jagdlust dient. Als er in jungen Jahren einen Jagdschein machte, wurde ihm schnell klar, dass dies nicht viel mit Natur- und Artenschutz gemein hat. Heute ist Dr. Loske ein anerkannter Experte für Landschaftsökologie, für den die Jagd weder aus ökologischer noch aus moralischer Sicht zu verantworten ist [2].
 
Auch englische Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass sich beispielsweise Fuchspopulationen aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit und sozialen Faktoren von selbst regulieren [3]. Die Jagd hingegen zerstört die Alters- und Sozialstrukturen der Tierpopulationen, was bei den Überlebenden zu erhöhter Fortpflanzung führt. Verluste in der Population werden somit rasch durch Nachkommen und Zuwanderung wieder ausgeglichen oder gar überkompensiert. Die Jagd ist unnötig, kontraproduktiv und grausam.
 
Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass den rund 350.000 Hobbyjägern in Deutschland nur etwa 1.000 Berufsjäger, vor allem Forstbeamte, gegenüberstehen.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten, wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten.
 
[1] Reichholf, J. H.: Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Dokumentation SWR BW. (15.05.2014).
[2] Loske, K. (2016): Das Wider der Jagd. TV- Beitrag WDR. Online abrufbar unter: http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/daheim-und-unterwegs/video-das-wider-der-jagd-fuer-biologe-karl-heinz-loske-ist-die-jagd-aus-oekologischer-sicht-nicht-zu-verantworten-100.html
[3] Baker, P., Harris, S. & White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York. / Baker P. & Harris S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK. Springer-Verlag 2005.
 
Weitere Informationen
PETA.de/Jagd
Fuchsjagd-Stoppen.de
 
Kontakt:
Judith Stich, +49 30 6832666-04, [email protected]
 

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