Jäger schießt in Berlin-Reinickendorf auf Wildschwein und verletzt Passanten – PETA fordert Verbot der Hobbyjagd in Deutschland

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Berlin-Reinickendorf / Stuttgart, 19. Mai 2016 – Gefährliche Schüsse: Anfang dieser Woche tötete ein Jäger in Berlin-Reinickendorf ein Wildschwein und verletzte mit demselben Geschoss einen hunderte Meter entfernt stehenden Mann vor seiner Garage. Medienberichten zufolge erlitt der 60 Jahre alte Anwohner einen Streifschuss und musste im Krankenhaus behandelt werden. Gewehr, Munition, Jagdschein und Waffenbesitzkarte des Schützen wurden beschlagnahmt. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Im Hinblick auf diesen und ähnliche Jagdunfälle fordert PETA  das längst überfällige Verbot der sogenannten Hobbyjagd in Deutschland. Immer wieder bringen die Weidmänner auch Passanten in Gefahr und gefährden die öffentliche Sicherheit durch fahrlässiges Handeln. Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass jedes Jahr neben zahlreichen Tieren, denen durch Fehlschüsse erhebliches Leid zugefügt wird, auch mehrere Menschen von Hobbyjägern getötet und verletzt werden.
 
„Der aktuelle Fall in Reinickendorf zeigt wieder einmal: Bei der Jagd besteht Gefahr für jedes Lebewesen, das sich in der Nähe aufhält – ob Mensch oder Tier“, so Vanessa Reithinger, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA. „Jährlich ereignen sich Dutzende Vorfälle, bei denen Fehlschüsse oder Querschläger Menschen verletzen oder gar töten, Gewehrkugeln in Häuser einschlagen oder Spaziergänger plötzlich unter Beschuss geraten. Die Hobbyjagd muss verboten werden.“
PETA verweist darauf, dass jedes Jahr in Deutschland zahlreiche Menschen von Hobbyjägern getötet und verletzt werden – teils vorsätzlich, teils bei sogenannten Jagdunfällen. Aus diesem Grund appellierte die Tierrechtsorganisation im Januar dieses Jahres wiederholt in einem Schreiben an Bundesinnenminister Thomas de Maizière, die Hobbyjagd und den privaten Waffenbesitz bei Jägern in Deutschland zu verbieten.
 
Im Jahr 2015 starben Medienberichten zufolge in Deutschland bei „Jagdunfällen“ und Gewalttaten mit Jagdwaffen elf Menschen, 18 weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Die Dunkelziffer der Fälle, die nicht an die Öffentlichkeit geraten, dürfte um ein Vielfaches höher liegen. PETA ist der Ansicht, dass die allgemeine öffentliche Sicherheit wichtiger ist als das Freizeitinteresse von Hobbyjägern. Ein Verbot des privaten Waffenbesitzes bei Jägern wäre daher eine logische und absolut notwendige Konsequenz.
 
Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund für die Jagd von Privatpersonen in deutschen Wäldern. Im Gegenteil, die Hobbyjagd geht mit einer Störung des Rechtsfriedens sowie der öffentlichen Sicherheit und Ordnung einher. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Jagd nicht dazu geeignet ist, Wildpopulationen dauerhaft zu regulieren. Wissenschaftler wiesen nach, dass die Geschlechtsreife der weiblichen Tiere in bejagten Wildschweinpopulationen früher eintritt, was die Geburtenrate ansteigen lässt [1]. Demnach hat ein hoher Jagddruck zur Folge, dass sich die Population der Wildschweine in dem betreffenden Gebiet erhöht. Auch der namhafte Biologe Prof. Dr. Josef Reichholf sieht aus wildbiologischer Sicht keine Notwendigkeit in der Jagd: Die nahezu ausgerotteten Wölfe müssen nicht durch menschliche Jäger ersetzt werden, da eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfindet. Rund 350.000 Hobbyjägern in Deutschland stehen nur etwa 1.000 Berufsjäger, vor allem Forstbeamte, gegenüber.
[1] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.

PETA bietet den Bewohnern von Berlin-Reinickendorf den neuen PETA-Jagdsticker „Lebensgefahr! Sie betreten gerade ein Jagdgebiet“ in einer limitierten Auflage kostenfrei an, um auf die Gefahr durch Jäger in deutschen Wäldern hinzuweisen. Den Sticker können sie unter [email protected] anfordern.
 

PETA-Jagdsticker / © PETA
 
Das druckfähige Motiv wird auf Anfrage gerne herausgegeben.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Jagd
PETA.de/Jagdunfälle
Kontakt:
Kristin Graf, +49 (0)711 860591-527, [email protected]

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