Millionen Euro teures Menschenaffenhaus im Zoo Osnabrück: PETA kritisiert Mittelverwendung als Rückschlag für den Artenschutz

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Osnabrück / Stuttgart, 21. November 2014 – Mittel für den falschen Zweck: In der vergangenen Woche erhielt der Osnabrücker Zoo eine Spende in Höhe von 200.000 Euro von der Sparkasse Osnabrück und der Sparkassenstiftung im Landkreis Osnabrück für den Bau des neuen Menschenaffenhauses. Insgesamt sind Kosten in Höhe von 1,4 Millionen Euro veranschlagt. PETA Deutschland e.V. übt nun Kritik an dem Projekt, da die Tierrechtsorganisation die Mittelverwendung als Fehlinvestition im Sinne des Artenschutzes ansieht. Für den Millionenbetrag ließen sich in Südostasien große Teile der letzten natürlichen Lebensräume von Orang Utans und Gibbons effizient und langfristig sichern. Doch weil Artenschutzorganisationen und Regierungen die finanziellen Mittel für ausreichende Schutzmaßnahmen fehlen, werden dort die letzten freilebenden Menschenaffen für ein paar Dollar gejagt und ihre Lebensräume vernichtet. PETA fordert die Zoo-Verantwortlichen und die Sparkassen-Stiftung auf, Orang Utan Buschi und die anderen Menschenaffen an größere Zoos abzugeben und das eingesparte Geld direkt für den Schutz der bedrohten Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu spenden.

„Im Zoo geborene Menschenaffen können nicht ausgewildert werden, weil sie in Gefangenschaft nichts von dem lernen, was sie für ein Leben in der Natur wissen müssen. Deshalb ist das Einsperren dieser Tiere in Zoogehege nicht nur Tierquälerei, sondern es hat auch mit Artenschutz nichts zu tun“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA Deutschland e.V. „Auch zur Naturbildung trägt ein Affengehege nicht bei – die Besucher lernen höchstens, wie sich ein verhaltensgestörtes Tier verhält.“

Viele Natur- und Artenschützer, die in Afrika und Asien für den Schutz der letzten Lebensräume bedrohter Arten kämpfen, sind zunehmend empört über die Zuwendungen in Millionenhöhe, die Zoos weltweit für die Haltung und Zucht von Tierarten bekommen, die ohnehin niemals ausgewildert werden können. Der Chefberater der Vereinten Nationen für Menschenaffen, Ian Redmond, kommentierte in einem Interview schon 2007 das neue Gorillagehege im Londoner Zoo: „Fünf Millionen Pfund für drei Gorillas, wo in Nationalparks die gleiche Anzahl an Tieren jeden Tag getötet wird, nur weil es an einigen Land Rover, ausgebildeten Männern und Wilderei-Patrouillen mangelt – so etwas zu hören, muss für einen Parkaufseher schon sehr frustrierend sein.“[1] Will Travers von der Born Free Foundation in Großbritannien erklärte im gleichen Artikel, seine Organisation könnte die Schutzbemühungen für Gorillas im Kongo für die nächsten fünf Jahre vervierfachen, wenn er nur 10 % der Gelder (500.000 Pfund) zur Verfügung hätte, die das Gorillagehege im Londoner Zoo gekostet hat.

PETA setzt sich grundsätzlich für ein Haltungsverbot von exotischen Tieren in Gefangenschaft ein. Tiere in zoologischen Einrichtungen weisen durch die artwidrigen Haltungsbedingungen in der Regel schwere Verhaltensstörungen auf. Auswilderungen sind insbesondere bei den bedrohten Tierarten wie Menschenaffen, Bären oder Raubkatzen nicht möglich, weil die Tiere im Zoo überlebensnotwendige Verhaltensweisen nicht erlernen können. Besucher erfahren in Zoos nichts über die natürlichen Bedürfnisse und Lebensverhältnisse von Tieren.
Quelle:
[1] Artikel in der britischen Sunday Times vom 01.04.2007: “City gorillas live it up as their jungle cousins face oblivion”

 
Weitere Informationen:
PETA.de/Zoo-Hintergrund
PETA.de/Menschenaffen
 
Kontakt:
Judith Stich, +49 (0) 30 – 68 32 666 04, [email protected]

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