Misshandelte Elefanten im Tiergarten: Staatsanwaltschaft bestellt Clique um Hannoveraner Zoo als Gutachter

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Hannover / Stuttgart, 31. Mai 2017 – Mangelnde Objektivität: Die Staatsanwaltschaft Hannover teilte PETA mit, dass neben Prof. Dr. Hansjoachim Hackbarth von der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) auch der Osnabrücker Zoodirektor Prof. Dr. Michael Böer im Fall der im Zoo Hannover misshandelten Elefanten als Sachverständiger bestellt worden ist. Die Tierrechtsorganisation kritisiert die Auswahl der Gutachter scharf: Michael Böer war in den 1980er und 1990er Jahren etwa 15 Jahre im Zoo Hannover beschäftigt, davon lange als stellvertretender Direktor. PETA vorliegenden Informationen zufolge war der heutige Chefpfleger der Elefanten bereits damals unter Böer für die Rüsseltiere verantwortlich. Der zweite Gutachter, Hansjoachim Hackbarth, betonte im April 2017 nach der Veröffentlichung von PETAs Recherche zur Elefantenquälerei im Zoo Hannover, dass er „den Einsatz von Elefantenhaken für absolut notwendig“ hält [1]. 2014 lobte Hackbarth die Tierhaltung bei Circus Krone, obwohl der Zirkusbetrieb seit Jahren mit schwer verhaltensgestörten Elefanten auftritt und die Tiere mit dem Elefantenhaken dressiert [2]. Zudem bestehen laut Zeitungsberichten enge Kontakte zwischen dem Zoo Hannover und der Tierärztlichen Hochschule Hannover [3]. Eine Delegation aus mehreren TiHo-Professoren fand sich wenige Tage nach dem Bekanntwerden der Elefantenmisshandlungen im Zoo Hannover ein. PETA sieht die Objektivität der Gutachter nicht gewährleistet und hat die Staatsanwaltschaft Hannover heute aufgefordert, unabhängige Experten als Sachverständige für den Fall einzusetzen.
 
„Es sind Personen als Gutachter einbestellt worden, die mit dem Zoo Hannover eng verbandelt sind oder waren – das ist absolut inakzeptabel“, so Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Obwohl die Tierquälerei offensichtlich ist, scheint die Staatsanwaltschaft bereits die Weichen für ein Ermittlungsverfahren stellen zu wollen, das ganz im Sinne der Zooverantwortlichen geführt wird.“
 
Derweil täuscht der Zoo Hannover weiterhin die Öffentlichkeit, indem er behauptet, die Elefantenbabys müssten seit Jahren keine Zirkustricks mehr erlernen. PETA betont hingegen, dass die Aufnahmen von September und Oktober 2016 zweifelsfrei belegen, dass die Tierkinder abseits der Besucherblicke klassische Zirkusnummern wie das Stehen auf zwei Hinterbeinen, das Drehen auf einem Podest oder das aufrechte Sitzen erlernen müssen. Gehorchen die Tiere nicht, werden sie mit dem Elefantenhaken bestraft. Auch eine schwere Peitsche wird zur Züchtigung benutzt. Schon 2005 informierte der renommierte Verein Elefanten-Schutz Europa e.V. die Geschäftsführung des Zoos, dass wiederholt Elefanten geschlagen wurden. Details darüber wurden von der Organisation und in einem Fachartikel veröffentlicht. Trotz Augenzeugenberichten sprach die Zooleitung schon damals von „großer Zuneigung“ für die Tiere und stritt die Vorwürfe ab. PETA fordert den Zoo auf, die Misshandlungen der Tiere endlich einzugestehen und die zuständigen Mitarbeiter zu suspendieren oder zu versetzen.
 
PETA setzt sich für ein Ende der Elefantenhaltung in Gefangenschaft ein, denn die sensiblen Rüsseltiere gehören in die Wälder und Savannen Afrikas und Asiens. Dort wandern sie gemeinsam mit ihren Familien viele Kilometer am Tag. Die Bedingungen in Zoos sind derart unnatürlich und mangelhaft, dass die empfindsamen Tiere dort durchschnittlich nur halb so alt werden wie in der Natur [4]. Viele der Elefanten in Gefangenschaft zeigen Verhaltensstörungen; Auswilderungen der im Zoo geborenen Tiere finden nicht statt.
 
[1] Harbart, Felix (2017): „Warum der Wirbel um den Zoo übertrieben ist“. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. Artikel vom 8. April 2017. Online unter: www.haz.de/Nachrichten/Meinung/Uebersicht/Kommentar-zu-den-Tierquaelerei-Vorwuerfen-im-Zoo-Hannover.
[2] Schulte, Gabriele (2014): „Circus Krone wird massiv bedroht“. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. Artikel vom 14. Juli 2014.
[3] Kreiszeitung (2017): „Experten untersuchen nach Peta-Vorwürfen Elefanten im Zoo Hannover“. Artikel vom 12.04.2017. Online unter: www.kreiszeitung.de/lokales/niedersachsen/experten-untersuchen-nach-peta-vorwuerfen-elefanten-hannover-8133900.html.
[4] Clubb R., Moss C. et al (2008): Compromised Survivorship in Zoo Elephants., Science 12 December 2008: 1649.

Weitere Informationen:
PETA.de/Zoo-Hannover

Kontakt:
Jana Fuhrmann, +49 (0)711 860591-529, [email protected]

 

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