Nach zweckwidriger Mittelverwendung: PETA stellt Antrag auf Prüfung der Gemeinnützigkeit des Deutschen Jagdverbands e.V.

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Berlin / Rastatt / Stuttgart, 6. Februar 2019 – Der Deutsche Jagdverband (DJV) vermarktet Pelz von in Deutschland getöteten Wildtieren und hat dafür ein eigenes Unternehmen gegründet. PETA bewertet die Verwendung steuerbegünstigter Vereinsgelder zur Förderung einer privatwirtschaftlich arbeitenden und damit Gewinne erwirtschaftenden GmbH als eine nach der Abgabenordnung für einen gemeinnützigen Verein schädliche Betätigung. Daher hat die Tierrechtsorganisation nun beim für den DJV zuständigen Finanzamt Berlin Mitte/Tiergarten den Antrag gestellt, die Voraussetzungen der Gemeinnützigkeit des Vereins zu überprüfen.
 
„Das Steuerrecht enthält eine eindeutige Aussage zur Beschaffung von Mitteln für eine steuerpflichtige Körperschaft des privaten Rechts wie der Fellwechsel GmbH durch eine steuerbegünstigte Körperschaft wie einen gemeinnützigen Verein: Es handelt sich dabei um eine steuerlich schädliche Betätigung, da die Fellwechsel GmbH selbst keine gemeinnützige GmbH ist“, so Dr. Christian Arleth, Rechtsanwalt bei PETA. „Eine solche Förderung muss zur Aberkennung der Gemeinnützigkeit des Deutschen Jagdverbands führen.“
 
Der DJV hat 2016 gemeinsam mit dem Landesjagdverband Baden-Württemberg die Fellwechsel GmbH gegründet. Sie verarbeitet und vermarktet Felle getöteter Wildtiere und will dabei als vermeintlich seriöser Gegenspieler zu osteuropäischen Pelzfarmen mit Qualzuchten erscheinen. Um ihre Produkte zu bewerben, suggeriert die Fellwechsel GmbH Verbrauchern, sie leisteten einen Beitrag zum Naturschutz.
 
Um Felle aus ganz Deutschland einzusammeln, hat der DJV für die Fellwechsel GmbH aus steuerbegünstigten Vereinsmitteln eine deutschlandweite Infrastruktur mit aufgebaut. Diese besteht hauptsächlich aus Gefriertruhen an Sammelpunkten, in die Jäger erschossene Wildtiere legen sollen. In Rastatt, Baden-Württemberg, hat der DJV ein Grundstück gepachtet – mitsamt Containern für tierische Überreste, Büro- und Kühlräumen für die dorthin von den Sammelstellen in ganz Deutschland gebrachten Felle sowie einer Abbalgstation, also einer Anlage zum Abziehen der Felle. Laut dem Geschäftsführer des baden-württembergischen Landesjagdverbands, Erhard Jauch, beliefen sich die Investitionskosten des DJV hierfür auf 250.000 Euro. Dazu kommen laufende Kosten für den Betrieb sowie das Personal.
 
Die Jägerschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Tragen von Echtpelz wieder salonfähig zu machen. Tatsächlich werden durch das Projekt völlig falsche Anreize gesetzt, da unter anderem die Nachfrage für das besonders begehrte Fell von Füchsen gefördert wird. Die Fuchsjagd ist aber erwiesenermaßen ökologisch unnötig, da sich die Bestände aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit, Witterung und sozialen Faktoren selbst regulieren [1]. Die Jagd hingegen zerstört die Alters- und Sozialstrukturen der Tierpopulationen, was bei den Überlebenden zu erhöhter Fortpflanzung führt. Zudem ist Jagd generell kontraproduktiv, da beispielsweise Füchse eine wichtige Rolle im Ökosystem einnehmen, indem sie etwa Feldmäuse fressen, die unter Landwirten als Schädlinge gelten.
 
PETA spricht sich grundsätzlich gegen die Jagd aus. Unter dem Deckmantel der Naturverbundenheit verursachen Jäger unvorstellbares Leid: Sie töten jedes Jahr bundesweit zwischen vier und fünf Millionen Wildtiere sowie unzählige Katzen und Hunde – vornehmlich als Freizeitbeschäftigung. Dabei fügen sie den empfindsamen Lebewesen häufig erhebliche Schmerzen zu. Viele Tiere werden durch Fehlschüsse verwundet oder in Fallen regelrecht zerquetscht. Zudem wird nicht nur Hunderttausenden Tieren massives Leid zugefügt, sondern jährlich werden auch mehrere Dutzend Menschen von Hobbyjägern getötet und verletzt. Den mehr als 380.000 Hobbyjägern in Deutschland stehen nur etwa 1200 Berufsjäger gegenüber, vor allem Forstbeamte.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten.
 
[1] Baker, P., Harris, S. & White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York. / Baker, P. & Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK? Springer-Verlag 2005.
 
Weitere Informationen
PETA.de/Jagd
PETA.de/Jagdirrtuemer
PETA.de/Jagdunfälle
 
Kontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]

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