Hündin vor unseren Augen angefahren: Die Geschichte von Negruta

Das Eduxanima-Team besuchte Topoloveni, den rumänischen Ort, an dem unsere Kastrationskampagne im Herbst 2018 begann. Wir hatten Stroh und Futter für die Tiere mitgebracht, informierten die Halter über die Bedürfnisse ihrer Tiere, ersetzten schwere Ketten mit Laufleinen und wollten uns allgemein darüber informieren, wie es den Hunden und Katzen nun geht, die wir im Rahmen des Projekts in unserer mobilen Klinik schon kastriert hatten.

Als wir gerade eine Familie und ihre Tiere verlassen wollten, sahen wir auf der Straße einen schwarzen Hund liegen, der soeben von einem Auto angefahren worden war und erbärmlich schrie. Wir liefen alle zu ihm hin. Das Hündchen war von dem Auto, das einfach weiterfuhr, schwer getroffen worden und in Schock – eine große Gefahr, der in Rumänien sehr viele Hunde ausgesetzt sind.

Für Negruta zählte jede Minute – ihr Zustand war lebensbedrohlich.

Schnell, aber vorsichtig wickelten wir das kleine Tier in eine Decke, stiegen sofort ins Auto und fuhren direkt zu der Tierarztpraxis, mit der wir im Rahmen unseres Projekts eng zusammenarbeiten. Wir wussten, dass das Leben der kleinen Hündin nun von uns abhing und dass jede Minute zählte.

Als wir ankamen, wurde sie sofort untersucht – und die Nachricht traf uns wie ein Schlag ins Gesicht: Sie hatte einen Beckenbruch und vielen Prellungen – keine guten Chancen, wieder gesund zu werden. „Wie hoch ist die Chance?“, fragten wir den Tierarzt. Er antwortete: „10 Prozent“.

Wir konnten sie nicht gehen lassen, denn wir hatten in ihre Augen geblickt. Wir kennen die Blicke von Tieren, die sich aufgegeben haben … doch hier, hier sahen wir den entschlossenen Willen zu leben! Wir empfanden es als Fügung des Schicksals, dass genau WIR in dem Moment vor Ort waren, als sie angefahren wurde. Wir müssen es schaffen, wir müssen sie retten! „Versuchen Sie bitte alles Mögliche – ohne sie zu quälen“, baten wir den Tierarzt. „Versuchen Sie bitte alles Mögliche – ohne sie zu quälen“, baten wir den Tierarzt.

Mit Infusionen konnten wir ihren Zustand stabilisieren.

Die Hündin bekam sofort Infusionen und Medikamente – und das Wunder geschah: Bis zum Abend konnte sie ihren Kopf bewegen. Sie war zur Ruhe gekommen, umgeben von unserer Wärme und Liebe. Wie ließen sie nicht allein und wachten die ganze Nacht an ihrem Körbchen.

Nach zwei Tagen begann sie zu essen, fühlte sich schon viel besser. Es dauerte eine Woche, aber sie kämpfte sich zurück ins Leben und begann wieder zu laufen. Wir nannten sie Negruta!

Wir brachten Negruta in unser Büro, wo sie eine Weile bei uns blieb. Wir gaben ihr die verschreibungspflichtigen Medikamente und unsere ganze Liebe. Sie erholte sich jeden Tag mehr. Nachts nahmen wir sie mit nach Hause.

Jeden Tag ging sie mit uns im Hof ​​des Büros spazieren, aber wir konnten sehen, dass sie immer noch Schmerzen litt – es war ein Schmerz, der nicht mit Medikamenten behandelt werden konnte: Sie vermisste ihr Zuhause, ihren Garten, ihre Familie. Ihre Augen sagten es uns!

Negruta vermisste ihr Zuhause, ihren Garten und ihre Familie.

Also beschlossen wir, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Wir gingen von Tür zu Tür, dort wo sie angefahren wurde. So fanden wir ihre Halter und brachten Negruta zu ihnen zurück. Es stellte sich heraus, dass dort noch zwei größere Hunde lebten, die wir während unserer Kastrationskampagne in Topoloveni bereits kastriert hatten.

Negruta war überglücklich, als sie zuhause ankam und ihre Familie sah. Und unsere Freude darüber, dass wir sie retten konnten, war immens.

Wir gaben Negrutas Halter die restlichen Medikamente, die sie noch einnehmen musste. Außerdem baten wir ihn dringend, sein Gartentor besser zu schließen, damit sich die Tiere nicht unbemerkt vom Grundstück entfernen können und einem hohen Unfallrisiko ausgesetzt sind. Wir hoffen sehr, die Familie hat uns bewusst zugehört und nimmt sich unsere Ratschläge zu Herzen. Wenn wir nicht dort gewesen wären, genau in dieser Sekunde, dann hätte der Unfall für Negruta ein tragisches Ende genommen.

Bevor wir gingen, übergaben wir Negrutas Halter noch Hundefutter, denn er ist sehr arm. Außerdem füllten wir die hölzernen Hundehäuser mit Stroh und versprachen, zurückzukommen, um zu schauen, wie es Negruta und ihren Freunden geht. Die Dankbarkeit war sehr groß, ebenso die Freude, dass Negruta noch lebt. Es war keine Böswilligkeit, dass die Tore nicht verschlossen waren – es war Unwissenheit. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, hier in Rumänien. Negrutas Geschichte ist nur ein Beispiel dafür, was wir hier täglich erleben.

Wir freuen uns für die Hündin und werden sie in den kommenden Wochen wieder besuchen.

Ja, jetzt vermissen wir Negruta sehr! Aber wir sind glücklich, dass es uns gelungen ist, ihr Leben und das anderer wertvoller Tiere zu retten. Denn wir schauen bei jedem Tier ganz genau hin!

Was Sie tun können

Rumänien ist das Land mit den meisten heimatlosen Hunden in ganz Europa. Tausende von ihnen werden Jahr für Jahr von Hundefängern gefangen und in städtischen Tierheimen und Tötungsstationen untergebracht. Um dieses Leid zu verringern, haben wir gemeinsam mit unserem Partner Eduxanima ein großes Kastrations- und Bildungsprogramm vor Ort ins Leben gerufen.

Mit einer mobilen Kastrationskampagne können wir jedes Jahr über 8.000 Tieren helfen. Mithilfe von Kastration und Registrierung sorgen wir für eine nachhaltige Populationskontrolle von Hunden und Katzen. Durch Spenden von Laufleinen und Nahrung und mit medizinischer Versorgung hilft unser Team Hunden, die auf der Straße leben, und jenen, die zwar ein Zuhause haben, aber im Freien gehalten werden.

Kinder lernen im Tierschutzunterricht an Schulen, wie wichtig es ist, Mitgefühl und Empathie für alle Lebewesen zu entwickeln. Durch Gespräche mit Politikern und lokalen Bürgermeistern wird die Kampagne auf viele weitere Orte in Rumänien ausgeweitet, denn nur so lässt sich das Leid tausender Tiere langfristig verringern. Wo immer Hilfe benötigt wird, helfen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Kräften.

Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende, damit wir das Kastrationsprojekt in Rumänien weiter ausbauen können.