Nordrhein-westfälische Regierung will weniger Tierschutz im Landesjagdgesetz: PETA fordert Umweltausschuss auf, Gesetzentwurf zurückzuweisen

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Stuttgart, 14. Januar 2019 – Am 16. Januar steht im Umweltausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags das neue Landesjagdgesetz auf der Agenda. Durch die Novellierung des Gesetzes wurden 2015 zumindest einige Verbesserungen für die Tiere erzielt. Nun will die schwarz-gelbe Landesregierung viele tierquälerische Praktiken wieder erlauben. PETA appelliert an die Politiker, wildbiologische Studien zu berücksichtigen und den Gesetzentwurf zurückzuweisen. Mit einer Onlinepetition möchte die Tierrechtsorganisation ihrer Forderung zusätzlich Nachdruck verleihen.
 
„Wird der Gesetzentwurf umgesetzt, wäre das ein Kniefall vor der Jägerlobby. Die grausame Baujagd, bei der abgerichtete Hunde Füchse aus ihrem geschützten Bau vor die Flinten der Jäger treiben, oder Praktiken wie die Jagdhundeausbildung an lebenden Tieren sind nicht mit dem Tierschutzgesetz zu vereinbaren“, so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA.
 
2015 führte die rot-grüne Regierung das ökologische Jagdgesetz ein, das einige tierquälerische Praktiken, darunter etwa die Baujagd oder die Ausbildung sogenannter Jagdhunde an flugunfähig gemachten Enten, untersagte. Nun möchte die Landesregierung von CDU und FDP die Verbesserungen im Tierschutz wieder rückgängig machen. Dies stößt auf starke Sympathie beim Landesjagdverband, in dessen Reihen sich auch Politiker wie der FDP-Vorsitzende Patrick Lindner finden, der im Sommer 2018 den Jagdschein gemacht hat.
 
Jagd ist aus wildbiologischer Sicht nicht notwendig – Hintergrundinformationen
Anerkannte Wildbiologen sind sich einig, dass aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit für die Jagd besteht. So müssen dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge die nahezu ausgerotteten Wölfe nicht durch menschliche Jäger ersetzt werden, da eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfindet [1]. Auch englische Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass sich beispielsweise Fuchspopulationen aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit und sozialen Faktoren von selbst regulieren [2]. Die Jagd hingegen zerstört die Alters- und Sozialstrukturen der Tierpopulationen, was bei den Überlebenden zu erhöhter Fortpflanzung führt. Verluste in der Population werden somit rasch durch Nachkommen und Zuwanderung wieder ausgeglichen oder gar überkompensiert. Die Jagd ist unnötig, kontraproduktiv und grausam.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass den rund 350.000 Hobbyjägern in Deutschland nur etwa 1.000 Berufsjäger, vor allem Forstbeamte, gegenüberstehen. Hinzu kommen bundesweit etwa fünf Millionen Hobbyangler. Neben PETA appellieren auch weitere Naturschutz- und Tierschutzorganisationen an die Politiker, die Gesetzentwürfe zurückzuweisen.
 
[1] Reichholf, J. H.: Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Dokumentation SWR BW. (abgerufen am 15.05.2014).
[2] Baker, P., Harris, S. & White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York. / Baker P. & Harris S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK. Springer-Verlag 2005.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Jagd-NRW
 
Kontakt:
Judith Stich, +49 30 6832666-04, [email protected]

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