PETA protestiert mit halbnackter „Justitia“ gegen Fischertag in Memmingen

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Memmingen / Stuttgart, 19. Juli 2017 – Nicht nur barbarisch und altmodisch, sondern auch rechtswidrig – so bezeichnet PETA den Memminger Fischertag, der kommenden Samstag stattfindet. Um ihrem Protest gegen die Veranstaltung, bei der grölende Männer alljährlich den Stadtbach leerfischen, Ausdruck zu verleihen, bemüht die Tierrechtsorganisation sogar die Götter: Justitia, Göttin der Gerechtigkeit, wird die Memminger am Freitag ab 12 Uhr am Stadtbrunnen auf dem Marktplatz darauf aufmerksam machen, dass Fische empfindungsfähige Lebewesen sind, die – genau wie Menschen – Angst und Schmerz empfinden. Verkörpert wird die mythische Figur von einer PETA-Unterstützerin in Bikinihose und Bodypainting. Unter dem Motto „Memmingen missachtet das Tierschutzgesetz, Tiere und Frauen“ soll die Aktion verdeutlichen, dass es Zeit ist, den Fischertag in die bayerischen Geschichtsbücher zu verbannen.
 
„Der Memminger Fischertag ist ein primitiver Brauch und widerspricht dem Verständnis unserer heutigen Gesellschaft im Umgang mit empfindungsfähigen Lebewesen“, so Dr. Tanja Breining, Biologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „Keine Tradition rechtfertigt Tierquälerei.“
 
Für die Tierrechtsorganisation ist der Fischertag in Memmingen eine reine Wettkampfveranstaltung. Ziel des Wettfischens ist es, die schwerste Forelle mit einem Kescher zu fangen, um den Titel des „Fischerkönigs“ zu erhalten. Dabei handelt es sich um einen Verstoß gegen § 17 Tierschutzgesetz, dem zufolge ein „vernünftiger Grund“ für das Töten eines Wirbeltieres vorliegen muss. Laut Gesetz ist das jedoch nur der Verzehr. Kommt noch ein weiterer Grund hinzu, wie hier der Wettbewerb, ist das Töten eines Wirbeltieres nicht straffrei.
Zudem stellt der Memminger Fischertag eine direkte Diskriminierung von Frauen dar. Laut Satzung des Memminger Fischertagsvereins nehmen nur männliche Mitglieder an der Forellenjagd teil (vgl. § 8 Abs. 3 der Satzung des Memminger Fischertagsvereins): ein Verstoß gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz im Grundgesetz.
 
Hunderte Forellen werden am Fischertag vergeblich versuchen, ihr Leben zu retten. Mit Keschern im knietiefen Wasser gefangen werden sie in Eimern zu den Tötungsstationen gebracht. In den Vorjahren gelang es PETA, mit versteckter Kamera zu filmen, wie die Fische entgegen der Tierschutzschlachtverordnung in trockenen Eimern vor den Tötungszelten erstickten und ein noch lebender und zappelnder Fisch aufgeschnitten wurde.
 
Ein Gutachten des Friedrich-Loeffler-Instituts untermauert die Aussage, dass Fische Schmerz spüren, und entkräftet die von einer Minderheit vorgebrachten Zweifel an den angeblich fehlenden Hirnstrukturen [1]. Fische sind intelligente und soziale Tiere; einige Arten benutzen Werkzeuge oder unterscheiden Menschengesichter [2].
Sie schließen teils enge Freundschaften, und manche Rifffische singen wie Vögel in der Morgen- und Abenddämmerung im Chor [3].




 
Im März 2017 fand der erste Welttag zur Abschaffung von Fischerei statt, der von mehr als 50 Organisationen weltweit unterstützt wird. Er ist Teil der jungen Weltkampagne „Ein neuer Blick auf Fische“ [4].



 
Quellen:
[1] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichungen von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013.

[2] Balcombe, Jonathan P. (2016): What a Fish Knows: The Inner Lives of Our Underwater Cousins. Print.
[3] Bioacoustics, DOI: 10.1080/09524622.2016.1227940.
[4] end-of-fishing.org.


Kontakt:
Denis Schimmelpfennig, +49 711 860591-528, [email protected]
 

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