Pinguin-Anlage im Soester Spaßbad geplant – PETA appelliert an Verantwortliche, tierschutzwidriges Vorhaben nicht umzusetzen

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Soest / Stuttgart, 26. Juni 2015 – Am kommenden Montag entscheidet der Aufsichtsrat der Stadtwerke Soest GmbH, ob im Freizeitbad AquaFun eine Pinguin-Anlage gebaut wird. Die Betreiber wollen mit der vermeintlichen Attraktion mehr Besucher in die Einrichtung locken. PETA Deutschland e.V. appellierte nun in einem Schreiben an den Aufsichtsrat und die Ratsfraktionen, von den Plänen abzusehen. Denn die Haltung dieser äußerst empfindlichen Tierart in einem Freizeitbad ist selbst unter hohem Aufwand nicht mit dem Tierschutz vereinbar. Die Tierrechtsorganisation sieht zudem explodierende Kosten auf die Verantwortlichen zukommen, sollte die Anlage realisiert werden. Dass die veranschlagten Ausgaben während der Bauphase leicht um das Doppelte anwachsen könnten, zeigen Erfahrungen aus ähnlichen Tiergehege-Projekten – wie beispielsweise die Delfinlagune im Tiergarten Nürnberg oder das Menschenaffenhaus in der Wilhelma. Viele Besucher würden außerdem dem Aufruf von PETA und anderen Organisationen folgen, derartigen tierschutzwidrigen Anlagen fernzubleiben. Die Tierrechtsorganisation appelliert an die Verantwortlichen, die Anziehungskraft des Freizeitbades mit echten Attraktionen zu steigern und nicht auf dem Rücken der Tiere.

„Die Pinguin-Anlage könnte ein finanzielles Desaster für die Stadt werden – auf den Kosten würde wohl der Steuerzahler sitzen bleiben“, so Wildtierexperte Peter Höffken, Fachreferent bei PETA Deutschland e.V. „Nicht nur aus Tierschutzgründen ist es völlig unangemessen, diese empfindliche Wildtierart als exotische Kulisse für ein Spaßbad zu missbrauchen, um Besucher anzulocken. Auch Kindern würde ein falsches Bild vom Umgang mit sensiblen Lebewesen und deren Bedürfnissen vermittelt.“

Offenbar ist geplant, in die Anlage Humboldt-Pinguine einzusetzen. Die hohe Stressanfälligkeit dieser Tierart ist vielfach beschrieben [1]. Im Zoo von Scarborough in Großbritannien erhielten Humboldt-Pinguine 2014 sogar Psychopharmaka, um ihr Stressniveau zu senken [2]. Stress sowie die unnatürlichen klimatischen Bedingungen (zu warm, zu feucht) werden als Faktoren für eine erhöhte Anfälligkeit dieser sensiblen Tierart gegenüber Bakterien- und Pilzinfektionen betrachtet. In Gefangenschaft erkranken immer wieder ganze Pinguingruppen an solchen Krankheiten [3].

Im Dresdener Zoo starben in den letzten Jahren mehrere Dutzend Humboldt-Pinguine vermutlich an einer Aspergillose-Infektion. Dabei wurde seitens der Zooverantwortlichen auch Stress als auslösender bzw. die Immunabwehr schwächender Faktor genannt [4]. Das Immunsystem von Vögeln, insbesondere das von Wasservögeln wie Pinguinen, ist kaum gegen terrestrische Pilze gerüstet. Die Tiere können deshalb besonders sensibel auf entsprechende Sporen in ihrer Umgebung reagieren. Dem ersten großen Pinguinsterben im Dresdner Zoo fielen bis 2011 über 20 Vögel zum Opfer. Obwohl die Anlage vollständig saniert und desinfiziert wurde, überlebten 2013 nur 3 von 16 Tieren.

Pinguine haben enorme Ansprüche an ihren Lebensraum, die selbst eine gut geführte zoologische Einrichtung kaum erfüllen kann. Die flugunfähigen Seevögel leben überwiegend in den kalten Klimazonen der südlichen Hemisphäre. Sie sind sehr soziale Tiere, die zum Brüten teilweise große Kolonien bilden. In freier Natur jagen Humboldt-Pinguine in Gruppen, schwimmen mit einer Geschwindigkeit von 10 km/h durch das offene Meer und tauchen bis zu 50 Meter tief. All dies wird ihnen in Gefangenschaft verwehrt.

[1] www.n-tv.de/wissen/Pinguine-leiden-unter-Stress-article6695806.html
[2] www.welt.de/newsticker/news1/article124628025/Wetterstress-Britische-Pinguine-erhalten-Antidepressiva.html
[3] www.welt.de/vermischtes/article13497831/Mysterioeses-Pinguinsterben-gibt-Experten-Raetsel-auf.html
[4] www.sz-online.de/nachrichten/dresdner-pinguine-watscheln-zum-ueberleben-nach-prag-2449526.html
 

 

Weitere Informationen:
PETA.de/ZooIrrtümer
 
Kontakt:
Judith Stich, +49 (0)30 6832666-04, [email protected]
 

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