Sömmerda: Tierheimmitarbeiter bei Einfangaktion von Giftschlange gebissen – PETA fordert flächendeckendes Verbot gefährlicher Reptilien in Deutschland

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Sömmerda / Stuttgart, 31. Mai 2016 – Gefährliche Einfangaktion: Vergangenen Donnerstag wurde ein Tierheimmitarbeiter im thüringischen Sömmerda von einer vermutlich entflohenen Giftschlange, bei der es sich um eine nordiberische Kreuzotter handeln könnte, in die Hand gebissen. Das Gift dieser Tiere gilt als potenziell tödlich. Laut Medienberichten war der Zustand des Tierheimmitarbeiters zunächst instabil; er wurde ins künstliche Koma versetzt und erhielt ein Gegengift. Der Mann liegt noch immer auf der Intensivstation, mittlerweile jedoch glücklicherweise nicht mehr im Koma und ist außer Lebensgefahr. PETA fordert nun die Bundesregierung auf, ein flächendeckendes Gesetz für ein grundsätzliches Verbot giftiger und gefährlicher Tiere in deutschen Privathaushalten zu erlassen. Die Tierrechtsorganisation kritisiert, dass der Kauf hochgiftiger Schlangen und anderer gefährlicher Tiere auf Reptilienbörsen oder über das Internet ohne Hürden möglich ist – unabhängig davon, ob der künftige Halter über das nötige Fachwissen zur Haltung der Tiere verfügt. Infolgedessen brechen jedes Jahr Hunderte exotische Tiere aus ihren Terrarien aus oder werden von überforderten Laien ausgesetzt.
„Giftschlangen haben nichts in Wohnzimmern zu suchen. Die anspruchsvollen Exoten können in Privathaushalten nicht tiergerecht gehalten werden und stellen eine Gefahr für die Bewohner dar“, so Dörte Röhl, Tierärztin und Fachreferentin für Tierische Mitbewohner bei PETA. „Zum Schutz von Mensch und Tier sollte die Bundesregierung in einem ersten Schritt unverzüglich die Haltung gefährlicher Tiere verbieten.“
PETA setzt sich für ein grundsätzliches Verbot exotischer Tieren in Privathand ein und weist darauf hin, dass der Handel mit Reptilien und Amphibien auch den Tod unzähliger Tiere bedeutet: Viele der empfindlichen Exoten sterben bereits, bevor sie überhaupt in den Verkauf kommen. Verlustraten von 70 Prozent gelten in der Zoohandelsbranche als üblich [1]. Bei einem erheblichen Teil der auf Terraristikbörsen angebotenen Wildtiere handelt es sich um Naturentnahmen. Im Auftrag profitorientierter Händler und gedankenloser Endabnehmer werden die letzten artenreichen Naturgebiete regelrecht geplündert. Eine tierärztliche Fallstudie, bei der rund 150 verstorbene Reptilien untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass 51 Prozent der Tiere an durch Haltungsfehler verursachten Krankheiten litten [2].

Auch wenn es sich um ungiftige Tiere handelt, können Exoten gefährlich für den Menschen sein: Studien zufolge übertragen die meisten Reptilien gesundheitsgefährdende Salmonellenarten – geschätzte 90 Prozent der Tiere tragen die Erreger in sich. Auf den Menschen übertragene Salmonellen können im Extremfall zur Hirnhautentzündung oder zum Tod des Menschen führen – vor allem Kinder sowie immungeschwächte und ältere Menschen sind gefährdet. Schätzungen des Robert-Koch-Instituts zufolge rührt jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern von exotischen Tieren her [3].
[1] Toland, Elaine/Warwick, Clifford/ Arena, Phillip (2012): Pet Hate, in: The Biologist, Vol. 59 No. 3.
[2] Schmidt, Volker (2008): Die Bedeutung von haltungs- und ernährungsbedingten Schäden bei Reptilien. Eine retrospektive pathologische Studie, 4. Leipziger Tierärztekongress.
[3] Robert-Koch-Institut: Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien. Epidemiologisches Bulletin. 4. März 2013 / Nr. 9.

Exotische Tiere – darunter immer wieder auch gefährliche Gifttiere – werden auf Börsen teilweise zu Schleuderpreisen an Laien verkauft. / © PETA
 
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Jana Fuhrmann, +49 (0)711 860591-529, [email protected]
 

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