Steuergelder nicht verschwenden: Dresdner Stadtrat entscheidet über Millionenbetrag für Zoo-Projekt – PETA fordert Ende der Orang-Utan-Haltung

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Dresden / Stuttgart, 20. November 2018 – Menschenaffenhaltung beenden: Am Donnerstag entscheidet der Dresdner Stadtrat über einen Zuschuss in Millionenhöhe für den Neubau des Orang-Utan-Hauses im Dresdner Zoo. PETA appellierte bereits im September an den Finanzausschuss, von einer Förderung der Orang-Utan-Haltung abzusehen, da sie den Artenschutz untergräbt. Die Tierrechtsorganisation fordert die Zoo-Verantwortlichen auf, die Haltung und Zucht von Orang-Utans einzustellen und die Einsparung für den direkten Schutz der bedrohten Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu spenden.
 
„Nur der Erhalt der natürlichen Lebensräume kann das Überleben bedrohter Arten langfristig sichern“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Mit dem Bau eines neuen Orang-Utan-Hauses würde die Stadt Millionen verschleudern, obwohl im Zoo geborene Menschenaffen in der Regel niemals ausgewildert werden können. Deshalb ist das Einsperren dieser Tiere in Zoogehege nicht nur Tierquälerei, sondern hat auch nichts mit Artenschutz zu tun.“
 
Schutzmaßnahmen vor Ort dringend notwendig
Die Tierrechtsorganisation kritisiert das Projekt als Fehlinvestition. Für den Millionenbetrag ließen sich in Südostasien große Teile der letzten natürlichen Lebensräume von Orang-Utans langfristig sichern. Weil Artenschutzorganisationen und Regierungen Geld für ausreichende Schutzmaßnahmen fehlt, werden dort die letzten freilebenden Menschenaffen gejagt und Regenwälder vernichtet. Einer aktuellen wissenschaftlichen Studie zufolge hat sich der Bestand der Orang-Utan-Population auf Borneo seit 1999 etwa halbiert [1]. Das Forscherteam rechnet in naher Zukunft mit einem Aussterben der Menschenaffen, wenn nicht sofort Schutzmaßnahmen greifen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten noch über 300.000 Orang-Utans auf Borneo, nun sind es noch etwa 27.000. Die Zucht und angebliche Aufklärungsarbeit von Zoos konnte nichts daran ändern.
 
Zoos leisten keinen Beitrag zum Artenschutz
Wie gering der Beitrag von Zoos zum Artenschutz bislang ist, zeigt sich beim Vergleich der Spendenabgaben an Projekte vor Ort (in-situ-Artenschutzprojekte) und dem in zoologischen Einrichtungen betriebenen Aufwand, um einige wenige Tiere in Gefangenschaft zu halten und für zahlendes Publikum auszustellen: Während meist Millionen Steuergelder in Zuchtprogramme und kostenintensive Bauprojekte der Zoos fließen, sind die Spenden an Partnerorganisationen, die in den natürlichen Lebensräumen bedrohter Tierarten echten Artenschutz betreiben, verschwindend gering.
Dabei können die Aktivitäten zoologischer Einrichtungen dem Artenschutz sogar entgegenwirken: Der Gesellschaft wird fälschlicherweise suggeriert, dass Tierarten durch die Gefangenhaltung vor dem Aussterben bewahrt werden. Durch diese Behauptung verliert der Erhalt natürlicher Lebensräume von Tieren für viele Menschen an Bedeutung.
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht da, um uns zu unterhalten. Nach Ansicht der Tierrechtsorganisation muss das Ziel von Artenschutzmaßnahmen der Lebensraumerhalt sein – und nicht die Zucht weniger, beliebter Tierarten in Gefangenschaft ohne Möglichkeit auf Auswilderung. Geld sollte vor allem in den Habitatschutz und in die Bekämpfung der Wilderei fließen. Der Chefberater der Vereinten Nationen für Menschenaffen, Ian Redmond, kommentierte schon 2007 das neue Gorillagehege im Londoner Zoo: „Fünf Millionen Pfund für drei Gorillas, wo in Nationalparks die gleiche Anzahl an Tieren jeden Tag getötet wird, nur weil es an einigen Land Rover, ausgebildeten Männern und Wilderei-Patrouillen mangelt – so etwas zu hören, muss für einen Parkaufseher schon sehr frustrierend sein.“ [2]
 
[1] Voigt et al. (2018): Global Demand for Natural Resources Eliminated More Than 100,000 Bornean Orangutans. In: Current Biology 28, 1-9.
[2] Artikel in der britischen Sunday Times vom 01.04.2007: “City gorillas live it up as their jungle cousins face oblivion?
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Zoo
PETA.de/Zooirrtuemer
 
Kontakt:
Judith Stich, +49 30 6832666-04, [email protected]

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