Verhaltensgestörte Elefanten auf dem Wasen: PETA kritisiert In.Stuttgart für Vermietung an Circus Carl Busch

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Stuttgart, 26. Oktober 2016 – Profit vor Tierschutz: Derzeit baut Circus Carl Busch auf dem Wasen seine Zelte auf. Mit dabei sind die zwei Elefanten Carla und Mashibi. Zahlreiche Videoaufnahmen (u.a. dieses Video) zeigen, dass die wildgefangenen Tiere unter den typischen Verhaltensstereotypien leiden, die Elefanten unter den mangelhaften Bedingungen im reisenden Zirkus entwickeln. Dabei schwenken sie über längere Zeiträume monoton Kopf und Körper hin und her. Dennoch vermietet die städtische Veranstaltungsgesellschaft In.Stuttgart dem Zirkus das Wasen-Areal. Die Tierrechtsorganisation PETA kritisiert nun in einem Schreiben an die Geschäftsführer, dass sie wirtschaftliche Interessen über den Tierschutz stellen. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um ein kommunales Zirkus-Wildtierverbot in Stuttgart ist die Entscheidung, den Zirkusbetrieb zuzulassen, ein Schlag ins Gesicht für den Tierschutz. Carl Busch ist in der Vergangenheit wiederholt wegen der mangelhaften und fahrlässigen Elefantenhaltung in die Schlagzeilen geraten. PETA kündigt in dem Schreiben, das auch den Gemeinderatsfraktionen vorliegt, an, sich weiterhin dafür einzusetzen, dass künftig weder Wildtiere noch Ponykarussells auf öffentlichen Flächen in Stuttgart zugelassen werden. Stuttgarter Tierfreunde haben derweil für Samstag, 5. November, ab 14:30 Uhr eine Protestaktion vor dem Zirkus angekündigt, um die Besucher über die Tierschutzproblematik zu informieren.
 
„Beim Tierschutz kennt die In.Stuttgart weder Moral noch Mitgefühl. Deshalb ist jetzt dringend die Politik gefragt, der städtischen Gesellschaft ethische Grenzen ihres Handelns aufzuzeigen und ein kommunales Zirkus-Wildtierverbot zu beschließen“, so Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA.
 
In den letzten vier Jahren wurden bei mehreren Gastspielen des Circus Carl Busch Ausbrüche von Elefanten und anderen Tieren registriert. Die umfangreiche Historie erheblicher Missstände und Tierquälereien bei der Elefantenhaltung hat bereits zu mehreren Bußgeldverfahren gegen das Zirkusunternehmen geführt. PETA appelliert nun – insbesondere im Hinblick auf die tödliche Attacke auf einen Rentner durch einen Elefanten des Circus Luna im Juni 2015 in Buchen – an den Stuttgarter Gemeinderat, den gemeinsamen Vorstoß der drei Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, SPD und SÖS-Linke-PluS endlich umzusetzen.
 
Im März 2016 hat sich der Bundesrat zum dritten Mal für ein Verbot bestimmter Tierarten im Zirkus ausgesprochen. In der Entschließung hat die Länderkammer ausführlich begründet, warum insbesondere Elefanten in reisenden Zirkusbetrieben systembedingt – also unabhängig vom jeweiligen Betrieb – erheblich leiden. Um Elefanten zu dressieren, werden sie in Zirkusbetrieben mit dem Elefantenhaken, ein Stock mit einem spitzen Metallwiderhaken, misshandelt und auf der Tournee jede Nacht an zwei Beinen angekettet.
 
In Deutschland haben bereits über 70 Städte – darunter Köln, Düsseldorf, Chemnitz, Erlangen, Schwerin und Heilbronn – ein Zirkuswildtierverbot auf eigenen Flächen beschlossen. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte tierfreundlichen Städten im April 2016 den Rücken gestärkt und anlässlich der Klage eines Zirkusbetriebs ausdrücklich betont, dass die Kommunen die volle Entscheidungsfreiheit darüber haben, an welche Schaustellerunternehmen sie ihre Flächen vermieten [1]. Ein vorangegangenes Urteil des Verwaltungsgerichts München über die Zulässigkeit eines kommunalen Wildtierverbots für Zirkusbetriebe in der Stadt Erding ist somit rechtskräftig [2]. Auch das Verwaltungsgericht Darmstadt bestätigte vor wenigen Tagen, dass Städte Zirkusbetriebe ausschließen können, die bestimmte Tierarten mitführen [3].
 
Quellen:
[1] Kveton, P. (2016): Zirkus zieht Klage zurück. Kommunen dürfen weiter Verbote für Wildtiere erlassen. In: Bayerischer Rundfunk. http://www.br.de/nachrichten/oberbayern/inhalt/wildtierverbot-zirkus-klage-erding-100.html (11.05.2016).
[2] VG München, Az. M7K 13.2449. Urteil online unter: https://openjur.de/u/728811.html
[3] VG Darmstadt, Az. 3 L 2280/16.DA. Presseaussendung online unter: www.juris.de/jportal/portal/page/homerl.psml?nid=jnachr-JUNA161002236&cmsuri=%2Fjuris%2Fde%2Fnachrichten%2Fzeigenachricht.jsp
 

Elefantin Carla vom Circus Carl Busch bei einem früheren Gastspiel in Stuttgart / © PETA
Das Motiv kann hier heruntergeladen werden.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Circus-Carl-Busch
PETA.de/Wildtierdressur
PETA.de/VerbotWildtiereImZirkus
 
Kontakt:
Denis Schimmelpfennig, +49 (0)711 860591-528, [email protected]
 

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