Verlängerung betäubungsloser Ferkelkastration verfassungswidrig: PETA kündigt Strafanzeigen gegen Ferkelzüchter an

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Stuttgart, 27. November 2018 – Am Donnerstag entscheidet der Bundestag, ob die Übergangsfrist für ein Ende der betäubungslosen Kastration männlicher Ferkel um weitere zwei Jahre verlängert wird. Bereits 2013 beschloss die damalige Koalition aus Union und FDP eine Übergangsfrist bis zum 31.12.2018. Eine Verlängerung verstieße gegen das Grundgesetz und wäre damit nichtig. Daher kündigt die Tierrechtsorganisation PETA schon jetzt Strafanzeigen gegen bedeutende Ferkelzüchter an, sollte die schmerzhafte Prozedur weiterhin erlaubt werden.
 
„Mit der beabsichtigten weiteren Billigung der betäubungslosen Ferkelkastration zeigt die große Koalition offen, dass sie das Leid von jährlich circa 20 Millionen männlichen Ferkeln missachtet. Sie macht nicht einmal davor halt, das Grundgesetz zu verletzen, wenn es darum geht, die Interessen der in den Parlamenten stark vertretenen Agrarlobby zu protegieren“, so Dr. Christian Arleth, Rechtsanwalt bei PETA.
 
Tierschutz im Grundgesetz verankert – Hintergrundinformationen
Nach Ansicht der Tierrechtsorganisation überschreitet die große Koalition mit der Initiative ihren Spielraum bei Gesetzesänderungen, da sie das im Grundgesetz verankerte Verfassungsgut Tierschutz verletzt. Laut einer Presseerklärung der Bundestierärztekammer betrachtet auch der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Jens Bülte eine Fristverlängerung als verfassungswidrig. In der Meldung appelliert die Bundestierärztekammer an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags, die betäubungslose Ferkelkastration zu beenden [1].
 
Bundesregierung widerspricht eigenem Bericht
Weitgehend schmerzfreie Alternativen – wie die Ebermast sowie die Kastration mittels Impfung – werden bereits seit 2009 in Deutschland praktiziert. Dennoch behauptet die Bundesregierung, dass keine praxisreifen Alternativen verfügbar seien. Damit widerspricht sie jedoch ihrem eigenen Bericht vom 01.12.2016 [2]. In diesem stellte sie auch fest, dass sich eine Kastration mittels Impfung „hinsichtlich des kalkulatorischen Gewinns so gut wie nicht unterscheidet“, die Ebermast sich sogar positiv auf die Kosten auswirken könne. Von den Bauernverbänden vorgebrachte Einwände, wonach eine Umstellung das wirtschaftliche Ende zahlreicher kleiner und mittlerer Betriebe bedeute, sind PETAs Ansicht nach bloße Vorwände, um eine vorübergehende Umstellungsphase noch weiter hinauszuzögern.

„Dass die Verantwortlichen in den Regierungsparteien vor diesem Hintergrund nun völlig unnötig das unsägliche Leid weiterer Millionen männlicher Ferkel in Kauf nehmen, ist inakzeptabel. Mit der Narkose durch den Wirkstoff Isofluran favorisieren sie noch dazu eine bislang nicht erprobte Methode ohne Schmerzausschaltung, die auch erhebliche Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt birgt. Der Gesetzgeber misst dem Verfassungsgut Tierschutz in der Praxis einmal mehr keine Bedeutung bei – stattdessen wird das Grundgesetz mit Füßen getreten“, so Dr. Christian Arleth weiter.
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Tierrechtsorganisation fordert einen Wandel hin zu einer veganen Lebensweise und bioveganer Landwirtschaft. Veganer führen nicht nur ein gesünderes Leben, jeder Einzelne bewahrt auch bis zu 50 Tiere pro Jahr vor dem Tod in Tierfabriken, Schlachthöfen oder auf Fischerbooten. Mit PETAs kostenlosem Veganstart-Programm gelingt der Umstieg auf eine rein pflanzliche Ernährung spielend leicht. PETA Deutschland e.V. ist die größte Interessenvertretung vegan lebender Menschen in Deutschland.

[1] http://www.tfvl.de/wp-content/uploads/2018/10/PM_Betaeubungslose-Ferkelkastration-ist-verfassungswidrig.pdf.
[2] Bericht der Bundesregierung über den Stand der Entwicklung alternativer Verfahren und Methoden zur betäubungslosen Ferkelkastration gemäß § 21 des Tierschutzgesetzes, S. 24, abrufbar unter https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Tier/Tierschutz/Regierungsbericht-Ferkelkastration.pdf?__blob=publicationFile.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Ferkelkastration-Petition
veganblog.de/ernahrung/ferkelkastration-2019/
 
Kontakt:
Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]

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