Verstoß gegen das Tierschutzgesetz: PETA zeigt Catch-and-Release-Angler aus Lörrach an

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Lörrach / Stuttgart, 11. Januar 2018 – Er zappelte am Haken, dann an der Schnur und fürchtete stundenlang um sein Leben: Nihad K., leidenschaftlicher Hobbyangler aus Lörrach, zeigt keine Fairness gegenüber Fischen. Laut einem Medienbericht fing er wenige Tage vor Weihnachten einen großen Wels, leinte ihn über Nacht an einer Schnur an, um morgens mit ihm vor der Kamera zu posieren, bevor er den Fisch schließlich ins Wasser zurücksetzte. PETA erstattete Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Freiburg, Außenstelle Lörrach. Die Tierrechtsorganisation sieht in dem Verhalten des Anglers einen Verstoß gegen Paragraf 17 Absatz 2b des Tierschutzgesetzes, nach dem keinem Wirbeltier länger anhaltende Schmerzen und Leiden zugefügt werden dürfen. Beim Angeln, stundenlangem Anbinden und anschließendem Freilassen von Fischen, dem sogenannten Catch & Release, wird den schmerzempfindlichen Tieren starkes Leid zugefügt, wie in diesem Fall dem Wels, der erheblicher Qual und Todesangst über einen längeren Zeitraum ausgesetzt war. 
 
„Könnten Fische ihre Schmerzen durch laute Schreie ausdrücken, würde niemand mehr behaupten, Angeln sei ein sportliches oder gar friedliches Hobby“, so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „Catch & Release bedeutet für Fische enormen Stress und oftmals Verletzungen – viele der so traumatisierten Tiere sterben infolge dieser Tortur.“
 
PETA verweist auf die Verfügungen des Amtsgerichts Lemgo vom 31. März 2011 (Az.: 25 Cs-22-Js 86/10-194/10), in denen ausdrücklich festgestellt wird, dass es sich beim Catch & Release um eine strafbare Handlung handelt, sowie auf die Ausführung des Oberverwaltungsgerichts Münster vom 3. Juli 2015 (Az.: 20 B 209/15), der zufolge beim Ausüben der Catch-and-Release-Praxis kein vernünftiger Grund bestehe, den Tieren Schmerz und Leid zuzufügen, und somit gegen das Tierschutzgesetz verstoßen werde. Vergangenen Dezember wurde ein Catch-and-Release-Angler zu einer Geldbuße von 200 Euro verurteilt. Bereits 2016 zahlte Ex-Fußballprofi Klaus Augenthaler in einem vergleichbaren Fall mehr als 3.000 Euro Geldbuße.
 
Dr. Tanja Breining veranschaulicht das Leid der Tiere beim Angeln mit folgendem Beispiel: „Stellen Sie sich vor, jemand bohrt Ihnen einen Metallhaken durch den Mund. Mit Ihrem ganzen Körpergewicht an diesem Haken hängend werden Sie in eine für Sie fremde Atmosphäre gezogen, in der Sie nicht mehr atmen können.“ Genau diese Qual erleiden Fische beim Angeln. Die britische Biologin Lynne Sneddon wies nach, dass Fische im Kopf- und Mundbereich, also genau da, wo der Angelhaken das Gewebe durchbohrt, zahlreiche Schmerzrezeptoren haben [1]. Fische zeigen Schmerzverhalten: Sie bewegen sich ruckartig, reiben ihren Mund am Beckenrand, stellen die Nahrungsaufnahme ein und ihre Atemfrequenz erhöht sich. Gibt man ihnen Schmerzmittel, stellen sie dieses Verhalten wieder ein [2]. Auch können Fische lernen, sich selbst Schmerzmittel zu verabreichen [3].
 
Neben internationalen wissenschaftlichen Studien, die bestätigen, dass Fische Schmerzen spüren, kommt auch das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, in seiner Stellungnahme für die Bundesregierung zu dem Schluss, dass „Fische zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten“ [4]. PETA spricht sich generell gegen das Angeln und den Fischfang aus und unterstützt die 2017 ins Leben gerufene Weltkampagne zur Abschaffung der Fischerei [5].
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten, wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten.
 
[1] Sneddon, L. U., Braithwaite, V. A., & Gentle, M. J. (2003): Do fishes have nociceptors? Evidence for the evolution of a vertebrate sensory system. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 270(1520), 1115–1121. http://doi.org/10.1098/rspb.2003.2349.
[2] Sneddon, L. U. (2003): The evidence for pain in fish: the use of morphine as an analgesic. Applied Animal Behaviour Science, 83(2), 153-162. DOI: 10.1016/S0168-1591(03)00113-8.
[3] Sneddon, L. U. (2011): Pain perception in fish: Evidence and implications for the use of fish. Journal of Consciousness Studies, 18(9-10), 209-229.
[4] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichungen von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013.
[5] https://www.end-of-fishing.org/de.
 
Weitere Informationen
PETA.de/Themen/Fische
PETA.de/Fische-Schmerz-Neocortex
 
Kontakt:
Jana Fuhrmann, +49 711 860591-529, [email protected]

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