Verstoß gegen das Tierschutzgesetz: PETA zeigt Catch-and-Release-Angler aus Oberhausen an

PETA Logo

Dinslaken / Duisburg / Stuttgart, 31. Juli 2019 – Wels zappelte am Haken und fürchtete zwei Stunden lang um sein Leben: Laut einem Medienbericht fing der Hobbyangler Tobias C. im Juli einen 2,21 Meter großen und 80 Kilogramm schweren Wels. Anschließend posierte er mit ihm und dem Meterstab vor der Kamera, bevor er den Fisch ins Wasser zurücksetzte. Unklar ist, ob der kleinere Wels links auf dem Foto in der Berichterstattung noch lebte oder qualvoll erstickt ist. PETA erstattete Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Duisburg. Die Tierschutzorganisation sieht in dem Verhalten des Anglers einen Verstoß gegen Paragraf 17 Absatz 2b des Tierschutzgesetzes, nach dem keinem Wirbeltier länger anhaltende Schmerzen und Leiden zugefügt werden dürfen. Beim Angeln und anschließenden Freilassen von Fischen, dem sogenannten Catch and Release, wird den schmerzempfindlichen Tieren starkes Leid zugefügt, wie in diesem Fall dem Wels, der über einen längeren Zeitraum erheblichen Qualen und Todesangst ausgesetzt war.
 
„Könnten Fische ihre Schmerzen durch laute Schreie ausdrücken, würde niemand mehr behaupten, Angeln sei ein sportliches oder gar friedliches Hobby“, so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „Catch and Release bedeutet für Fische enormen Stress und oftmals Verletzungen – viele der traumatisierten Tiere sterben infolge dieser Tortur.“
 
PETA verweist auf die Verfügungen des Amtsgerichts Lemgo vom 31. März 2011 (Az.: 25 Cs-22-Js 86/10-194/10), in denen ausdrücklich festgestellt wird, dass es sich beim Catch and Release um eine strafbare Handlung handelt, sowie auf die Ausführung des Oberverwaltungsgerichts Münster vom 3. Juli 2015 (Az.: 20 B 209/15), der zufolge beim Ausüben der Catch-and-Release-Praxis kein vernünftiger Grund bestehe, den Tieren Schmerz und Leid zuzufügen, und somit gegen das Tierschutzgesetz verstoßen werde. Vergangenen Dezember wurde ein Catch-and-Release-Angler zu einer Geldbuße von 200 Euro verurteilt. Bereits 2016 zahlte Ex-Fußballprofi Klaus Augenthaler in einem vergleichbaren Fall mehr als 3.000 Euro Geldbuße.
 
Die britische Biologin Lynne Sneddon wies nach, dass Fische im Kopf- und Mundbereich, also genau da, wo der Angelhaken das Gewebe durchbohrt, zahlreiche Schmerzrezeptoren haben [1]. Fische zeigen Schmerzverhalten: Sie bewegen sich ruckartig, reiben ihren Mund am Beckenrand, stellen die Nahrungsaufnahme ein und ihre Atemfrequenz erhöht sich. Gibt man ihnen Schmerzmittel, stellen sie dieses Verhalten wieder ein [2]. Auch können Fische lernen, sich selbst Schmerzmittel zu verabreichen [3].
 
Neben internationalen wissenschaftlichen Studien, die bestätigen, dass Fische Schmerzen spüren, kommt auch das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, in seiner Stellungnahme für die Bundesregierung zu dem Schluss, dass „Fische zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten“ [4]. PETA spricht sich generell gegen das Angeln und den Fischfang aus und unterstützt die 2017 ins Leben gerufene Weltkampagne zur Abschaffung der Fischerei [5].
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Sneddon, L. U., Braithwaite, V. A., & Gentle, M. J. (2003): Do fishes have nociceptors? Evidence for the evolution of a vertebrate sensory system. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 270(1520), 1115–1121. http://doi.org/10.1098/rspb.2003.2349.
[2] Sneddon, L. U. (2003): The evidence for pain in fish: the use of morphine as an analgesic. Applied Animal Behaviour Science, 83(2), 153-162. DOI: 10.1016/S0168-1591(03)00113-8.
[3] Sneddon, L. U. (2011): Pain perception in fish: Evidence and implications for the use of fish. Journal of Consciousness Studies, 18(9-10), 209-229.
[4] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichungen von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013.
[5] End-of-fishing.org/de.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Fische
PETA.de/Fische-Schmerz-Neocortex
 
Kontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

Kontakt

Kontakt
Kopieren