Vogelhaltung: 11 Tipps für die Haltung von Wellensittich & Co.

In der Natur verbringen Vögel ihre Zeit meist mit Fliegen und in der Gesellschaft von Artgenossen. In freier Wildbahn sind sie nur selten alleine: So betreiben sie gegenseitig Gefiederpflege, fliegen gemeinsam umher und tummeln sich auf Bäumen oder an Wasserstellen. Viele Vogelarten bleiben ihrem Partner ein Leben lang treu und teilen sich die elterlichen Pflichten bei Brut und Aufzucht der Jungvögel.

Ganz anders sieht das Leben der rund 3,1 Millionen Vögel aus, die in deutschen Haushalten leben. [1] In Gefangenschaft leiden Vögel oft unter Langeweile, Platzmangel und geistiger Unterforderung. Besonders das Fehlen von Artgenossen und die Haltung in kleinen Käfigen und Volieren führt gerade bei Papageien und Sittichen häufig zu schwerwiegenden Verhaltensstörungen.

11 Tipps zur artgerechten Vogelhaltung

Jeder, der Vögel hält, muss die Bedürfnisse der Tiere kennen, um ihnen ein möglichst artgerechtes Leben zu ermöglichen. Wir von PETA Deutschland geben Tipps, damit sich Ihr gefiederter Mitbewohner so wohl wie möglich fühlt.

1. Nehmen Sie Vögel aus dem Tierheim auf

Wer sich für die Aufnahme von Vögeln entscheidet, sollte heimatlosen Tieren aus dem Tierheim ein neues Zuhause schenken. Kaufen Sie niemals einen Vogel im Zoohandel, Internet oder beim Züchter:innen. Genauso, wie es tierquälerische „Zuchtfabriken“ für Hundewelpen gibt, gibt es sie auch für Vögel. Teilweise werden die empfindsamen Tiere für den deutschen Handel aus dem Ausland importiert – eine extreme Belastung für die Vögel, die aufgrund von Stress schnell versterben können.

Tiere sind keine Ware Motiv Vogel

Ein großes Problem bei der Zucht von Großpapageien stellen die vielen Handaufzuchten dar. Bei der Handaufzucht werden die Nestlinge vom Menschen mit Brei großgezogen, um Käufer:innen zahme Hausgenossen anbieten zu können. Die Tiere sind jedoch fehlgeprägt, da sie Menschen als Artgenossen wahrnehmen. Sie zeigen häufiger als andere Vögel Verhaltensstörungen wie Aggressivität, Federrupfen, stundenlanges ununterbrochenes Schreien, stereotype Bewegungen und Selbstverstümmelung. Von Hand aufgezogene Vögel können aufgrund der Einsamkeit in Einzelhaltung trauern und sogar sterben.

Auf die Elternvögel wirkt sich die Handaufzucht ebenfalls negativ aus. Der Verlust ihrer Kinder bedeutet für die Tiere großen Stress. Generell sollte von einem Erwerb solcher Tiere Abstand genommen werden, da ihre Bedürfnisse in Gefangenschaft kaum befriedigt werden können.

2. Halten Sie Vögel niemals allein

Die meisten in Privathaltung lebenden Vögel sind äußerst soziale Tiere, die in Freiheit niemals allein leben würden. Werden sie ohne Artgenossen gehalten, entwickeln Vögel wie Papageien und Sittiche häufig Verhaltensstörungen. Vor Einsamkeit rupfen sie sich die Federn aus, beißen sich in die eigenen Gliedmaßen oder reagieren aggressiv auf Halter:innen. Daher sollten Sie Vögel niemals allein halten.

Wenn Sie bereits einen Vogel halten, nehmen Sie einen Artgenossen aus dem Tierheim bei sich auf. Wichtig bei der Adoption des neuen Vogels ist, dass er derselben Art angehört, da Kommunikation und arttypisches Sozialverhalten zwischen Tieren verschiedener Arten oft nur schwer möglich sind.

Wellensittiche auf einem Ast
Auch Vögel brauchen, wie die meisten Menschen, Gesellschaft.

Bevor Sie einen neuen Vogel mit anderen Vögeln zusammenführen, lassen Sie ihn in einer tiermedizinischen Praxis gründlich untersuchen. Ist der Neuankömmling in guter gesundheitlicher Verfassung, dann stellen Sie seinen Käfig in die Voliere der anderen Vögel, damit die Tiere miteinander Blickkontakt haben. Beobachten Sie, wie die Vögel aufeinander reagieren. Verhalten sie sich freundlich zueinander, können Sie den Käfig nach etwa zwei Tagen öffnen und dem neuen Tier damit die Möglichkeit geben, herauszukommen, sobald er oder sie dies möchte. Belassen Sie den Käfig jedoch noch so lange in der Voliere oder dem Vogelzimmer, wie der Neuankömmling ihn als Zufluchtsstätte nutzen möchte, und entfernen Sie ihn erst, wenn er überhaupt nicht mehr benutzt wird.

Falls Sie selbst keine Haltung zusammen mit Artgenossen gewährleisten können, geben Sie den Vogel bitte an Halter:innen ab, der bereits Vögel derselben Spezies beherbergt und die Tiere nicht mehr voneinander trennt, sobald sie sich eingewöhnt haben. Kontaktieren Sie hierfür ein lokales Tierheim oder eine Vogel-Auffangstation – dort können Sie entsprechend beraten und bei der Vermittlung unterstützt werden.

3. Lassen Sie die Vögel mehrere Stunden am Tag fliegen

Lassen Sie die Vögel viele Stunden am Tag fliegen. Die Tiere sollten so viel Zeit wie möglich frei fliegend verbringen können. Bauen Sie Ihren Balkon oder Ihre Veranda zu einer Freiflugvoliere um oder bauen Sie eine Außenvoliere mit Schutzraum in Ihrem Garten. Alternativ können ein oder mehrere Räume zu einem Vogelzimmer umgebaut werden, in dem die Tiere dauerhaft frei fliegen können.

Einige Vögel haben gelernt, nachts die Sicherheit eines Käfigs aufzusuchen. Stellen Sie Ihren Vögeln daher einen abgedeckten Käfig oder einen anderen geeigneten Unterschlupf zur Verfügung, den sie jederzeit finden und auf Wunsch auch wieder verlassen können. Schneiden Sie niemals die Flügelfedern Ihrer Vögel, sondern gönnen Sie den Tieren die Freude am Fliegen. Das Beschneiden von Vogelflügeln fällt unter das Amputationsverbot und ist laut Tierschutzgesetz verboten. [2]

Zebrafinken in einer Voilere
In einer möglichst großen Voliere können die Tiere ihren natürlichen Flugtrieb besser ausleben.

4. Bieten Sie Ihren Vögeln immer Nahrung und frisches Wasser

Wechseln Sie das Wasser Ihrer Vögel mindestens einmal täglich, um die Vermehrung von Krankheitserregern in schmutzigem Wasser zu unterbinden. Bringen Sie die Nahrungs- und Wasserbehälter oberhalb der Sitzstangen an, damit sie nicht von herabfallenden Vogelexkrementen verschmutzt werden.

Eine Ernährungsweise, die ausschließlich auf Saaten basiert, kann zu Vitamin- und Mineralstoffmangel führen. Bieten Sie den Vögeln daher zusätzlich zu Körnerfuttermischungen eine Vielfalt an gewaschener Frischnahrung wie Gemüse, Kartoffeln, Reis, Nudeln oder Obst an. Lassen Sie die frischen Lebensmittel jedoch niemals länger als ein paar Stunden stehen, denn Vögel sind sehr empfindlich, was bakterielle Infektionen angeht. Neues probieren sie gar nicht gerne, und so muss man es ihnen immer wieder anbieten, bis sie es annehmen.

5. Vergiftungen bei Vögeln erkennen und vorbeugen

Vergiftungen kommen bei Vögeln häufig vor, werden aber gern unterschätzt – oft mit lebensbedrohlichen Folgen. Auf diese Symptome sollten Sie bei Vögeln achten, denn sie können auf Vergiftungserscheinungen hinweisen:

  • Apathie, also gleichgültiges, teilnahmsloses Verhalten, auch bei äußeren Reizen
  • Taumelnde Bewegungen, Orientierungslosigkeit und Schwäche
  • Rastloses und unruhiges oder erregtes Verhalten
  • Müdigkeit und starke Abgeschlagenheit
  • Essunlust, Erbrechen sowie grünlich-gelber Durchfall
  • Lähmungen, Krämpfe, Kopfschiefhalten und Atemnot
Papagei trinkt Wasser
Wie stark die Beschwerden bei Vergiftungen sind, hängt von der Art des Giftes und der aufgenommenen Menge ab.

Verschiedene Stoffe können bei Vögeln zu Vergiftungen führen. Besonders blei- und zinkhaltige Gegenstände sind gefährlich. Aber auch über die Luft verbreiten sich Giftstoffe. Vorsicht vor allem bei diesen Haushaltsgegenständen:

  • Bleischnüre in Gardinen
  • Lametta
  • Rostschutzfarben
  • Batterien
  • Dichtungsmaterialien
  • Galvanisierte Käfiggitter und zinkhaltige Beschichtungen (z. B. bei Tränken oder Futternäpfen)
  • Nikotin
  • Teflon (z. B. Dämpfe einer stark erhitzten, antihaftbeschichteten Bratpfanne)
  • Dämpfe von frisch verlegten Teppich- und PVC-Böden
  • Klebstoffe und Stoffe mit Lösungsmittel, z. B. Nagellack etc.
  • Insektensprays, Wasch- und Desinfektionsmittel
  • Diverse Zimmerpflanzen
  • Duftkerzen, Raumsprays und Deodorants

Erdnüsse und andere Nüsse dürfen keinesfalls gereicht werden, da sie besonders bei Vögeln aus den Tropen Schimmelpilzinfektionen verursachen. Schokolade und Avocados sind einige der Lebensmittel, die für Vögel giftig.

6. Richten Sie einen ruhigen Rückzugsort ein

Stress ist leider oftmals eine alltägliche Erfahrung von in Gefangenschaft lebenden Vögeln. Nur die wenigsten Vogelarten, die wir als tierische Mitbewohner halten, gelten als domestiziert, wie beispielsweise Wellensittich oder Kanarienvogel. Sie haben ihre Scheu gegenüber dem Menschen zumindest etwas abgelegt. Doch auch diese Tiere haben einen ausgeprägten Fluchtinstinkt und suchen weit weniger die direkte Nähe zum Menschen oder gar Berührungen, als wir es von Hund oder Katze in der Regel gewöhnt sind. Für die vielen anderen Vogelarten, die auch in Gefangenschaft als Wildtiere anzusehen sind, gilt dies umso mehr.

Bieten Sie Ihren Vögeln daher einen ruhigen Ort an, an den sie sich zurückziehen können. Besonders ihren 8 bis 12 Stunden dauernden Schlaf in der Nacht verbringen die Tiere gerne in ruhiger und sicherer Umgebung. Das kann beispielsweise ein abgedeckter Käfig sein. Achten Sie darauf, dass die Vögel den Unterschlupf jederzeit finden und auch herausfliegen können.

Wellensittiche in einer Voilere
Ein ruhiger Rückzugsort ist wichtig für die Vögel.

7. Stellen Sie UV-Lampen auf

Vögel sehen wesentlich besser als Menschen. Sie können UV-Licht sehen und nehmen 150 bis 200 Bilder pro Sekunde wahr (Menschen nur 23 bis 25 Bilder pro Sekunde). Dadurch haben Vögel, die in Räumen gehalten werden, andere Anforderungen an die Lichtverhältnisse. Die Fähigkeit, UV-Bereich sehen zu können, ist für die Tiere sehr wichtig. Sie dient der Wahrnehmung von Gefiederfarben, die für das Erkennen der Tiere untereinander sowie zum Feststellen des Geschlechts von Artgenossen notwendig ist. Somit ist ultraviolettes Licht essenziell für die Verständigung der Tiere untereinander.

Da Fensterscheiben UV-Anteile aus dem Tageslicht herausfiltern und handelsübliche Lampen keine ultravioletten Anteile besitzen, benötigen Sie spezielle Leuchtstoffröhren (bird lamps). Normale Leuchtstoffröhren sind nicht geeignet, da sie sich 50 Mal pro Sekunde ein- und ausschalten, was von den Vögeln als ein ständiges Flackern wahrgenommen wird.

8. Sorgen Sie für ausreichend Luftfeuchtigkeit

Besonders Papageien aus tropischen Regionen, wie Graupapageien, Amazonen und Aras, erkranken sehr häufig an Schimmelpilzinfektionen. Die trockene Heizungsluft in unseren Wohnungen bekommt den Tieren meist schlecht und schädigt ihre Schleimhäute.

Die Schimmelpilze können sich in der Lunge der Tiere anlagern und eine qualvolle Atemnot verursachen. Nicht selten sterben die Tiere schließlich einen Erstickungstod. Achten Sie daher unbedingt auf eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 60 %. Dafür eignen sich beispielsweise Wasserschüsseln, feuchte Tücher auf der Heizung und spezielle Luftbefeuchter.

Zebrafink sitzt auf einem Ast
Trockene Heizungsluft in Wohnungen bekommt den Tieren meist schlecht.

9. Ermöglichen Sie Ihren Vögeln Badespaß

Vögel baden unglaublich gerne. Stellen Sie Ihren gefiederten Mitbewohnern daher eine flache Schale oder ein Vogelbad mit frischem, lauwarmem Wasser hin. Einige Vögel mögen es auch, wenn sie mit einem Zerstäuber oder einer Blumenspritze besprüht werden. Verwenden Sie dafür nur frisches Wasser, da sich in abgestandenem Wasser für die Vögel gefährliche Bakterien vermehren.

10. Sorgen Sie für Abwechslung und Beschäftigung

Bringen Sie zusätzlich zu den festen Sitzstangen freischwingende Wippstangen für die Vögel an. Auch frische Äste an neuen Orten sorgen für Beschäftigung und fördern die Aktivität der Vögel ebenso wie freihängende Hirsekolben.

Auch tägliche Nahrungsspiele eignen sich hervorragend für die geistige Beschäftigung der Tiere. Verstecken Sie Nahrung beispielsweise in einer ausgestopften Toilettenpapierrolle. Oder spießen Sie Obst und Gemüse auf Zweigen auf und bringen Sie diese an schwer erreichbaren Stellen an. Stellen Sie sicher, dass der Vogel sich daran nicht verletzen kann.

Wellensittiche fressen an einem Kolben
Vögel brauchen Beschäftigungs­möglichkeiten, damit sie gesund bleiben und sich wohlfühlen.

11. Achten Sie auf Sicherheit und Hygiene

Sorgen Sie dafür, dass Ihre Vögel an einem sicheren Ort leben. Schwermetalle wie Blei oder Zink können bei Vögeln zu schweren Vergiftungserscheinungen mit Todesfolge führen. Entfernen Sie schwermetallhaltige Einrichtungsgegenstände daher aus der Umgebung der Vögel und achten Sie darauf, dass die Tiere bei Freiflug keine schädlichen Substanzen aufnehmen können. Beseitigen und vermeiden Sie auch Gefahrenquellen wie Deckenventilatoren, Töpfe mit Wasser, offene Kloschüsseln, Plätze, an denen sich Vögel einklemmen können, Elektroleitungen sowie große Glasfenster und Spiegel. Auch auf Zigarettenkonsum sollte in Gegenwart der Vögel unbedingt verzichtet werden.

Stellen Sie sicher, dass sich in Ihrer Wohnung keine für die gehaltene Vogelspezies giftigen Pflanzen befinden. Verwenden Sie in Gegenwart der Vögel keine scharfen Reinigungsmittel, Sprays, künstliche Lufterfrischer oder Insektizide. Auch teflonbeschichtete Küchengeräte wie Pfannen oder Raclettegrills sollten Sie von Vögeln fernhalten, denn die beim Erhitzen entstehenden Dämpfe sind giftig für sie. [3]

Hygiene ist wichtig. Die Voliere oder das Vogelzimmer sollte regelmäßig gesäubert und von Kot gereinigt werden. Reinigen Sie auch den Schutzraum mit heißem Wasser und erneuen Sie den Bodenbelag.

Wellensittiche sitzen in Voliere auf einem Ast
Die regelmäßige Reinigung der Käfige, Zimmer und Volieren ist für Vögel sehr wichtig.

So ermöglichen Sie Vögeln ein artgerechtes Leben

Alle in Menschenhand befindlichen Vögel wurden ursprünglich in freier Wildbahn gefangen oder in Gefangenschaft gezüchtet. Kein Vogel wurde geboren, um sein Leben in einem Käfig zu fristen.

Sammeln Sie so viele Informationen wie möglich über die Vogelarten, die Sie halten – auch darüber, wie sie in freier Natur leben, um den Bedürfnissen der Tiere so weit wie möglich gerecht zu werden. Wenn Sie Vögeln ein Zuhause schenken wollen, besuchen Sie ein Tierheim in Ihrer Nähe.