400 Quadratmeter für Schimpanse Robby bei Circus-Belly-Gastspiel in Tarmstedt? PETA fordert Kreisveterinäramt Rotenburg zur Durchsetzung der Haltungsrichtlinien für Menschenaffen auf

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Tarmstedt / Stuttgart, 20. August 2019 – Ab Freitag gastiert Circus Belly in Tarmstedt. Noch immer dabei ist Schimpanse Robby, nachdem das Oberverwaltungsgericht Lüneburg im November 2018 urteilte, dass er nicht in eine Auffangstation zu Artgenossen umziehen darf. PETA bedauert das Urteil, da das Gericht ausdrücklich feststellte, dass die Einzelhaltung des Menschenaffen im Zirkus nicht artgerecht ist und gegen das Tierschutzgesetz verstößt. Bei Circus Belly muss Robby viele Stunden in einem umgebauten Lkw-Anhänger verbringen. Wegen der Isolation leidet er unter schwerwiegenden, amtstierärztlich diagnostizierten Verhaltensstörungen. Die Tierrechtsorganisation fordert das Veterinäramt des Landkreises Rotenburg (Wümme) auf, jetzt zumindest die offiziellen Mindestanforderungen für die Schimpansenhaltung [1] durchzusetzen, gegen die der Zirkus seit Jahren verstößt. Das würde eine Erweiterung des Geheges im Zirkus auf mindestens 400 Quadratmeter bedeuten und eine erhebliche Verbesserung für Robby darstellen.
 
„Es ist empörend, dass die tierschutzwidrige Haltung von Robby weiterhin geduldet wird“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Er wird vermutlich bis zu seinem Lebensende im Zirkus bleiben müssen, ohne noch einmal Zeit mit anderen Schimpansen verbringen zu dürfen. Es ist das Mindeste, dass das Veterinäramt nun die Erweiterung des Geheges anordnet.“
 
Jahrzehntelange Mangelhaltung für letzten Menschenaffen im Zirkus

Die Haltungsbedingungen bei Circus Belly liegen weit unter den Mindestanforderungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Demnach müssten Innen- und Außengehege nicht nur deutlich größer, sondern auch mit zahlreichen Klettermöglichkeiten ausgestattet sein. Diese Vorgaben konkretisieren Paragraf 2 des Tierschutzgesetzes, wonach ein Tier verhaltensgerecht unterzubringen ist und die Möglichkeit zu artgemäßer Bewegung nicht so eingeschränkt werden darf, dass ihm vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden. Selbst wenn sämtliche Gittergehege aufgebaut sind und die Temperaturen den Zugang zum Außenbereich erlauben, stehen Robby bei Circus Belly nur rund 60 Quadratmeter zur Verfügung. Ausreichende Kletter-, Beschäftigungs- und Versteckmöglichkeiten gibt es nicht. Die für den Zirkus zuständige Genehmigungsbehörde, der Landkreis Celle, bestätigte bereits 2015, dass die Haltung nicht artgerecht ist und heutzutage nicht mehr genehmigt würde [2].

PETA setzt sich seit 2011 für die Rettung des letzten Menschenaffen in einem deutschen Zirkus ein – mit dem Ziel, ihn in der spezialisierten Auffangstation AAP in den Niederlanden unterzubringen. Der etwa 43-jährige Robby wird bei Circus Belly seit Jahrzehnten einzeln gehalten. In der Natur leben Schimpansen in Gruppen mit einer komplexen Sozialstruktur und mehreren Dutzend Tieren. Experten zufolge sind Menschen keine adäquaten Sozialpartner für sie.
Im April 2017 beschloss das Verwaltungsgericht Lüneburg, dass Robby in die Auffangstation umziehen darf. Der vom Gericht bestellte Gutachter attestierte gute Chancen für eine erfolgreiche Eingliederung. 2018 ließ das Oberverwaltungsgericht Lüneburg jedoch wegen Bedenken bezüglich der Resozialisierung des Affen Berufung zu und entschied letztlich, dass Robby aufgrund seines hohen Alters weiterhin bei Circus Belly bleiben soll.

Deutschland Schlusslicht beim Schutz von Tieren im Zirkus
In Deutschland sind alle Tierarten in Zirkusbetrieben erlaubt. Der Bundesrat forderte 2016 bereits zum dritten Mal ein Zirkusverbot für Wildtiere wie Primaten. Auch die Bundestierärztekammer und die Agrarminister der Länder sprechen sich für ein Verbot aus. Letztere haben erst kürzlich ihre Forderung an die Bundesregierung nach einer Regelung bekräftigt. In 27 europäischen Ländern, darunter beispielsweise Belgien, Österreich und die Niederlande, sind bestimmte oder alle Tierarten im Zirkus nicht mehr zugelassen. Einer repräsentativen Forsa-Umfrage vom Mai 2014 zufolge vertreten 82 Prozent der Deutschen die Auffassung, dass Wildtiere nicht artgerecht im Zirkus gehalten werden können.

PETAs Motto lautet in Teilen, dass Tiere nicht dazu da sind, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] BMEL (2014): „Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“. Online abrufbar unter: www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Tier/Tierschutz/GutachtenLeitlinien/HaltungSaeugetiere.pdf?__blob=publicationFile.
[2] „Zirkus weist PETA-Vorwürfe zurück“. In: Volksstimme v. 20.08.15. Online abrufbar unter: http://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/burg/1522705_Zirkus-weist-Peta-Vorwuerfe-zurueck.html.
 

Leben unter tierquälerischen Bedingungen: Schimpanse Robby bei Circus Belly / © PETA Deutschland e.V.
 
Das druckfähige Motiv steht hier zum Download zur Verfügung.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Robby
PETA.de/RettetRobby
PETA.de/Chronik-Zirkus-Belly
 
Kontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]
 

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