Puten-Qual: PETA deckt Missstände in Elterntierfarmen auf

Auch in Elterntierfarmen leiden die Puten unter Krankheiten und es sterben viele Tiere qualvoll noch bevor sie zum Schlachter abtransportiert werden.

Update Dezember 2016

Europas größter Putenzüchter zahlt Bußgeld

Der größte europäische Putenzüchter, das Moorgut Kartzfehn, hat wegen Ordnungswidrigkeiten in der Tierhaltung 1000 Euro Bußgeld bezahlen müssen. PETA hatte im Juli 2014 Strafanzeige gegen eine der Puten-Elterntierfarmen des Unternehmens wegen tierschutzwidriger Vorgänge etwa beim künstlichen Besamen bei der Staatsanwaltschaft Neuruppin erstattet. Die Staatsanwaltschaft gab ein Offizialgutachten beim ehemaligen Amtsleiter des Veterinäramtes Ostprignitz-Ruppin in Auftrag, der einen Teil der Vorwürfe in seinem 36-seitigen Gutachten bestätigte. Zwar wurde das Strafverfahren im September 2016 eingestellt, dem Veterinäramt Ostprignitz-Ruppin oblag es jedoch, die Vorgänge als Ordnungswidrigkeiten zu verfolgen. Im Dezember erlegte es dem Konzern schließlich ein Bußgeld auf (Az.: 334 Js 24647/14 StA Neuruppin – T16-0001.36.30 Landkreis Ostprignitz-Ruppin).

Wo kommen eigentlich die Putenbabys her? Die Puten-Hochleistungshybriden sind so überzüchtet, dass sie sich nicht mehr alleine, also auf biologischem Weg, fortpflanzen können. Daher findet ihre Befruchtung auf künstlichem Wege statt.

In sogenannten Elterntierfarmen wird den Hähnen regelmäßig Samen abgezapft, verdünnt und den Hennen manuell in die Kloake injiziert. Der empfohlene Besamungsvorgang liest sich in der „Züchtungskunde“ wie die grausame Anleitung für eine Vergewaltigung. Und im Grunde ist es auch nichts anderes. Die Hennen werden etwa einmal pro Woche zusammengetrieben, festgehalten, ihnen wird eine an einen Druckschlauch angeschlossene Inseminationspaillette in die Kloake eingeführt, der Samen wird herausgedrückt, und die Puten werden zurück in den Stall getrieben.

Nach ständiger künstlicher Besamung legen die Hennen ihre Eier in solche „Nester“, aus denen diese gleich wieder herausgenommen und zur Brüterei gefahren werden.

Wieder und wieder wiederholt sich dieser Vorgang, während die Elterntiere in dunklen, stickigen Produktionsfarmen vor sich hinvegetieren.

Damit die Puten möglichst früh geschlechtsreif werden, wird ihre Entwicklung durch ein spezielles Lichtprogramm beeinflusst. Die befruchteten Eier werden später aus den Nestern genommen und in eine Brüterei gefahren. Die Küken werden an Mastbetriebe geliefert und von dort aus nach einer Mastzeit von nur 21 Wochen bei Hähnen und 16 Wochen bei Hennen zum Schlachthof transportiert. Auch die Elterntiere werden nach einer Produktionsperiode von 26 Wochen geschlachtet, und es werden neue Elterntiere eingestallt. Die natürliche Lebenserwartung von Puten kann dagegen bis zu 15 Jahre betragen.

Die männlichen Puten leiden unter der Enge, ihren überzüchteten Körpern, der Futterrationierung und der regelmäßigen Samenentnahme.

Vererbtes Leiden – verwerfliche Qualzucht

Wie in den Mastbetrieben grassieren bereits in den abgeschotteten Puten-Elterntierfarmen Krankheiten. Doch viele Tiere halten dem Krankheitsdruck trotz massiver Antibiotikagabe nicht immer stand und sterben verfrüht. Die Nahrung der Tiere wird künstlich kontrolliert, da das natürliche Sättigungszentrum im Gehirn der Tiere zerstört wurde. Insbesondere Hähne leiden in Elterntierfarmen sehr unter dieser rationierten Fütterung.

Die Hochleistungshybriden sind auf immer mehr Gewicht und rasantes Wachstum gezüchtet. Muskeln und Skelett kommen mit dem schnellen Wachstum nicht mit. Beinschwächen, Skelettveränderungen und Herz-Kreislauf-Probleme sind Folge dieser schnellwüchsigen Qualzuchten. Fast alle Puten haben Verformungen am Skelett, können kaum oder gar nicht mehr laufen. Die Hähne können die Hennen nicht mehr selbstständig befruchten.

Diese Zuchtmerkmale werden von den Elterntieren vererbt und dadurch ist das Leiden ihrer Nachkommen vorprogrammiert. Somit handelt es sich um eine Qualzucht, die nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar ist und verboten sein sollte!

In dunklen, stickigen Anlagen vegetieren die zusammengepferchten Puten-Eltern. Wöchentlich wird den Hennen das Sperma injiziert.

Unsägliches Leid in Mastanlagen und Schlachthöfen

In den dunklen Ställen der Elterntierfarmen beginnt also der Leidensweg der ca. 11 Millionen Puten, die allein in Deutschland jährlich gemästet und geschlachtet werden. In den Mastanlagen leiden die Tiere nicht nur unter der genetisch vorprogrammierten Qual, sondern zusätzlich unter unhaltbaren unhygienischen Zuständen. Dicht an dicht eingepfercht in stickigen, abgeschotteten Anlagen vegetieren die Tiere wochenlang auf ihrem eigenen Kot. Brustblasen und zahlreiche andere Krankheiten und Deformierungen entstehen; fast die Hälfte der eingestallten Mastputen weist schon nach kurzer Zeit Fußballenschäden auf, da die Tiere ständig auf ihrem feuchten Kot und Urin hocken. Einzig und allein die Gabe von Antibiotika hält sie überhaupt am Leben. Viele Puten überleben die Mastzeit dennoch nicht.

Am Tag der Ausstallung werden die Puten brutal zusammengetrieben, getreten, herumgeschleudert, in enge LKWs geworfen und gequetscht und zum Schlachthof gefahren, wo sie an ihren verletzten und teilweise gebrochenen Beinen im Akkord an ein Fließband gehängt und in einer qualvollen Tortur in den Tod gefahren werden.