Fisch-Spa: Fischpediküre ist gesundheitsschädliche Tierquälerei

Firmen wie Jochen Schweizer bieten vermeintliche „Erlebnisangebote“ in sogenannten Fisch-Spas an – und unterstützen damit sowohl massive Tierquälerei als auch Gesundheitsrisiken für Menschen unter dem Deckmantel vermeintlicher Kosmetik. [1] In Teilen der USA, Kanadas und Europas sind „Behandlungen“ mit sogenannten „Knabberfischen“ bereits verboten.

Hier erfahren Sie alles über sogenannte Fischpediküren in Fisch-Spas und was die Ausbeutung für die Fische bedeutet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Fisch-Spa?

Fisch-Spas haben ihren Ursprung im Fernen Osten und am Roten Meer. Sie bieten vermeintlich kosmetische „Behandlungen“ an, bei denen Kund:innen ihre Füße in erwärmte Wasserbecken tauchen. In den kleinen Becken befinden sich viele sogenannte „Knabberfische“, die die Hornhaut und abgestorbene Hautpartikel von den Menschenfüßen aufessen und diese so reinigen sollen.

Fischpedikuere
Bei der sogenannten Fischpediküre saugen kleine Fische Hornhaut und Hautpartikel an den Füßen ab.

Essen „Knabberfische“ freiwillig tote Menschenhaut?

In Freiheit würden diese Fische die Haut von Menschen nicht essen. Normalerweise ernähren sie sich von Algenbewuchs auf Steinen und kleinen Pflanzen. [2] In Fisch-Spas lässt man die Fische häufig absichtlich hungern, damit sie sofort die Hornhaut von den menschlichen Füßen als Nahrung abknabbern. Dieses Verhalten ist folglich nur auf einen Nahrungsengpass zurückzuführen, der zur Profitgewinnung dient.

Welche Fische werden für „Fischpediküre“ missbraucht?

Bei der Fischpediküre werden am häufigsten Fische der Art Garra rufa (Rötliche Saugbarbe, auch Kangalfische genannt) eingesetzt, die oft auch für die Aquarienhaltung aus ihrer Heimat entführt werden. Garra rufa-Fische sind hauptsächlich in der Türkei, in Syrien, im Irak und im Iran zu finden. Die türkische Regierung musste diese Fischart sogar schon unter Rechtsschutz stellen, um gegen Überfischung und kommerzielle Ausbeutung der Fischereiindustrie vorzugehen. [3]

Roetlche Saugbarbe. Knabberfisch
Die Rötliche Saugbarbe wird häufig in Fisch-Spas für die Pediküre missbraucht.

Sind Fischpediküren in Fisch-Spas Tierquälerei?

Ja. Für die empfindsamen Fische ist es insgesamt mit großem Stress verbunden, wenn sie bis zu vier Mal am Tag in die viel zu kleinen Becken gesetzt werden, in die Menschen ihre Füße stecken. [4] Die Tiere haben hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. Die schwankenden Wassertemperaturen und die oft nicht passende Wasserqualität können Krankheiten auslösen, durch ruppige Fußbewegungen können die Fische verletzt werden. Es gibt keine Rückzugs- oder Versteckmöglichkeiten. Außerdem ist Kannibalismus bei den Fischen durch den Stress und die Gefangenschaft an der Tagesordnung. [4] Lotionen und Körpercremes für Menschen verschlechtern die Wasserqualität der Becken zusätzlich.

Außerdem wird für Fisch-Spas mit fühlenden Tieren Handel betrieben – die Fische werden für einen vom Menschen ausgewählten Zweck instrumentalisiert und aus Profitgründen zu Ware degradiert. Sie werden im Internet oder in Zuchtfarmen zum Kauf angeboten und auch per Post verschickt. Viele der Tiere überleben den Versand in mit Wasser gefüllten Plastiktüten nicht.  

Was bringt ein Fisch-Spa?

Häufig wird die Tierquälerei als „exotische Erfahrung“ vermarktet. Außerdem sollen Besuche in Fisch-Spas gegen Hautkrankheiten wie Schuppenflechte (Psoriasis) helfen, die Regeneration der Haut unterstützen und die Neubildung von Hornhaut vermindern. Gleichzeitig warnen Gesundheitsbehörden Patient:innen mit Schuppenflechte vor möglichen negativen Folgen einer Fischpediküre. [5]

Denn: Fische sind kein ausgebildetes Fußpflegepersonal. Die Tiere wissen nicht, auf welchen Teil des Fußes sie sich konzentrieren sollen. Sie essen die Haut nur, weil sie Hunger haben. Häufig liest man daher von knubbeliger, unebener Haut nach einer Fischpediküre oder sogar von Stellen, in die so tief gebissen wurde, dass Blut zu sehen war. Darüber hinaus birgt der Besuch in einem Fisch-Spa neben der Unterstützung offensichtlicher Tierquälerei weitere Gesundheitsrisiken für Menschen.

Manikuerte Haende und Fuesse
Für weiche und gepflegte Füße sollten keine Lebewesen ausgenutzt und misshandelt werden.

Ist der Besuch in einem Fisch-Spa gefährlich für die Gesundheit?

Die englische Gesundheitsbehörde Health Protection Agency warnt insbesondere Menschen mit schwachem Immunsystem und Vorerkrankungen wie Diabetes und Schuppenflechte vor Ansteckungsrisiken mit HIV und Hepatitis-C in Fisch-Spas. [5] Das liegt unter anderem daran, dass das Wasser der Becken weder nach einzelnen Kund:innen ausgetauscht wird noch die Becken nach jedem Einsatz desinfiziert werden können, da das den Fischen zusätzlich schaden würde.

Zudem sind Fischpediküre-Becken ideale Brutherde für Krankheitserreger und Bakterien. Die Garra rufa-Fische selbst tragen teils Erregerstämme in sich, die Infektionen verursachen können, beispielsweise Streptococcus agalactiae, Hauptverursacher einer bakteriellen Blutvergiftung, Lungen- sowie Hirnhautentzündung bei Neugeborenen und des Kindbettfiebers.

Infektionen werden darüber hinaus durch den Fischkot, der sich in den Pediküre-Becken ansammelt, begünstigt. Dadurch können sich selbst kleine Schnitte oder andere Wunden leicht infizieren.

Nach einem Rechtsstreit 2017 entschied das Freiburger Verwaltungsgericht, es würde nicht gegen das Tierschutzgesetz verstoßen, wenn vermeintliche Kosmetikstudios Kangalfische zum Abknabbern von Fußhornhaut einsetzen. [6] Zuvor hatte das Landratsamt Lörrach in Südbaden einer Betreiberin eines Kosmetikladens die Genehmigung nicht erteilt, Fische im Betrieb auszubeuten. Das Landratsamt begründete die Entscheidung mit dem Stress, den die Tiere dauerhaft aushalten müssen, da sie die menschlichen Füße als Fressfeinde und somit als Bedrohung wahrnehmen. [6]

Außerdem bemängelte das Landratsamt die Wasserqualität in den Fußbecken, die durch Seifenreste, Parfümrückstände sowie Schweiß- und Talgpartikel stark verschlechtert werde. [6] Ein weiterer Punkt war, dass die Fische für kosmetische Luxusbedürfnisse missbraucht werden.

Das Verwaltungsgericht Freiburg entschied nicht im Sinne der Tiere. Laut dem Richter müssten lediglich Sauerstoffgehalt und Wasserqualität geprüft werden, man könne den Fischen „zur Minderung des Arbeitsstresses“ Ruhepausen zugestehen. Fische sind jedoch fühlende Lebewesen und sollten nicht zu Profitzwecken degradiert, ausgebeutet und gequält werden. [6] 

Fische am Korallenriff
Fische gehören in den Ozean und nicht in ein Kosmetikstudio.

So helfen Sie Tieren in der Kosmetikindustrie

Bitte besuchen Sie keine Fisch-Spas und lassen stattdessen gut ausgebildetes menschliches Pflegepersonal die Aufgabe der Fußpflege übernehmen. Fische sind Tiere mit einem Zuhause, einem Recht auf Freiheit, Gefühlen und Bewusstsein – keine Peeling-Handschuhe.

Wenn Sie insgesamt Tieren, die beispielsweise für Tierversuche in der Kosmetikindustrie leiden, helfen wollen, schauen Sie sich unsere Kosmetikliste an. Hier finden Sie garantiert tierversuchsfreie und vegane Kosmetikartikel vieler Marken.