Ponykarussells auf Jahrmärkten: Tierquälerei für den Profit

Auf einigen Jahr- und Weihnachtsmärkten, Volksfesten und Kirmessen gibt es noch immer Karussells, in denen Ponys dazu gezwungen werden, den ganzen Tag lang mit Kindern auf dem Rücken im Kreis zu laufen. Dahinter verbirgt sich enorme Tierquälerei, denn die Wirbelsäulen und Beine der kleinen Pferde sind nicht für stundenlanges und monotones Im-Kreis-Laufen ausgelegt. Schmerzhafte Gelenk- und Wirbelschäden sind häufig die Folge. Nicht passendes Zaumzeug und der Lärmpegel von angrenzenden Fahrgeschäften verursachen zusätzliches Tierleid.

Ponys wollen nicht endlos im Kreis laufen

Bei Ponykarussells werden die Tiere oftmals tierschutzwidrig gezäumt und von ungeübten Kindern unabsichtlich, aber auch unvermeidbar traktiert. Das ständige Im-Kreis-Laufen hat mit artgerechter Bewegung nichts zu tun. Viele Tiere sind angesichts der Monotonie auch psychisch angeschlagen und leiden unter Verhaltensstereotypien.

Ponys sind wie alle Pferde sehr sensible und soziale Lauftiere, die in einer Herde leben möchten. Sie benötigen viel Auslauf – vorzugsweise in einer Aktiv- oder Offenstallhaltung. Wenn diese Haltungsbedingungen nicht oder nur unzureichend gegeben sind, bedeutet das für die Tiere ein leidvolles Leben und führt auf Dauer zu lebensgefährlichen körperlichen Beeinträchtigungen.

Pferd vom Ponykarussel
Wirbelsäule und Beine von Ponys bzw. Pferden sind nicht für stundenlanges Im-Kreis-Laufen ausgelegt.

Tierärzte bestätigen das Leid der Ponys

Viele Amtstierärzte, Tierärzte und Experten sprechen sich aus Tierschutzgründen gegen Ponykarussells aus. So stuft Dr. Sabine Beckmann, Amtstierärztin des Kreisveterinäramts Gütersloh, das stundenlange Im-Kreis-Laufen der Tiere als absolut verhaltenswidrig ein. [1] Experten warnen vor allem vor den gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Ponykarussells.

„Durch die fortgesetzte einseitige Kreisbewegung kommt es unweigerlich, ungeachtet etwaiger Erholungspausen, im Laufe der Zeit zu Schäden im Bewegungsapparat (ungleiche Beanspruchung der Gelenke, Bänder und der Wirbelsäule). […] Die Stereotypie des Tätigkeitsmusters und die damit verbundene Reizarmut stellt für die Tiere eine zusätzliche, psychische Belastung dar!“

Dr. Hans Christ, Tierarzt [2]

Auch der renommierte Hippologe Ingolf Bender forderte bereits in der Vergangenheit, dass Ponykarussells gesetzlich verboten und durch Ordnungsverfügungen untersagt werden. [3] Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. betonte zudem, dass Kindern durch die Karussells ein Bild vom Pferd vermittelt wird, das aus Sicht des ethischen Tierschutzes nicht mehr zeitgemäß ist. [4]

Geltende Richtlinien erlauben die Tierquälerei

Eine Genehmigung vom Veterinäramt schützt die Ponys in Karussells nicht vor Leid, denn die Bewertungsgrundlage sind die völlig unzureichenden Leitlinien für die Haltung, Ausbildung und Nutzung von Tieren in Zirkusbetrieben oder ähnlichen Einrichtungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2001. [5] Ihnen zufolge wird den Ponys nur alle vier Stunden eine kurze Pause zugestanden. Ein Vermerk über extreme Wettersituationen fehlt gänzlich.

Den Veterinärbehörden ist es jedoch gar nicht möglich, die Pausenzeiten für die Ponys zu überprüfen, weil dies die Anwesenheit eines Amtstierarztes von mindestens vier Stunden voraussetzen würde. Kein Veterinäramt hat die Kapazitäten, um solche zeitaufwändigen Kontrollen zu leisten. Daher sind die Tiere selbst hinsichtlich der Pausen dem Willen der Schausteller schutzlos ausgeliefert. Doch für diese ist der Profit meist wichtiger als das Wohlergehen ihrer Ponys.

Pferd in einem Ponykarussell
Durch Art und Umfang eines typischen Ponykarussells sind psychische und physische Leiden der Tiere unvermeidbar. 

Bevölkerung lehnt Ponykarussells ab

Die Bevölkerung betrachtet Ponykarussells kritisch: Eine repräsentative Umfrage ergab 2015, dass rund zwei Drittel der Deutschen den Einsatz der Tiere für diese Karussells als nicht tiergerecht empfinden. Nur 13 Prozent glauben, die Ansprüche der Pferde würden ausreichend erfüllt. Während 19 Prozent aller Befragten der Ansicht sind, dass das Ponyreiten auf Jahr- und Weihnachtsmärkten weiterhin zugelassen werden sollte, spricht sich eine deutliche Mehrheit von rund 59 Prozent für ein Verbot aus. [6]

Immer mehr Städte und Veranstalter reagieren

Viele Städte und Veranstalter haben inzwischen beschlossen, keine Ponykarussells mehr zu genehmigen. So werden die tierquälerischen Betriebe beispielsweise auf großen Kirmes- und Volksfesten in Düsseldorf, Duisburg, Konstanz, Schweinfurt, Coburg, Neuss, Dachau, Lindau, Andernach und Neuwied nicht mehr zugelassen. Ein großer Durchbruch war die Abschaffung der Ponykarussells auf dem Münchner Oktoberfest: So entschloss der Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft im Mai 2021 mehrheitlich, ab 2024 keine Ponykarussells mehr auf Münchner Volksfesten zuzulassen. Auch in Mannheim sind die Karussells ab 2024 verboten.

In vielen weiteren Städten steht ein Verbot zur Diskussion, weil sich neben PETA auch lokale Tierschützer für die Ponys einsetzen und ein Ende der Karussells fordern.

Helfen Sie, Ponykarussells zu verbieten

Auch Sie können dazu beitragen, dass in Ihrer Stadt keine Ponykarussells mehr genehmigt werden: Appellieren Sie an den Stadt- oder Gemeinderat oder die Veranstalter von Märkten und Volksfesten, Ponykarussells zu verbannen. Informieren Sie auch die örtliche Veterinärbehörde, wenn sie erschöpfte, kranke oder leidende Ponys in einem Karussell beobachten. Oder organisieren Sie eine Protestaktion, um die Besucher von Volksfesten über das Leid der Tiere aufzuklären.