Tierseuchen: Alle Infos zur Gefahr durch Vogelgrippe, BSE & Co.

Krankheiten werden durch verschiedenste Viren, Bakterien, Prionen oder Pilze ausgelöst und gehören zum Leben dazu. Teilweise übernehmen bestimmte Bakterien auch positive Aufgaben im Körper oder gefährden uns und andere Tiere erst ab einer gewissen Konzentration. Die tierhaltende Landwirtschaft jedoch ist als eines der gefährlichsten Systeme für unsere Gesundheit bekannt – und für die von Wildtieren und unseren tierischen Mitbewohnern.

Inhaltsverzeichnis

Warum stellt die Tierwirtschaft eine Gefahr für unsere Gesundheit dar?

Zur „Erzeugung“ von Fleisch und anderen tierischen Produkten werden Tiere zu Abermillionen in verdreckten Ställen und Agraranlagen zusammengepfercht, oftmals inmitten ihrer eigenen Exkremente. Diese unhygienische Haltungsform erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass potenziell tödliche Krankheitserreger entstehen, mutieren und sich ausbreiten können.

Bei 75 Prozent aller neu auftretenden Infektionskrankheiten handelt es sich um Zoonosen – also Infektionen, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Dazu gehören beispielsweise COVID-19, SARS, Ebola und die Vogelgrippe H5N1. [1]

Zoonosen Infografik

Damit die Tiere aufgrund ihrer artwidrigen Haltung nicht erkranken, verabreicht die tierhaltende Industrie ihnen große Mengen an Antibiotika. Dies hat jedoch zur Folge, dass immer mehr Keime resistent werden und Medikamente beim Menschen teils nicht mehr wirken. Die so herbeigeführte Antibiotikaresistenz führt dazu, dass Tausende Menschen an normalerweise gut behandelbaren bakteriellen Erkrankungen sterben – der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zufolge sind dies jährlich 700.000 Menschen. [2]

Sind gängige Antibiotika aufgrund von Resistenzen bei Menschen nicht mehr wirksam, kommen Reserveantibiotika zum Einsatz. Doch auch sie werden Tieren verabreicht, sodass selbst diese Notfallmedikamente mitunter nicht mehr wirken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listete antibiotikaresistente Keime im Jahr 2019 als eine der zehn Bedrohungen für die globale Gesundheit. [3]

Antibiotika aus der Ferkelzucht
Aufgrund des massiven Einsatzes antibiotisch wirksamer Medikamente in der Tierhaltung werden immer mehr Keime resistent.

Zusätzlich befeuert die Tierwirtschaft maßgeblich den Klimawandel und das Artensterben, welche wiederum das Risiko von zukünftigen Pandemien erhöhen. Auch die Zerstörung der Natur begünstigt die Entstehung und Ausbreitung von Krankheitserregern, denn sie führt zu einem erhöhten und oftmals vorher nicht vorhandenen Kontakt von Mensch und Tier. Hierzu zählt unter anderem die Regenwaldabholzung – vorwiegend für Weideflächen und Futtermittelanbau.

Eine weitere negative Auswirkung ist von der Tierwirtschaft verursachter Feinstaub, der laut einer Studie des Max-Planck-Instituts für Chemie allein in Deutschland jährlich für 50.000 Todesfälle verantwortlich ist. [4]

Es ist somit nicht unwahrscheinlich, dass die nächste Pandemie aus der tierhaltenden Industrie kommt.

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Was ist eine Tierseuche?

Als Seuche bei Tieren gelten Krankheiten oder Infektionen mit bestimmten Krankheitserregern, die sich meist schnell verbreiten und eine Gefahr für andere Tiere und uns Menschen darstellen oder eine wirtschaftliche Gefahr bedeuten – beispielweise, wenn sie die Tierbestände in der landwirtschaftlichen Tierhaltung bedrohen.

Manche Seuchen gelten je nach Land als anzeigepflichtig. Das bedeutet, dass ein Ausbruch umgehend dem zuständigen Amt gemeldet werden muss, welches dann Maßnahmen anordnet, die bis hin zur Tötung der Tiere gehen können.

Transporter mit Kälbern
Eine Tierseuche ist eine übertragbare und meist schnell verbreitende Erkrankung von Tieren, insbesondere in der intensiven Tierhaltung.

Welche Tierseuchen sind besonders verbreitet?

Manche Seuchen erhalten mehr Aufmerksamkeit als andere – was meist mit dem „wirtschaftlichen Schaden“ zusammenhängt, den sie in der landwirtschaftlichen Tierhaltung anrichten können. Daher wird unterschieden wird zwischen melde- bzw. anzeigepflichtigen Tierseuchen und solchen, die bei den zuständigen Behörden nicht gemeldet werden müssen.

Die folgenden Beispiele beziehen sich auf melde- bzw. anzeigepflichtige Tierseuchen.

Afrikanische Schweinepest

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) grassiert seit 2021 auch in Deutschland. Für Menschen und andere Tiere, wie beispielsweise Hunde, ist die Schweinepest keine Gefahr. [5] Man kann sich weder durch Tierkontakt noch über den Verzehr von Fleisch anstecken. Aber für Wild- oder Hausschweine endet eine Infektion früher oder später meist tödlich.

Nun haben gerade jene Menschen Angst vor der Schweinepest, die die Schweine sowieso töten lassen: Schweinehalter:innen. Wenn ihnen die Afrikanische Schweinepest zuvorkommt und ein ASP-Ausbruch in ihrem Betrieb amtlich festgestellt wird, müssen laut Schweinepestverordnung alle Tiere vorzeitig getötet werden. Dies bedeutet ein Verlustgeschäft für Landwirtschaftsbetriebe, die ihr Geld mit der Tötung von Schweinen im Schlachthaus verdienen – also jenen Tieren, die unter anderem als Schnitzel auf dem Teller landen.

Schwein aus der Schweinemast
Die Afrikanische Schweinepest befällt ausschließlich Schweine. Für sie endet eine Infektion meist tödlich.

Eigentlich sind es Reisende, vor allem aus Osteuropa, die die Erreger der Schweinepest nach Deutschland bringen können, beispielsweise an Schuhen, Autoreifen oder durch achtlos weggeworfene Speisereste aus Fleisch oder Wurst, die mit dem ASP-Erreger kontaminiert sind. Da diese Erreger von heimischen Wildschweinen aufgenommen und möglicherweise zu einer Schweinehaltung getragen werden könnten, wird „vorbeugend“ eine brutale Hetzjagd auf Wildschweine betrieben.

Letztendlich trägt jedoch der Mensch den ASP-Erreger aufgrund mangelnder Hygiene bei Kontrollen von Schweinehaltungen selbst in die Betriebe ein. Der überwiegende Teil der Schweine in der tierhaltenden Industrie gelangt nie ins Freie, sondern fristet ein Leben in engen, kargen Betonbuchten. Programme in Millionenhöhe sollen Jäger:innen dazu animieren, Wildschweine vermehrt zu erschießen. Diese Jagd ist aber nicht nur grausam, sondern schlicht kontraproduktiv. Je mehr Wildschweine der Mensch jagt und tötet, desto mehr verbreiten und vermehren sich die Tiere.

Vogelgrippe

Bei der Vogelgrippe muss zwischen verschiedenen Virusvarianten und Subtypen unterschieden werden. Bei Ausbrüchen der Vogelgrippe in tierhaltenden Betrieben wurden bereits Millionen gefiederte Tiere getötet – selbst wenn sie nur an einer niedrigpathogenen Variante erkrankt waren.

Vor allem Puten, die in teiloffenen Ställen gehalten werden, sind besonders betroffen. Auch Menschen können sich mit dem Virus der Vogelgrippe infizieren; an den Varianten H5N1 oder H7N9 starben in den vergangenen Jahren bereits Hunderte Menschen.

Puten in einer Mastanlage
Bei Ausbrüchen der Geflügelpest in der Tierhaltung werden Tiere teilweise „vorsorglich“ getötet.

BSE

Die Bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE), auch Rinderwahn genannt, ist eine Erkrankung, die durch Prione ausgelöst wird und vor allem das Gehirn befällt. Es wird vermutet, dass der BSE-Ausbruch in den 90er-Jahren, der zu einer Epidemie führte, durch die Gabe von Tiermehl an Rinder ausgelöst wurde.

Durch den Konsum von infizierten Rindfleischprodukten kann BSE auf den Menschen übertragen werden und eine Variation der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auslösen. Obgleich die Krankheit heute nur noch sehr selten auftritt, wurde Mitte 2021 ein atypischer Fall von BSE bei einer Kuh in Bayern gemeldet [6].  

Infolge der BSE-Epidemie wurde Tiermehl in Deutschland für sogenannte Nutztiere verboten. Das Verbot wurde 2021 jedoch aufgeweicht, sodass nun Insekten und Schweine an gefiederte Tiere sowie Insekten und gefiederte Tiere an Schweine verfüttert werden dürfen.

Rinder stehen im Dreck
BSE ist eine tödliche Erkrankung des Gehirns bei Rindern.

Rinderherpes

Das Bovine Herpesvirus (BHV1), auch Rinderherpes genannt, ist eine für Rinder hochansteckende Viruserkrankung. Die Krankheit endet nicht immer tödlich, und die erkrankten Rinder könnten durchaus damit leben. Dennoch kann die Infektion einen hohen Einfluss auf die „Leistung“ der Tiere haben und beispielswiese die Milchproduktion senken. Obgleich BHV1-Viren für den Menschen ungefährlich sind, fällen Veterinärämter daher für infizierte Rinder oftmals ein verfrühtes Todesurteil.

Im Gegensatz zu BHV1-betroffenen Rindern werden andere Tierarten, die an einer Herpesinfektion erkranken, wie beispielsweise Pferde, in der Regel nach besten Möglichkeiten behandelt, damit das geliebte Tier lange gesund bleibt. Dieser unterschiedliche Umgang mit verschiedenen Tierarten ist Ausdruck des sogenannten Speziesismus. Eine speziesistische Denkweise stuft Tiere anhand ihres Wertes für den Menschen ein, statt ihnen ein allgemeines Recht auf ein unversehrtes Leben zuzusprechen.

Kuhschnauze
Rinderherpes ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Rindern, die nicht immer tödlich endet.

Blauzungenkrankheit

Die Blauzungenkrankheit (BTV) ist eine Viruserkrankung mit vielen Serotypen, die sogenannte Wiederkäuer, also Rinder, Schafe und Ziegen, befallen kann und deren Überträger kleine Mücken sind. Das Krankheitsbild kann der Maul- und Klauenseuche ähneln und ist erkennbar an einer typischen Blaufärbung der Zunge. Es gibt in Deutschland eine Impfung gegen die häufigsten Serotypen, die jedoch nicht verpflichtend ist.

Bei einem BTV-Ausbruch werden die Tiere meist getötet, obwohl die Krankheit nicht direkt von Tier zu Tier übertragen werden kann, gute Heilungschancen bestehen und auch für Menschen keine Gefahr besteht.

Ziegen im Stall
Bei der Blauzungenkrankheit tritt eine blaurote Färbung im Maulbereich und vor allem an der Zunge der Tiere auf.

Umgang mit Tierseuchen: Auch gesunde Tiere werden getötet

Das Tiergesundheitsgesetz bzw. nach diesem Gesetz erlassene Verordnungen regeln, unter welchen Voraussetzungen im Seuchenfall betroffene Tiere getötet werden sollen. Dies kann dann der Fall sein, wenn der Ausbruch eine Seuche direkt in einem Betrieb festgestellt wird oder wenn sich bisher nicht infizierte Tierbestände innerhalb eines bestimmten Radius um den infizierten Betrieb befinden und die zuständige Behörde die Tötung nach eigenem Ermessen anordnet.

Wir von PETA Deutschland kritisieren die Haltung von Tieren zu Nahrungszwecken, denn sie degradiert fühlende Lebewesen zur Ware und verursacht damit enormes Tierleid.

In einem Seuchenfall drohen tierhaltenden Betrieben wirtschaftliche Einbußen, weshalb zuständige Behörden versuchen, eine Ausbreitung mit allen verfügbaren Mitteln zu verhindern. Da die Tiere für die Industrie lediglich eine Ware darstellen, ist die Tötung meist das Mittel der Wahl – selbst wenn sie die Seuche überleben könnten und nur ökonomische Verluste drohen. Bei der Tötung werden Hunderte oder sogar Zehntausende Tiere in kurzer Zeit direkt in den Stallanlagen getötet. Größere Tiere wie Schweine, Rinder oder Schafe werden meist mit einer elektrischen Durchströmung getötet. Dazu werden die Elektroden zuerst am Kopf zur Betäubung und anschließend zur Tötung am Brustkorb angesetzt. Auch eine Injektionstötung ist möglich und muss vor allem bei schwangeren Tieren nach der Tötung des Muttertieres sicherstellen, dass das Ungeborene keinen Todeskampf im Mutterleid erlebt. [7]

Wir von PETA Deutschland fordern im Hinblick auf den Seuchenfall ein Umdenken hin zur medizinischen Versorgung einzelner oder aller Tiere in einem Betrieb. Eine Tötung durch Einschläferung sollte nur im Einzelfall erlaubt sein, wenn eine Genesung ausgeschlossen ist und das Tier unter der Seuche zu stark leidet.

„Solange wir Hunderte oder sogar Zehntausende Tiere unter artwidrigen Bedingungen in engen Ställen halten, müssen wir uns über derartige Massentötungen oder Virusmutationen, die auch für uns Menschen gefährlich werden können, nicht wundern.“

Lisa Kainz, PETA Deutschland

Wildtiere sind nicht Ursprung der Seuchen

In der Natur sind Krankheiten Teil einer natürlichen Bestandregulierung. Daher erachten Behörden Wildtiere oftmals als Ursprung von Seuchen. Dabei sollte es eigentlich auf der Hand liegen, dass Tierseuchen auch in der Tierindustrie selbst entstehen können: Die tierhaltende Industrie transportiert unzählige Tiere zwischen allen Kontinenten hin und her. In den Ställen der Tierindustrie stehen Hunderte Millionen Hühner und andere Tiere inmitten ihrer eigenen Exkremente und kommen mit den Ausscheidungen der anderen Tiere in Berührung. Der Kot der Tiere wird als Gülle auf Feldern und Äckern ausgebracht, die auch von Wildtieren aufgesucht werden. So kann das Virus von der Tierhaltung nach draußen getragen werden und sich weiterverbreiten.

Um die Verbreitung von Tierseuchen zu verhindern, sollten wir nicht Wildschweine vorbeugend erschießen oder Millionen Tiere auf grausame Weise direkt in den Ställen töten. Vielmehr sollten wir die wahren Ursachen für das Auftreten von Tierseuchen betrachten und erkennen, dass auch die Tierindustrie verantwortlich ist, wenn sich Seuchen verbreiten oder Zoonosen übertragen werden, die vielleicht die nächste Pandemie auslösen.

Schweinemastbetrieb
hühner in einem transporter
rinder stehen im dreck
Transporter mit Schweinen
Kueken aus der Huehnermast
Rind mit eingeknickten Beinen liegt am Boden
Eingepferchte Schafe in der Wollindustrie
Rind in einem Transporter
Verletzte Huehner mit zerpicktem Gefieder sitzen auf einer Stange.
Schweine liegen im verdreckten Stall auf dem Boden

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