Über das PETA-Whistleblower-Formular ging bei PETA eine Meldung über eine Hundezüchterin aus Thüringen ein, die offenbar sieben Hunde sowie zahlreiche Kaninchen, Enten, Gänse, Hühner und Schafe unter schlimmsten Zuständen in einem Schrebergarten hielt. Das uns zugespielte Bildmaterial zeigte Schockierendes – es war klar, dass hier sofort etwas passieren musste.
Update Juni 2020
Anhaltendes Leid und grauenvolle Zustände
Im April 2020 erreichten PETA wiederholt Whistleblower-Aufnahmen von den Tieren im Schrebergarten in Bleicherode. Trotz der Auflagen des Veterinäramtes werden auf dem Grundstück weiterhin etliche Tiere unter schlimmen Bedingungen gehalten.
Wie die aktuellen Bilder belegen, sind die Hunde noch immer in einem schlechten Allgemeinzustand, die Kaninchen werden weiterhin nicht ausreichend mit Wasser und Nahrung versorgt und die Hühner müssen zwischen toten Artgenossen vegetieren.
PETA hat erneut Strafanzeige erstattet und wird nun beim zuständigen Landesamt eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen das Veterinäramt einlegen. Das Leid der Tiere in diesem Schrebergarten muss endlich beendet werden!
Originaltext
Recherche brachte Grausamkeiten ans Licht
Gemeinsam mit der VOX-Tierschutzdetektivin Judith Pein und einem Team von „hundkatzemaus“ machten wir uns auf den Weg zu dem Gelände, auf dem die Tiere laut unserer Informanten leiden. Die Vorwürfe der Whistleblower bestätigten sich: Die Züchterin hielt auf einem völlig verwahrlosten Grundstück insgesamt sechs Landseer Hunde, einen Neufundländer sowie viele Kleintiere und Gefiederte.
Grotesk: Im Internet präsentiert sich die Hundehalterin als die „liebevolle Züchterin von nebenan“, die Wert auf die Auswahl der Käufer und das Wohl ihrer Hunde legt. Sie engagierte sich nicht nur in der Landseer- und Neufundländerzucht, sondern war auch als Richterin bei diversen Hundeausstellungen, als Klubzuchtwartin und 1. Vorsitzende der Landesgruppe eines deutschlandweit agierenden Neufundländer- und Landseer-Hundezuchtclubs tätig.

Die sieben Hunde befanden sich in kleinen Einzelzwingern, die mit Kot und Urin übersät waren. Ihr Pflegezustand war katastrophal, das Fell verfilzt und von Urin gelb durchtränkt, die Krallen viel zu lang. Einige Vierbeiner litten an schlimmen Augen- und Ohrenentzündungen und brauchten dringend medizinische Hilfe.
Ein Vierbeiner konnte sich vor Schmerzen kaum noch auf den Beinen halten. Seine Augen waren verklebt. Er lag apathisch in seinem Zwinger. Ein anderer Hund zeigte schlimme Verhaltensauffälligkeiten. Er sprang tagein tagaus immer und immer wieder an die Zwingerwand. Und bald wurde klar, warum.
Eine Langzeitvideoüberwachung, die PETA vorliegt, brachte die grausame Wahrheit ans Licht. Die Hunde litten nicht nur unter Krankheiten und der Enge und Eintönigkeit der Zwingeranlage, sondern auch an mangelndem Auslauf und Sozialkontakten.

Ein tristes Leben in Isolation
Die Züchterin betrat morgens für wenige Minuten das Grundstück, verteilte Wasser mit einer Gießkanne durch die Zwingergitter und verließ das Gelände wieder. Erst am späten Abend kehrte sie zurück, ließ einen Teil der Hunde für 30-60 Minuten aus den Zwingern. Zwei andere Hunde durften sich lediglich 10 Minuten lang frei bewegen. Dann wurden sie wieder in ihre rostigen Zwinger gesperrt, in denen sie über 23 Stunden am Tag ihr Leben in Einsamkeit fristeten.
„Dieser Fall zeigt einmal mehr, dass der ‚gute Züchter von nebenan‘ ein Mythos ist. Solche Haltungen sind deutschlandweit noch immer verbreitet. Hier wird auf Kosten des Tierwohls viel Geld verdient. Kein Mensch, der sich einen Hund beim ‚guten Züchter von nebenan‘ kauft, kann erahnen, unter welchen Zuständen die Vierbeiner wirklich gezüchtet und gehalten werden. Solch eine Zucht darf niemand mit seinem Geld unterstützen.“
Jana Hoger, Fachreferentin bei PETA Deutschland
Weitere Tiere in der Horror-Anlage
In der Anlage wurden noch mehr Tiere entdeckt: In kleinen, dunklen Schuppen entdeckten wir Schafe, Hühner, Gänse und Kaninchen, die sich allesamt in einem sehr schlimmen Zustand befanden. Wir erfuhren, dass die Halterin diese Tiere in ihrem Garten schlachtete. Das Grundstück war übersät mit Knochen- und Tierleichenteilen.
Die Hufe der Schafe waren in katastrophalem Zustand. Einige Tiere lahmten aufgrund von Schmerzen in Beinen und Gelenken. Die Hühner hatten teilweise schon alle Federn verloren. Die Kaninchen waren in kleinen, dunklen Käfigen ohne Wasser und Stroh untergebracht. Alle Tiere standen zentimeterhoch in ihren eigenen Fäkalien.
Brennender Ammoniak-Geruch zog sich über das gesamte Grundstück und darüber hinaus
Gemeinsam mit dem Team von „hundkatzemaus“ und der Tierschutzdetektivin Judith Pein informierten wir umgehend das Veterinäramt. Es war Gefahr in Verzug, da einige Tiere einen extrem verwahrlosten Eindruck machten und in den Ställen und Zwingern kein Wasser zur Verfügung stand.
Wir warteten auf die Halterin und konfrontierten sie mit den massiven Missständen auf ihrem Grundstück und dem Gesundheitszustand der Tiere. Sie zeigte sich uneinsichtig – wollte keine Hilfe annehmen. Das zuständige Veterinäramt kontrollierte die Züchterin umgehend und erteilte aufgrund der tierschutzwidrigen Haltung etliche Auflagen, welche die Züchterin innerhalb kürzester Zeit umsetzen sollte. Leider wurde keines der Tiere beschlagnahmt.
Wir haben Strafanzeige erstattet und bleiben so lange an dem Fall dran, bis den Tieren endlich geholfen wird.