Bonobo-Baby in Stuttgarter Wilhelma an Lungenentzündung gestorben: PETA fordert Ende der Gefangenschaft für Menschenaffen

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Stuttgart, 11. März 2020 – Bonobo-Baby Okelo starb am vergangenen Freitag in der Stuttgarter Wilhelma an einer Lungenentzündung. Der Vorfall wurde erst gestern bekannt gegeben. Aufgrund der unnatürlichen und meist mangelhaften Haltungsbedingungen in Zoo-Gefangenschaft kommt es bei Menschenaffen immer wieder zu plötzlichen Todesfällen, Verhaltensstörungen und anderen Krankheiten; auch Babys werden in Zoos oft von ihren Müttern verstoßen. Atemwegsinfekte werden vor allem durch eine schlechte Belüftung in den kleinen, bunkerähnlichen Innengehegen begünstigt oder durch den Kontakt zu Menschen ausgelöst. Die Tierrechtsorganisation PETA kritisiert die Haltung von Menschenaffen in Gefangenschaft scharf und fordert die Zooverantwortlichen auf, die Zurschaustellung der sensiblen Tiere schnellstmöglich zu beenden.

„Menschenaffen können nicht tiergerecht in Gefangenschaft gehalten werden. Auch das Argument des Artenschutzes zählt nicht: Es ist nahezu unmöglich, im Zoo geborene Menschenaffen erfolgreich auszuwildern. Es ist an der Zeit, einzusehen, dass Tiere nicht mehr gefangen gehalten und ausgestellt werden dürfen wie früher Menschen auf Jahrmärkten oder sogenannten Völkerschauen“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche.
 
Mindestens 22 tote Jungtiere in einem Jahrzehnt
In deutschen Zoos sind seit Anfang 2010 mindestens 22 junge Menschenaffen gestorben. Die Todesursachen sind bei den meisten Tieren Infektionen. Darunter sind allein in der Stuttgarter Wilhelma vier junge Menschenaffen, die alle einer Lungenentzündung erlagen: 2014 und Anfang 2015 überlebten zwei junge Bonobos Infektionskrankheiten nicht, deren Auslöser auf Mängel in der Lüftungsanlage zurückzuführen gewesen sein soll. 2010 starb Gorillababy Juma im Stuttgarter Zoo ebenfalls an einer Lungenentzündung.
Auch im Frankfurter Zoo kam es bereits mehrfach zu Todesfällen: Dort war erst Ende Dezember 2019 ebenfalls ein Bonobo-Baby verstorben. 2017 überlebten zwei junge Bonobos eine Lungen- und Mandelentzündung nicht. Gorillamutter Dian verlor ihre Zwillinge: Im Januar 2016 starb ihr Sohn Vutu an einer Darm- und Lungenentzündung. Sein Zwilling war bereits im September 2015 im Alter von wenigen Tagen verstorben. Im Juli 2015 verlor Gorillamutter Shira ihren nur wenige Tage alten Nachwuchs; im Mai 2014 erlag der sechs Monate alte Gorillajunge Tandu einer Durchfallerkrankung. 2011 starb Orang-Utan Pandai, der bereits wegen Verhaltensauffälligkeiten unter tierärztlicher Beobachtung stand.

Artgerechte Haltung von Menschenaffen in Gefangenschaft unmöglich
Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans sind dem Menschen derart ähnlich, dass sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation in Gefangenschaft erkennen, stellten renommierte Primatologen wie Professor Dr. Volker Sommer fest. Laut ihm können die intelligenten Tiere Zustände wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erleben. [1] Während Gerichte in den USA und Argentinien den nächsten Verwandten des Menschen schon gewisse Grundrechte zugesprochen haben, werden die sensiblen Tiere in Deutschland allein zur Belustigung der Zoobesucher in enge, karge Gehege gesperrt.

Die Ansprüche von Schimpansen sind derart komplex, dass ihnen keine zoologische Einrichtung einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Bonobo-Schimpansen sind nur in den tropischen Wäldern der Demokratischen Republik Kongo beheimatet. Dort besteht eine Gruppe aus 30 bis über 100 Tieren, die ein Areal von 20 bis 60 Quadratkilometern bewohnen. Wissenschaftlichen Studien zufolge leiden Menschenaffen in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen – auch in vergleichsweise großen Zoogehegen, die für Laien akzeptabel aussehen. [2] PETA fordert ein generelles Zucht- und Importverbot für Menschenaffen, um die Haltung der Tiere in Zoos und Tierparks auslaufen zu lassen.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Goldner, Colin (2014): Lebenslänglich hinter Gittern. S. 218. Aschaffenburg: Alibri Verlag.
[2] Birkett LP, Newton-Fisher NE (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101.


Vereinsamter Menschenaffe im Stuttgarter Zoo Wilhelma / © PETA Deutschland e.V.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Menschenaffen
PETA.de/Zooirrtuemer
PETA.de/Themen/Zoo
 
Pressekontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

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