Ausgesetzt und beinahe verhungert – die Geschichte von Branita

Es war ein grauer, trüber Nachmittag. Wir saßen in unserem Kampagnen-Fahrzeug und mussten noch viele Kilometer zurücklegen, bis wir in Vlădeşti ankommen würden. Es war der letzte Tag unserer mobilen Kastrationskampagne in diesem rumänischen Dorf – und wir hatten bereits vielen Tieren und Menschen geholfen.

Wie immer, wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, ließen wir auch an diesem Tag unsere Blicke während der gesamten Fahrt über den Straßenrand und die Straßengräben schweifen, um zu sehen, ob ein Tier in Not war und unsere Hilfe benötigte. Bei jeder Fahrt in den ländlichen Gegenden Rumäniens haben wir frisches Wasser und Nahrung für Vierbeiner in Not dabei, um eine Erstversorgung zu gewährleisten.

So begann auch die Geschichte von Branita.

Plötzlich entdeckten wir eine verängstigte Hündin, die hektisch am Straßenrand entlanglief. Sie war sehr zierlich, klein und extrem dünn.

Ihr Zustand erregte unsere Aufmerksamkeit!

Wir hielten sofort an, gingen die Straße hinunter und versuchten, näher an die Hündin heranzukommen. Aber mit jedem Schritt, den wir auf sie zugingen, rannte sie weiter weg. Wir bedrängten sie nicht zu sehr, weil die Gefahr bestand, dass sie aus Angst die stark befahrene Straße überqueren würde.

Also verteilten wir etwas Essen und Wasser für die magere Hündin und beobachteten sie eine Weile. Sie begann sofort, zu trinken und zu essen – ihr kleiner Körper war ausgezehrt in der Sommerhitze.

Wir beschlossen, sie zurückzulassen und wiederzukommen.

Nach zwei Tagen war die kleine Hündin noch immer da. Auch dieses Mal ließ sie sich nicht fangen, sondern lief sofort davon, als wir uns ihr näherten. Wir ließen ihr wieder etwas Essen da und beschlossen, am nächsten Tag wiederzukommen. Doch auch die folgenden zwei Tage hatten wir kein Glück.

Die kleine schwarze Hündin hatte einfach zu viel Angst.

Da unsere Kastrationskampagne uns nun an einen neuen Ort, etwa 50 Kilometer von Vlădeşti entfernt, führen würde, wussten wir, dass wir nicht mehr jeden Tag nach der Hündin sehen konnten. Also sprachen wir die Bewohner eines an der Straße gelegenen Hauses an und baten sie, die Hündin in den kommenden Tagen zu versorgen.

Sie erzählten uns, dass die kleine Hündin von einem Schäfer ausgesetzt worden war, weil sie, laut dessen Aussage, nicht die entsprechenden Fähigkeiten besaß, seine Schafherde zu beschützen.

So wurde sie für ihn nutzlos!

Diese Worte machten uns sprachlos. Wir ließen einen Sack Trockenfutter für die Hündin zurück und blieben die kommenden Tage in Kontakt mit den hilfsbereiten Menschen vor Ort. Wenige Tage später erzählten sie uns, dass die Hündin einen Unterschlupf in einem nahegelegen verlassenen Haus gefunden hatte.

Zwei Wochen später versuchten wir unser Glück erneut.

Endlich gelang es einem Mitarbeiter unseres Teams, die kleine Hündin, die wir Branita nannten, auf den Arm zu nehmen. Sie war sehr verängstigt, ihr Fell war verfilzt und voller Kletten und Dornen. Wir brachten Branita in die Tierklinik, wo sie sofort von einem Tierarzt unseres Teams untersucht wurde.

Branita brauchte dringend Fellpflege – also fuhren wir mit ihr zu einem Hundesalon, um sie von dem Ballast der vergangenen Wochen zu befreien. Nach und nach begann die ängstliche Hündin, die menschliche Zuneigung zu genießen.
 

Branita wurde unsere „Kollegin“ auf vier Pfoten.

Seitdem begleitete sie uns jeden Morgen bei unserer Arbeit im Rahmen der Kastrationskampagne. Ganz gleich, wo man sie auch hinsetzt: Branita bleibt sitzen und wartet geduldig. Sie interessiert sich nicht für ihre Umgebung oder dafür, was um sie herum vor sich geht – aber sie passt auf, dass wir den Raum nicht ohne sie verlassen.

Sie will nicht mehr allein sein.

Abends darf Branita mit zu unserer Kollegin, bei der sie sich sehr wohl fühlt. Mittlerweile hat sie schon gemeinsam mit den anderen Vierbeinern der Familie das Bett erobert. Nach und nach schwindet auch ihre anfängliche Zurückhaltung.

Sobald Branita kastriert und registriert ist, darf sie endlich in ihr neues „Für-immer-Zuhause“ bei einer liebevollen Familie einziehen. Das sind die Augenblicke, die unser Herz besonders ergreifen.

Alles Gute, kleine Branita!

Angesichts der berührenden Erfahrungen, die wir täglich mit geretteten Tieren machen, können wir nicht verstehen, warum so viele Menschen ihre Vierbeiner einfach der Straße überlassen, aussetzen und zum Verhungern verurteilen.

Jedes Tier hat es verdient, ein liebevolles Zuhause zu finden und in Sicherheit zu leben. Wir wissen, es liegt noch ein weiter Weg vor uns.

Was Sie tun können

Rumänien ist das Land mit den meisten heimatlosen Hunden in ganz Europa. Tausende von ihnen werden Jahr für Jahr von Hundefängern gefangen und in städtischen Tierheimen und Tötungsstationen untergebracht. Um dieses Leid zu verringern, haben wir gemeinsam mit unserem Partner Eduxanima ein großes Kastrations- und Bildungsprogramm vor Ort ins Leben gerufen.

Mit einer mobilen Kastrationskampagne können wir jedes Jahr über 8.000 Tieren helfen. Mithilfe von Kastration und Registrierung sorgen wir für eine nachhaltige Populationskontrolle von Hunden und Katzen. Durch Spenden von Laufleinen und Nahrung und mit medizinischer Versorgung hilft unser Team Hunden, die auf der Straße leben, und jenen, die zwar ein Zuhause haben, aber im Freien gehalten werden.

Kinder lernen im Tierschutzunterricht an Schulen, wie wichtig es ist, Mitgefühl und Empathie für alle Lebewesen zu entwickeln. Durch Gespräche mit Politikern und lokalen Bürgermeistern wird die Kampagne auf viele weitere Orte in Rumänien ausgeweitet, denn nur so lässt sich das Leid tausender Tiere langfristig verringern. Wo immer Hilfe benötigt wird, helfen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Kräften.

Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende, damit wir das Kastrationsprojekt in Rumänien weiter ausbauen können.