Circus Afrika mit verhaltensgestörten Elefanten in Riesa: PETA appelliert an Oberbürgermeister Marco Müller, sich für ein Wildtierverbot in Zirkussen einzusetzen

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Riesa / Stuttgart, 8. Oktober 2018 – Leid der Elefanten stoppen: Ab Freitag gastiert Circus Afrika mit drei verhaltensgestörten Elefanten in Riesa. PETA kritisiert den Zirkusbetrieb scharf, da er den sensiblen Rüsseltieren trotz ihrer Stereotypien weiterhin Reisestress zumutet. Circus Afrika und sein Chef Hardy Weisheit sind in der Vergangenheit wiederholt wegen Tierquälereien und Verstößen gegen die öffentliche Ordnung in die Schlagzeilen geraten. In einem Schreiben appelliert die Tierrechtsorganisation an Oberbürgermeister Marco Müller, Vermietungen von kommunalen Flächen an Zirkusbetriebe mit Wildtieren künftig zu untersagen. Durch einen Beschluss, bei dem vor allem die Abwehr von Gefahren durch gefährliche Großwildtiere im Vordergrund steht, ließe sich ein rechtssicheres Verbot auf den Weg bringen.
 
„Circus Afrika ist einer der rücksichtslosesten Zirkusbetriebe des Landes und bereits dutzendfach negativ aufgefallen. Immer wieder setzt sich der Zirkus über behördliche Vorgaben und das Tierschutzgesetz hinweg“, so Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Riesa sollte Verantwortung übernehmen und ein kommunales Wildtierverbot für Zirkusse erlassen – zum Schutz von Menschen und Tieren.“
 
Zahlreiche Videoaufnahmen zeigen das „Weben“ der drei Elefanten. Dabei schwingen sie pausenlos mit Kopf und Rüssel hin und her – eine Folge mangelhafter Haltungsbedingungen und ein Zeichen für schweres seelisches Leiden. Die Asiatische Elefantendame Gandhi quält ein großes Bauchödem; bei den Afrikanischen Elefanten Tonga und Moja sind die Beine wegen des andauernden Stehens auf hartem Untergrund teilweise deformiert [1]. Elefanten werden im Zirkus in der Regel jede Nacht an zwei Beinen fixiert und mit dem sogenannten Elefantenhaken – einem Stock mit einem spitzen Metallwiderhaken – gefügig gemacht. Experten zufolge funktioniert die Dressur von Elefanten nur mit Gewalt und Zwang.
 
In einer Chronik hat PETA die Verfehlungen des Zirkusbetriebs aufgelistet, darunter über ein Dutzend Ausbrüche der Elefanten, die oftmals mit Sach- oder Personenschäden endeten. Zudem gab es zahlreiche behördliche Beanstandungen und Verfahren wegen der Tierhaltung, illegaler Landbesetzungen und wilden Plakatierungen. 2017 verurteile das Amtsgericht Erfurt den Zirkusdirektor zu einem Bußgeld, da er Elefanten während eines Gastspiels im Vorjahr außerhalb des behördlich genehmigten Bereichs herumlaufen ließ und damit fahrlässig Menschen gefährdete (Az.: 653 Js 201266/1765). Beim „Spaziergang“ verletzte sich eines der Tiere; das Verfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz wurde jedoch eingestellt. Ebenfalls 2016 fuhr Weisheit während einer Protestaktion in Sangerhausen mit einem Radlader auf die Demonstranten zu; mindestens eine Person wurde von der Ladung des Radlagers touchiert [2].
 
Der Bundesrat begründete 2016 in seiner Entschließung, warum insbesondere Elefanten erheblich im Zirkus leiden. Über 100 Städte und Kommunalvertretungen haben bereits ein kommunales Wildtierverbot beschlossen. Ein Gutachten aus dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) bestätigt, dass kommunale Wildtierverbote weiterhin zulässig sind – insbesondere wenn auch der kommunalrechtlich relevante Aspekt der Gefahrenabwehr als wesentlicher Grund genannt wird. Jährlich mehrere Dutzend, teils gefährliche Ausbrüche von Tieren im Zirkus bestätigen die Notwendigkeit einer weitergehenden Regelung. Einer repräsentativen forsa-Umfrage vom Mai 2014 zufolge vertreten 82 Prozent der Deutschen die Auffassung, dass Wildtiere nicht artgerecht im Zirkus gehalten werden können. Bezüglich exotischer Wildtierarten spricht sich auch die Bundestierärztekammer für ein Verbot aus.
 
PETAs Motto lautet in Teilen, dass Tiere nicht da sind, um uns zu unterhalten. Die Tierrechtsorganisation fordert ein grundsätzliches Verbot von Tieren im Zirkus, denn die Unterbringung in kleinen Gehegen, die ständigen Transporte sowie die von Gewalt und Zwang geprägte Dressur führen zu Verhaltensstörungen, Krankheiten und oftmals zu einem frühen Tod.
 
[1] Dornbusch, T. (2012): Haltungsbedingte Probleme Afrikanischer Elefanten im Circus. In: Elefanten in Zoo und Circus. Nr. 20, 2011. Hrsg. Elefanten-Schutz Europa e.V. Online unter: http://elefantenschutzeuropa.beepworld.de/files/PDF/20-2011_circusafrikaner_folgeschaeden.pdf.
[2] https://www.mz-web.de/sangerhausen/auf-tierschuetzer-zugefahren-zirkusdirektor-muss-300-euro-an-sozialen-verein-zahlen-29732186.
 

Kranke Elefanten bei Circus Afrika: Gandhi mit großem Ödem im Bauchraum / © PETA Deutschland e.V.
 
Das druckfähige Motiv steht hier zum Download zur Verfügung.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Chronik-Afrikas-Big-Circus
PETA.de/Wildtierdressur
PETA.de/Wildtierverbot-Zirkus
 
Kontakt:
Katharina Wicke, +49 711 860591-535, [email protected]

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