Corona-Haushaltsloch nach dem Verursacherprinzip ausgleichen: PETA fordert von Finanzminister Scholz drastische Steuererhöhung bei Fleisch und Milch

PETA Logo

Stuttgart, 18. Mai 2020 – Da die Steuereinnahmen in Deutschland durch die Coronakrise nach Schätzungen des Finanzministeriums um 81 Milliarden Euro zurückgehen werden, wendet sich PETA jetzt mit einer Forderung zum Ausgleich des Haushaltslochs an Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Fleisch und Milch werden derzeit mit sieben statt mit dem Normalsteuersatz von 19 Prozent besteuert. Durch eine deutlich höhere Besteuerung von tierischen Produkten würde Scholz die Deutschen ermutigen, ihren Fleisch- und Milchkonsum zu reduzieren, und Landwirte gleichzeitig beim Umstieg auf eine biovegane Landwirtschaft unterstützen. Dies würde erheblich zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen, das Risiko für künftige Pandemien senken und zudem das Gesundheitssystem entlasten, da Fleisch und Milch „Zivilisationskrankheiten“ nachweislich begünstigen. PETA appelliert an den Minister, eine Gesetzesinitiative für eine deutlich höhere Besteuerung von tierischen Produkten auf den Weg zu bringen und somit das Risiko für künftige Pandemien sowie das umwelt- und gesundheitsschädliche Konsumniveau zu senken.

„Die Corona-Pandemie könnte nur ein erster Vorgeschmack auf das sein, was uns künftig immer häufiger bevorsteht. Tierische Produkte bergen ein erhöhtes Risiko für die Entstehung und Verbreitung von Infektionskrankheiten – noch dazu hat die WHO beispielsweise Fleisch als potenziell krebserregend eingestuft. Für andere gesundheits- und umweltschädliche Produkte wie Alkohol oder Zigaretten gibt es schon lange eine höhere Steuer. Bei Fleisch und Milch muss nun dringend nachgezogen werden, um das Gefahrenpotenzial für die gesamte Bevölkerung zu verringern und damit einhergehende Folgekosten zu senken, so Ilana Bollag, PETAs Fachreferentin für Klima und Ernährung.

Tierausbeutung: eine der Hauptursachen für Infektionskrankheiten und Umweltprobleme
PETA fordert seit Jahren eine höhere Besteuerung tierischer Produkte und übergab schon 2017 eine Petition mit mehr als 17.000 Unterschriften an das Bundesfinanzministerium. Die Organisation weist nun einmal mehr auf die Dringlichkeit hin: 75 Prozent – somit drei von vier aller neu auftretenden Infektionskrankheiten – wurden vom Tier auf den Menschen übertragen. Bereits 2004 nannte die Weltgesundheitsorganisation WHO die steigende Nachfrage von tierischen Produkten als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Zoonosen. [1] COVID-19, die Vogelgrippe H5N1, die SARS-Pandemie, das MERS-CoV, das gefährliche Ebolafieber, unzählige Opfer durch multiresistente Keime und sogar Aids – sie alle haben einen gemeinsamen Nenner: die Gier des Menschen nach Fleisch, Milch und Eiern. [2] In einem Gutachten des Wissenschaftliche Beirats für Agrarpolitik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft heißt es schon 2015: „Tierische Lebensmittel bergen grundsätzlich Risiken für die menschliche Gesundheit. […] zum einen durch Erreger von Zoonosen, die in den Tierbeständen vorkommen […], zum anderen durch verschiedene stoffliche Belastungen aus der Tierhaltung sowie durch die Entstehung von Resistenzen gegenüber Medikamenten.“ [3]

Auch für die zukünftigen Kosten der absehbaren Umweltschäden könnte eine Steuer auf tierische Produkte Geld einsparen. Denn die landwirtschaftliche Tierhaltung – und damit der Konsum tierischer Produkte – ist eine der Hauptursachen für die größten Umweltprobleme unserer Zeit. Durch die globale Tierwirtschaft entstehen mehr Treibhausgase als durch den gesamten Verkehrssektor. [4] Die UNO erklärte 2018, dass der Fleischkonsum um bis zu 90 Prozent gesenkt werden muss, damit wir die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels vermeiden können. [5] Der gestern von den Grünen vorgelegte 7-Punkte-Plan, der unter anderem höhere Preise für tierische Produkte vorsieht, ist PETAs Ansicht nach unzureichend. „Eine Preiserhöhung kann zwar ein erster Schritt sein, doch Fleisch, Milch und Eier sind nicht lebensnotwendig – wir müssen daher schlicht aufhören, Tiere für einen kurzen Gaumenkitzel zu töten.“

Höhere Besteuerung tierischer Produkte als Entlastung für das Gesundheitssystem
Laut einem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutzes vom Juli 2016 würden sich die Steuereinnahmen um 5,5 bis 6,3 Milliarden Euro (Verzehr innerhalb des Haushalts sowie Außer-Haus-Verzehr) erhöhen, wenn bei tierischen Produkten der ermäßigte Steuersatz von sieben auf 19 Prozent angehoben würde. [6] Jährlich belaufen sich die Kosten für ernährungsmitbedingte Erkrankungen mit fast 100 Milliarden Euro schätzungsweise auf ein Drittel aller Gesundheitskosten. [7] Eine Preiserhöhung bei tierischen Produkten könnte zu einer gesünderen Ernährung beitragen und das Gesundheitssystem somit erheblich entlasten. Die hohen Mengen an Cholesterin und gesättigten Fettsäuren wirken sich in ihrer Zusammensetzung ungünstig auf die Gesundheit aus – der zu hohe Konsum ist ein wesentlicher Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes sowie verschiedene Krebserkrankungen.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] WHO/FAO/OIE (2004): Report of the WHO/FAO/OIE joint consultation on emerging zoonotic diseases. Online abrufbar unter: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/68899/WHO_CDS_CPE_ZFK_2004.9.pdf?fbclid=IwAR2ha8hDMHV8gDJYEadsk7-lxLS84Z3kSlq3E4-zG5kaWUh1Xc5vgJhTsJ4. (20.04.2020).
[2] Bundesministerium für Bildung und Forschung (2011): Gefährliche Eindringlinge – Droht nach der Schweine- und Vogelgrippe in Zukunft eine Fledermausgrippe?. Online abrufbar unter: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/gefahrliche-eindringlinge-droht-nach-der-schweine-und-vogelgrippe-in-zukunft-eine-3200.php. (20.04.2020).
[3] Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2015): Wege zu einer gesellschaftlich akzeptieren Nutztierhaltung. Gutachten. Online abrufbar unter: https://buel.bmel.de/index.php/buel/article/view/82/Nutztiergutachten%20-%20Sonderheft%20221%20-%20B%C3%BCL-html. (18.05.2020).
[4] FAO (2013): „Tackling Climate Change Through Livestock“. Online abrufbar unter: http://www.fao.org/3/a-i3437e.pdf. (15.05.2020).
[5] The Guardian (2018): „Huge reduction in meat-eating ‘essential’ to avoid climate breakdown“. Online unter: https://www.theguardian.com/environment/2018/oct/10/huge-reduction-in-meat-eating-essential-to-avoid-climate-breakdown. (15.05.2020).
[6] Wissenschaftlicher Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz / Wissenschaftlicher Beirat für Waldpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2016): Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwendung. Online abrufbar unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ministerium/Beiraete/agrarpolitik/GemPM-Klimaschutzgutachten.html. (15.05.2020).
[7] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Müller: Prävention stärken und Fehlernährung verhindern. Pressemitteilung Nr. 36 vom 28.01.13. Online abrufbar unter: http://schattenblick.eu/infopool/medizin/fakten/m2vs0603.html. (15.05.2020).

Weitere Informationen:
PETA.de/Fleischsteuer
PETA.de/Zoonosen
PETA.de/Corona
PETA.de/Coronavirus-Tiermarkt
PETA.de/Wildtiermaerkte-schliessen
PETA.de/Antibiotikaeinsatz-in-deutschen-Staellen
PETA.de/Herzkreislauf
PETA.de/Krebs-Vegane-Ernaehrung

Pressekontakt:
Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]

Kontakt

Kontakt
Kopieren