Engagement für den Tierschutz bewertet: PETA kürt Deutschlands beste und schlechteste Veterinärämter 2019

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Stuttgart, 15. Januar 2020  Top oder Flop? PETA hat die besten und schlechtesten deutschen Veterinärbehörden 2019 gekürt. Diese sind hierzulande für die Überwachung und den Vollzug des Tierschutzgesetzes zuständig.
 
„Seit 2012 küren wir jährlich die aus Tierschutzsicht positiv oder negativ aufgefallenen Veterinärämter. Im Ranking wird stets die gesamte Behörde genannt, auch wenn oftmals einzelne Amtstierärzte positiv oder negativ hervorstachen“, so Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei PETA. „Wir stehen täglich in Kontakt mit Veterinärbehörden, um Tierschutzmissstände und Tiermissbrauch zu melden und zu verfolgen. Bei dem Ranking haben wir Ämter berücksichtigt, die besonders positiv oder negativ aufgefallen waren, nachdem wir sie über einen Missstand informiert hatten.“
 
Nachfolgend die Tierschutzfälle, die mit in das diesjährige Ranking der Veterinärämter eingeflossen sind:
 
Top
 

  1. Veterinäramt Main-Kinzig-Kreis

In einem Hundezentrum in Hanau wurden Hunde zum Teil 22 Stunden und länger in enge Transportboxen gesperrt und zudem mit Gegenständen geschlagen. Dies meldete ein Whistleblower PETA im August 2019. Nachdem die Tierrechtsorganisation sich zusammen mit ihm an das zuständige Veterinäramt des Main-Kinzig-Kreises wandte, reagierte dieses umgehend. Bei einer eingehenden Kontrolle wurden zehn Hunde beschlagnahmt. Durch das schnelle und konsequente Durchgreifen des Veterinäramtes im Sinne der Tiere landet die Behörde auf der Liste der fünf besten Veterinärämter Deutschlands.
 

  1. Veterinäramt Ennepe-Ruhr Kreis

Whistleblower gaben PETA den Hinweis, dass der Angelpark Steinbachtal ein Wettangeln organisieren wollte. Laut Tierschutzgesetz muss jedoch für das Töten eines Wirbeltieres ein vernünftiger Grund vorliegen. Die Tierrechtsorganisation leitete diese Information gemeinsam mit der Bitte, die illegale Aktivität zu verbieten, an das Veterinäramt Ennepe-Ruhr-Kreis weiter. Die Behörde reagierte umgehend und war schnell mit einer Unterlassungsverfügung vor Ort. Nach weiteren Hinweisen auf illegale Wettangelveranstaltungen erteilte die Behörde dem verantwortlichen Parkbetreiber im November ein Betriebsverbot. Das Veterinäramt ist deshalb unter den TOP 5 zu finden.
 

  1. Veterinäramt Landshut

Das Veterinäramt Landshut ist – stellvertretend für andere Veterinärämter, die Tiertransporte in Drittländer nicht mehr genehmigen wollen – unter den TOP 5 der besten Veterinärämter, da die Behörde im Januar 2019 den Export einer schwangeren Kuh über rund 5.000 Kilometer nach Usbekistan verweigern wollte. Nachdem PETA verschiedene Veterinärbehörden dazu aufgefordert hatte, Langstreckentiertransporte zu untersagen, hat das Veterinäramt Landshut vorbildlich reagiert und geplant, im Sinne der Tiere keine Vorzeugnisse mehr für Transporte in Drittländer auszustellen. Leider hat das Verwaltungsgericht München anders entschieden und die Veterinärbehörden verpflichtet, diese Vorzeugnisse weiterhin anzufertigen. Für diese Entscheidung kann das Veterinäramt nichts – deshalb ist es in den TOP 5 vertreten.
 

  1. Veterinäramt Kreis Harz

Ein Whistleblower meldete PETA im Mai 2019, dass drei Hunde in einem Privathaushalt in Sachsen-Anhalt unter schlimmen, tierschutzwidrigen Bedingungen gehalten wurden. Fotos zeigten zwei Tiere, die an einer wenigen Zentimeter langen Kette in einer kleinen Plastikwanne voller Fäkalien angebunden waren. Zudem wurden sie immer wieder dazu gezwungen, Maulkörbe zu tragen. Der dritte Hund musste sein Dasein dauerhaft in einer kleinen Box fristen. Die Tiere bekamen sehr wenig zu trinken, da die Hundehalterin verhindern wollte, dass sie urinieren müssen. Nach einer Meldung an das Veterinäramt des Landkreises Harz wurden die Hunde vorübergehend wegen Haltungsmängeln beschlagnahmt und ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen die Halterin wurde eingeleitet. Das beherzte Eingreifen des Veterinäramtes beschert der Behörde einen Platz unter den TOP 5 der besten Veterinärämter 2019.
 

  1. Veterinäramt Kreis Stormarn

Der Weißbüscheläffin Irene lebte über mehrere Jahre tierschutzwidrig ohne Sozialkontakt in einem kleinen Vogelkäfig in einem Privathaushalt in Glinde und sollte verkauft werden. PETA entdeckte die Verkaufsanzeige auf eBay Kleinanzeigen, recherchierte zu diesem Fall und konnte alle Details an das Veterinäramt Stormarn weiterleiten. In guter Zusammenarbeit mit der Tierrechtsorganisation leitete dieses umgehend eine Beschlagnahmung des Affen ein. Irene kam ins Tierheim Hamburg und lebt mittlerweile in einem Tierpark in einer Gruppe mit ihren Artgenossen. Das Veterinäramt Kreis Stormarn sichert sich damit einen Platz unter den TOP 5.
 
Flop
 

  1. Veterinäramt Teltow-Fläming

Trotz großer Hitze genehmigte das Veterinäramt Teltow-Fläming im August 2019 Langstreckentiertransporte ins EU-Ausland. PETA erstattete Anzeige (u.a. wegen Verletzung der Garantenpflicht nach Strafgesetzbuch und wegen Beihilfe zur Tierquälerei) gegen diese und andere Behörden, die Transporte dieser Art genehmigt haben. Bei Tiertransporten gelten zwar die EU-Vorschriften bis ins Zielland, welche nachweislich jedoch oft nicht eingehalten werden. An den EU-Außengrenzen sind die Tiere wegen der langen Wartezeiten häufig Extremtemperaturen ausgesetzt. Zudem verletzen sich viele von ihnen, trampeln sich gegenseitig tot oder verdursten. Nach der Ankunft werden sie oftmals misshandelt und ohne Betäubung getötet. Somit ist das Veterinäramt Teltow-Fläming dieses Jahr unter den Flop 5 zu finden.
 

  1. Veterinäramt Städteregion Aachen

Ende Januar 2019 beschlagnahmte das Amt für Verbraucherschutz, Tierschutz und Veterinärwesen der Städteregion Aachen bei Circus Balu 13 Tiere verschiedener Arten. Aufgrund der schlechten Witterung konnte der Zirkus den Stadtteil Imgenbroich (Monschau) nicht verlassen und brachte die Tiere in Anhängern unter. Missstände in der Pflege, gesundheitliche Probleme und Mängel in der Haltung führten zwar erst dazu, dass das Veterinäramt durchgriff und die Tiere beschlagnahmte, aber die Ponys, Lamas, Laufenten und Esel wurden nach kurzer Zeit dem Zirkus unter Auflagen zurückgegeben. Ein Kamel und ein Hahn, die sich in einem besonders schlechten Gesundheitszustand befanden, wurden vom Zirkus freiwillig abgegeben, außerdem zwei Ziegen. Dieses inkonsequente Handeln der Behörde führt dazu, dass sie in diesem Ranking zu den fünf schlechtesten Veterinärämtern zählt.
 

  1. Veterinäramt Stuttgart

Über eine Internetseite wurde PETA auf eine slowakische Hundezucht aufmerksam, die Welpen unterschiedlichster „Rassen“, darunter auch sogenannte Listenhunde, deren Einfuhr nach Deutschland verboten ist, an jeden Interessenten nach Hause liefern würde. Gemeinsam mit einem Fernsehteam recherchierte die Tierrechtsorganisation zu dem Fall und führte in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden in Stuttgart den Zugriff auf die Händler durch. Dabei wurden ein Bullterrier, dessen Einfuhr nach Deutschland illegal ist, etliche Transportboxen und mehrere tausend Euro sichergestellt. Trotz der illegalen Einfuhr aufgrund der Rassenzugehörigkeit äußerte das Veterinäramt Stuttgart anschließend, dass der Hund aus einer seriösen, einwandfreien Zucht käme. Eine nachfolgende Untersuchung ergab, dass dieser nachweislich einer „gefährlichen Rasse“ angehört und keinen Tollwutimpfschutz besaß. Aufgrund dessen wurde der Vierbeiner für mehrere Wochen in der Quarantänestation des Stuttgarter Tierheims untergebracht. Das Veterinäramt Stuttgart ist deshalb eindeutig ein Flop in dem diesjährigen Ranking.
 

  1. Veterinäramt Kreis Oberspreewald-Lausitz

Trotz großer Hitze genehmigte das Veterinäramt Oberspreewald-Lausitz im August 2019 Langstreckentiertransporte ins EU-Ausland. PETA erstattete Anzeige (u.a. wegen Verletzung der Garantenpflicht nach Strafgesetzbuch und wegen Beihilfe zur Tierquälerei) gegen diese und andere Behörden, die Transporte dieser Art genehmigt haben. Bei Tiertransporten gelten zwar die EU-Vorschriften bis ins Zielland, welche nachweislich jedoch oft nicht eingehalten werden. An den EU-Außengrenzen sind die Tiere wegen der langen Wartezeiten häufig Extremtemperaturen ausgesetzt. Zudem verletzen sich viele von ihnen, trampeln sich gegenseitig tot oder verdursten. Nach der Ankunft werden sie oftmals misshandelt und ohne Betäubung getötet. Somit ist das Veterinäramt Oberspreewald-Lausitz dieses Jahr unter den Flop 5 zu finden.
 

  1. Veterinäramt Kreis Goslar

PETA hat wegen der Hitzewelle Ende Juli an das Kreisveterinäramt Goslar appelliert, die in Bad Harzburg geplanten Pferderennen abzusagen. Tage zuvor kollabierten bereits zwei Pferde auf der dortigen Rennbahn bei „nur“ etwa 30 Grad. Für den geplanten Renntag wurden sogar Temperaturen über 35 Grad erwartet. Die Behörde antwortete, dass zwar Maßnahmen eingeleitet würden, um die Hitzebelastung zu minimieren, die Rennen jedoch stattfinden. Der verantwortliche Amtsveterinär wollte sich auf eine fachliche Diskussion nicht einlassen – und zwar mit der Begründung, dass wegen „unserer generell unterschiedlichen Auffassung zur Tierhaltung im Allgemeinen und zu pferdesportlichen Veranstaltungen im Besonderen […] an dieser Stelle auf eine weitere fachliche Diskussion verzichtet werden [kann].“  Deshalb ist das Veterinäramt unter den Flops gelistet.
 
Zeugen von Tierquälerei sollten sich an die zuständige Veterinärbehörde ihrer Stadt oder ihres Landkreises wenden und Beobachtungen detailliert und sachlich zusammenfassen. Besonders hilfreich ist Bild- und Videomaterial. Empfehlung von PETA: Nach der Meldung beim Veterinäramt unbedingt so lange nachhaken, bis der Missstand beseitigt ist. Das kann ermüdend sein, ist aber oft die einzige Chance für das jeweilige Tier. Eine Übersicht mit ausführlichen Tipps, wie Zeugen gegen Tierquälerei vorgehen können, gibt es unter PETA.de/Whistleblower.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Veterinärämter-2019
 
Pressekontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]

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