Erfolg für PETA-Kampagne: Letzter Schimpanse im Zirkus darf zu Artgenossen umziehen / Kritik an Behörden für späte Rettung

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Lüneburg / Stuttgart, 27. April 2017 – Nach einer mehrjährigen PETA-Kampagne zur Rettung des letzten Menschenaffen in einem deutschen Zirkus hat das Verwaltungsgericht Lüneburg heute Mittag eine Entscheidung gefällt. Der etwa 42 Jahre Robby darf in eine Auffangstation umziehen, um seine letzten Lebensjahre mit Artgenossen zu verbringen. PETA begrüßt die Entscheidung des Gerichts und mahnt eine zügige Überführung in die auf solche Fälle spezialisierte Auffangstation AAP in den Niederlanden an. Zugleich kritisiert die Tierrechtsorganisation, dass die Behörden erst nach vielen Jahren und nach Druck von PETA auf die leidvolle Schimpansenhaltung in dem Zirkus reagierten. Der vom Gericht bestellte Gutachter sieht gute Chancen für eine erfolgreiche Rehabilitation des Tieres. Robby wird bei Circus Belly seit vielen Jahren unter Bedingungen gehalten, die eklatant gegen die behördlichen Richtlinien verstoßen und immenses Tierleid bedeuten. Die meiste Zeit ist der Schimpanse in einem umgebauten Lkw-Anhänger eingesperrt. Renommierten Experten zufolge sind Menschen zudem keine adäquaten Sozialpartner für einen Menschenaffen. Schimpansen sind hochsoziale Tiere, die den Kontakt zu Artgenossen für ein erfülltes Leben benötigen. PETA fordert Zirkusdirektor Köhler auf, nicht in die Berufung zu gehen, sondern Robby zur Auffangstation AAP ziehen zu lassen.

„Wir sind glücklich, dass Robby nach den vielen Jahren des Missbrauchs jetzt die Chance auf einen artgerechten Lebensabend erhält. Die Rettung hätte schon vor vielen Jahren erfolgen müssen, aber die Behörden haben jahrzehntelang beide Augen vor dem Leid des Schimpansen verschlossen“, so Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA.

PETA setzt sich seit 2011 mit einer Kampagne für eine Rettung des Schimpansen Robby ein. Bis 2015 beteiligten sich über 77.000 Menschen an einer Onlinepetition an das zuständige Kreisveterinäramt Celle. Daraufhin verfügte die Behörde nach Auswertung mehrerer Gutachten Ende 2015 die Überführung des Menschenaffen in eine spezialisierte Auffangstation. Verantwortliche der seit über 25 Jahren auf die Rehabilitation traumatisierter Schimpansen aus Zirkusbetrieben spezialisierten Auffangstation AAP in den Niederlanden hatten Zirkusdirektor Köhler bereits 2011 in einem Brief gebeten, Robby abzugeben, damit er seine letzten Lebensjahre tiergerecht mit Artgenossen zusammen leben kann. Auch die weltbekannte Schimpansenforscherin Jane Goodall sprach sich 2015 dafür aus, dass Robby in einer anerkannten Auffangstation unterkommen darf.

Robby wird bei Circus Belly seit Jahrzehnten unter Bedingungen gehalten, die weit unterhalb der Mindestanforderungen des Bundesagrarministeriums für eine artgerechte Schimpansenhaltung liegen. Demnach müsste dem Schimpansen ein mindestens 400 Quadratmeter großes, reich strukturiertes Gehege zur Verfügung stehen [1]. Bei Circus Belly wird Robby dagegen die meiste Zeit in einem umgebauten Lkw-Anhänger gehalten. Selbst wenn sämtliche Gittergehege aufgebaut sind und die Außentemperaturen den Zugang dazu erlauben, stehen Robby nur rund 60 Quadratmeter zur Verfügung. Ausreichende Kletter-, Beschäftigungs- und Versteckmöglichkeiten gibt es nicht.
 
In der Natur leben Schimpansen in Gruppen mit komplexer Sozialstruktur, die zeitweise mehrere Dutzend Tiere umfassen kann. Die Menschenaffen nehmen dabei einen Lebensraum in Anspruch, der in den Waldgebieten Afrikas bis zu 50 Quadratkilometer, in Savannen sogar weitaus mehr betragen kann.
 
[1] BMEL (2014): „Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“. Online unter: www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Tier/Tierschutz/GutachtenLeitlinien/HaltungSaeugetiere.pdf?__blob=publicationFile

Weitere Informationen:
PETA.de/Robby
PETA.de/RettetRobby

Kontakt:
Judith Stich, +49 (0)30 6832666-04, [email protected]

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