Frau in Esslingen von Hund gebissen: PETA fordert dringend Einführung eines Hundeführerscheins in Baden-Württemberg

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Nachweis kann schwere Unfälle verhindern und ermöglicht Hunden ein tiergerechteres Leben

  
Esslingen am Neckar / Stuttgart, 19. Juni 2018 – Verantwortungslose Hundehaltung: Einem Polizeibericht zufolge wurde am vergangenen Samstagmittag eine junge Frau in der Kurt-Schumacher-Straße beim Neckarfreibad in Esslingen von einem freilaufenden Hund in den Arm gebissen. Die 20-Jährige war mit ihrem Vierbeiner spazieren gegangen, als das fremde Tier auf sie zusprang. Erst nachdem sie sich mit Mühe befreit hatte, kam der Halter dazu, nahm seinen Hund an die Leine und entfernte sich. Die Frau begab sich aufgrund ihrer Verletzungen in ärztliche Behandlung und hat nun gegen den Hundehalter Anzeige erstattet. Angesichts des Beißvorfalles fordert die Tierrechtsorganisation PETA die Einführung eines sogenannten Hundeführerscheins in Baden-Württemberg.

„Meist liegt das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine. Viele Halter können ihre Vierbeiner nicht richtig einschätzen. Somit ist die wahre Ursache für Beißattacken bei ihnen zu suchen – nicht beim Tier. Den Hund unangeleint herumlaufen zu lassen, war fahrlässig und verantwortungslos“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, kann zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden – unabhängig davon, ob er einer ‚Rasse‘ angehört oder ein ‚Mischling’ ist.“
 
Ein Hundeführerschein kann Beißattacken verhindern. Halter lernen, auch brenzlige Situationen besser einzuschätzen. Der Nachweis sieht vor, dass künftige Halter bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, bei dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend an den theoretischen Kurs folgt für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Hundehalter sachkundig mit ihrem Tier umgehen und die Signale ihres Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter ist unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern. Zudem vermittelt das Training Kenntnisse über die Anforderungen der Hundehaltung, die für ein tiergerechtes Leben der Hunde dringend erforderlich sind.
 
Als erstes deutsches Bundesland hat Niedersachsen einen Sachkundenachweis für Hundehalter beschlossen – der allgemeine Hundeführerschein ist dort seit Juli 2013 verpflichtend [1]. Nachweislich konnte nach drei Jahren eine Reduzierung von Vorfällen erreicht werden [2]. Einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge unterstützt mit 65 Prozent eine deutliche Mehrheit der Deutschen die Einführung des Sachkundenachweises für Hundehalter [3]. Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert hat, kann sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen. In Mannheim gilt eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben. Wer in Berlin seit dem 1. Januar 2017 einen Hund neu aufgenommen hat, ist dazu aufgefordert, sich die notwendige Sachkunde anzueignen.
 
Die Einführung eines Hundeführerscheins hat einen weiteren Vorteil: Sie kann Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit dem Thema Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem eventuellen Impulskauf abhalten. Jedes Jahr landen etwa 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt „angeschafft“ wurden.
 
Hinweise zur Identität von Halter und Hund nimmt die Polizei Esslingen unter der Nummer 0711-3990-0 entgegen. Der Mann ist etwa 60 bis 70 Jahre alt, 170 bis 180 cm groß, hat graue Haare und einen leichten Bart. Sein Hund hat schwarz-weiß-hellbraunes, langes Fell.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten, wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten.
 
[1] Niedersächsisches Gesetz über das Halten von Hunden (NHundG) (2011): http://www.voris.niedersachsen.de/jportal/portal/t/pgy/page/bsvorisprod.psml/action/portlets.jw.MainAction?p1=0&eventSubmit_doNavigate=searchInSubtreeTOC&showdoccase=1&doc.hl=0&doc.id=jlr-HundHaltGND2011rahmen&doc.part=R&toc.poskey=#focuspoint.
[2] Hannoversche Allgemeine (2016): Sachkunde-Nachweis. Hundeführerschein weiterhin umstritten. Online abrufbar unter: http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Hundefuehrerschein-in-Niedersachsen-auch-nach-drei-Jahren-noch-umstritten.
[3] YouGov (2016): Hundekot: Fast alle Deutschen sehen Halter in der Pflicht. Online abrufbar unter: https://yougov.de/news/2016/08/13/hundekot-fast-alle-deutschen-sehen-halter-der-pfli/.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Hundefuehrerschein
 
Kontakt:
Katharina Wicke, +49 711 860591-535, [email protected]

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