Geldprämie für das Töten von Wildschweinbabys sinnlos und unethisch: PETA kritisiert Landkreis Tirschenreuth für tierfeindlichen Beschluss

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Tirschenreuth / Stuttgart, 1. Oktober 2019 – Belohnung für das Töten von Tierkindern: Bis Ende März 2020 will der Kreis Tirschenreuth Jägern eine Prämie von 30 Euro für jedes getötete Wildschweinbaby in dem bayerischen Landkreis zahlen. Die Bejagung soll verhindern, dass sich die Afrikanische Schweinepest ausbreitet, die in Deutschland jedoch bislang nicht einmal aufgetreten ist. PETA übt nun scharfe Kritik an der Abschussprämie und betont, dass präventive Tötungen ungeeignet sind, um die Viruserkrankung einzudämmen. Zudem belegen Studien, dass höhere Abschussraten zu einem Populationsanstieg führen können, da Wildschweine in bejagten Gebieten früher geschlechtsreif werden. [1] PETA fordert die Aussetzung des grausamen Beschlusses im Kreisausschuss und den sofortigen Jagdstopp.
 
„Eine Geldprämie für das Töten von Wildschweinbabys zu zahlen, ist nicht nur unethisch, sondern trägt auch dazu bei, dass sich die Populationen wegen des Fortpflanzungsverhaltens der Tiere sogar noch erhöhen. Besonders verwerflich ist, dass die Wildschweine nur sterben sollen, um die Profite der Schweinezüchter zu schützen. Der Absatz von Schweinefleisch aus der Massentierhaltung würde einbrechen, würde die Schweinepest in einem Stall festgestellt. Um das zu verhindern, sollen unzählige Wildschweine sterben“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA.
 
Jagd auf Wildschweine ist kontraproduktiv
Dass die Tötungsprämie in Tirschenreuth vorgeschobenen Gründen folgt, untermauern renommierte Wissenschaftler, denen zufolge die Afrikanische Schweinepest hauptsächlich durch kontaminierte Speise- und Schlachtabfälle, also durch den Menschen verbreitet wird. Daher empfiehlt beispielsweise das Friedrich-Loeffler-Institut, präventiv an dieser Stelle anzusetzen. [2]
Die Jagd auf Wildschweine kann sogar zur Krankheitsverbreitung beitragen. Insbesondere durch Drückjagden, die nun verstärkt als „Seuchenprävention“ dienen sollen, werden Wildschweine aufgeschreckt und flüchten revierübergreifend. Die Tiere sind normalerweise standorttreu und tragen räumlich nicht nennenswert zur Verbreitung des Virus bei. In diesem Zusammenhang schreibt das Friedrich-Loeffler-Institut: „Eine Bejagung könnte Unruhe in die dort ansässigen Rotten bringen und unter Umständen zu ausgeprägten Wanderbewegungen führen, die das Risiko einer Verschleppung des Erregers erhöhen“. [3] Für den Menschen und tierische Mitbewohner ist die Krankheit ungefährlich.
 
Angeschossene Tiere sterben oft langsam und qualvoll
PETA setzt sich für ein generelles Ende der Wildschweinjagd ein, damit sich die Population von selbst auf einem niedrigen Niveau einpendeln kann. Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sterben bei Drückjagden rund zwei Drittel der Wildschweine nicht sofort. [4] Mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien flüchten die verängstigten Tiere und quälen sich oft tagelang, bis sie sterben.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.
[2] Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Afrikanische Schweinepest. Online abrufbar unter: https://www.openagrar.de/servlets/MCRFileNodeServlet/openagrar_derivate_00014696/Merkblatt-ASP_2018-07-20.pdf.
[3] Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (2014): Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest in Wildschweinen in Deutschland: Jagdruhe im Ausbruchsfall sinnvoll, tote Wildschweine ab sofort untersuchen. Greifswald-Insel Riems.
[4] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (ohne Datum): Tierschutz und Bewegungsjagden. Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6).
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Gründe-gegen-die-Wildschweinjagd
PETA.de/Jagd
PETA.de/Jagd-Hintergrundwissen
 
Pressekontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]

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