Giftschlangenlabor in Uetersen vor Schließung: PETA übt scharfe Kritik an Nordmark und fordert Pharmaunternehmen auf, Reptilien in naturnaher Auffangstation unterzubringen

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Uetersen / Stuttgart, 31. Mai 2019 – Über ein Jahrzehnt pferchte das Pharmaunternehmen Nordmark in Uetersen mehr als 600 Grubenottern auf engstem Raum in karge Boxenbehältnisse – sogenannte Racks –, um Experimente mit dem Gift der Tiere durchzuführen. Typisch für die medizinische Forschung mit Tieren: Die erwartete „heilende“ Wirkung für Hörsturzpatienten trat nicht ein. Nun sollen die Reptilien an ein Unternehmen übergeben werden, das Erfahrungen mit der Zucht sowie dem Transport und Handel von Tieren hat. Den Firmennamen gab Nordmark nicht bekannt. PETA befürchtet, dass die Tiere weiterhin tierschutzwidrig gehalten oder aus Kostengründen getötet werden. Die Tierschutzorganisation fordert Nordmark auf, nach der jahrelangen Quälerei eine naturnahe Terrarienanlage für die Schlangen zu errichten, um ihnen einen schönen Lebensabend zu ermöglichen.
 
„Das Projekt war ein kompletter medizinischer Fehlschlag und die Leidtragenden waren die Schlangen. Nachdem die Tiere über all die Jahre in kleine Boxen gesperrt und wegen ihres Giftes ausgebeutet wurden, ist es nun das Mindeste, dass Nordmark ihnen ein möglichst artgerechtes Leben bietet“, so Anne Meinert, PETA-Fachreferentin für den Bereich Tierversuche. „Dass die Hälfte der Tiere sogar aus der Natur eingefangen wurde, ist aus Sicht des Tier- und Artenschutzes besonders verwerflich.“
 
Zahlreiche innovative tierfreie Forschungsmethoden vorhanden
PETA betont, dass kein Lebewesen – ob Affe, Hund, Schlange oder Maus – es verdient hat, in einem Labor eingesperrt zu sein und ausgebeutet und missbraucht zu werden. Allein in Deutschland mussten im Jahr 2017 noch 2,8 Millionen Tiere in Tierversuchen leiden [1]. Wenngleich die tierfreie Forschung nur unzureichend gefördert wird, gibt es bereits zahlreiche innovative und erfolgreiche Alternativmethoden. Die Tierschutzorganisation setzt sich dafür ein, dass Tierversuche verboten und durch humane, moderne Forschungsmethoden ersetzt werden.
 
Handel mit Reptilien ist skrupellos
PETA setzt sich grundsätzlich gegen den Handel und die Haltung von Reptilien ein. Eine im August 2016 von der Tierschutzorganisation veröffentlichte, international übergreifende Recherche offenbarte erstmals Einblicke in den skrupellosen Handel mit Reptilien, die für den deutschen Heimtiermarkt bestimmt sind. Bei deutschen Großhändlern und deren internationalen Zulieferern wurden massenhaft tote, verletzte oder jahrelang in Plastikboxen eingesperrte Tiere dokumentiert.
 
Haltung in Gefangenschaft nicht tiergerecht möglich
Zudem ist eine artgerechte Haltung der anspruchsvollen Tiere in Gefangenschaft nicht möglich. Ein Großteil der Exoten in Privathand stirbt frühzeitig, weil ihre Bedürfnisse nicht ausreichend erfüllt werden. Eine tierärztliche Fallstudie, bei der rund 150 verstorbene Reptilien untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass 51 Prozent der Tiere an Krankheiten litten, die auf die Tierhaltung zurückzuführen waren [2].

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Verwendung von Versuchstieren im Jahr 2017. Online abrufbar unter: https://www.bmel.de/DE/Tier/Tierschutz/_texte/TierschutzTierforschung.html?docId=11850874.
[2] Schmidt, Volker (2008): Die Bedeutung von haltungs- und ernährungsbedingten Schäden bei Reptilien. Eine retrospektive pathologische Studie. 4. Leipziger Tierärztekongress.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Reptilien
reptilienhandel.peta.de
PETA.de/Themen/Tierversuche
 
Kontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

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