10 Behauptungen von Jägern, die nicht stimmen!

Aktuellen wissenschaftlichen Studien und Stellungnahmen renommierter Wildbiologen zufolge ist die Jagd unnötig und sogar kontraproduktiv. Dennoch werden allein in Deutschland jährlich zwischen vier und fünf Millionen Wildtiere, überwiegend von Hobbyjägern, getötet (1). Die Jägerschaft versucht, ihr blutiges Hobby mit Unwahrheiten und Stammtischparolen zu rechtfertigen, doch wir von PETA decken die 10 größten Jagdmythen auf.

1. Jäger behaupten, dass die Zahl der Wildtiere ohne die Jagd überhandnimmt

Falsch – Ohne die Jagd gäbe es sogar weniger Wildtiere. Wissenschaftlichen Studien zufolge bedingt eine intensive Bejagung das Anwachsen von Tierpopulationen. Die Jagd zerstört Familienverbände und Sozialstrukturen und führt dazu, dass sich die Tiere unkontrolliert und losgelöst von ihrem natürlichen Fortpflanzungsrhythmus vermehren. Durch die intensive Bejagung sinkt die Lebenserwartung der Wildtiere drastisch. Dies hat eine frühzeitige Geschlechtsreife zur Folge, was die Geburtenrate ansteigen lässt. Weitere Untersuchungen belegen, dass Wildpopulationen nicht durch Beutegreifer, sondern durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten reguliert werden. (2) (3) (4)

2. Jäger behaupten, dass die Jagd waidgerecht und fair zugeht

Falsch – Waldtiere werden bei Treib- und Drückjagden in Todesangst versetzt und vor die Flinte der Schützen getrieben oder heimtückisch aus dem Hinterhalt attackiert. Bei der grausamen Fallenjagd sterben viele Tiere durch schwere Quetschungen und Brüche einen qualvollen Tod. Bei der Baujagd spielen sich erbitterte Todeskämpfe zwischen Hund und Wildtier ab. Jagdhunde werden an lebenden, verstümmelten Enten oder in sogenannten Schliefenanlagen an eingesperrten Füchsen scharf gemacht. Einmal im Visier der Jäger gibt es für die Waldtiere kein Entkommen vor dem – oftmals qualvollen – Tod. Im Wald herrscht weitgehend Rechtsfreiheit, denn die „Waidgerechtigkeit“ ist ein undefinierter Begriff.

3. Jäger behaupten, dass die Jagd zur Kontrolle von Krankheiten notwendig ist

Falsch – Die Jagd sorgt vielmehr für eine beschleunigte Ausbreitung von Krankheiten. Die Zerstörung stabiler Familienverbände führt nicht nur zu einem Anstieg der Geburtenrate, sondern auch zu vermehrten Wanderungen einzelner Tiere. Durch die Jagd haben sich Tollwut und andere Krankheiten ausgebreitet und konnten erst durch den Einsatz von Impfködern erfolgreich ausgemerzt werden (4). Um den regelrechten Vernichtungsfeldzug gegen Füchse zu rechtfertigen, haben Jäger dieser Tierart kurzerhand das Image eines Krankheitsüberträgers verpasst. Dies entbehrt jedoch jeder Grundlage, denn Deutschland gilt seit 2008 offiziell als tollwutfrei und auch der Fuchsbandwurm zählt zu den seltensten Parasiten Europas (5) (6).

4. Jäger behaupten, dass die Tiere nicht leiden, wenn sie erschossen werden

Falsch – Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. sterben, vor allem bei der Drückjagd, bis zu 70 Prozent der Wildtiere nicht sofort (7). Nicht ohne Grund gibt es den Begriff der „Nachsuche“ für verletzte Tiere. Mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien flüchten die Tiere, leiden oftmals tagelang unerträgliche Schmerzen und sterben einen qualvollen Tod.

5. Jäger behaupten, dass sie tier- und naturliebende Menschen sind

Falsch – Wer Tiere quält und tötet, kann kaum als Tierfreund bezeichnet werden. Bei der Jagd geht es den Jägern nicht um Arten- oder Tierschutz. Ihre Motivation schöpfen sie vor allem aus der Lust am Töten, dem damit verbundenen Machtgefühl sowie dem Sammeln von Trophäen. Nicht nur hunderttausenden Tieren wird jedes Jahr erhebliches Leid durch Fehlschüsse zugefügt, sondern auch mehrere Dutzend Menschen werden jährlich von Jägern verletzt und getötet. Nicht selten sind die Jäger alkoholisiert oder begehen Gewalttaten vorsätzlich, weil Spaziergänger sie angeblich bei der Ausübung ihres blutigen Hobbys stören.

6. Jäger behaupten, dass sie „Wildschäden“ verhindern müssen

Falsch – In einem natürlichen Wald entstehen keine nennenswerten „Wildschäden“. Lediglich in landwirtschaftlichen Monokulturen und in auf Profitmaximierung ausgerichteten Forsten haben Grundeigentümer und Landwirte ein wirtschaftliches Interesse daran, die Wildtierpopulationen zu dezimieren. Der andauernde Jagddruck macht die Tiere scheu und drängt das ursprünglich Graslandschaften bewohnende Rehwild tief in die Wälder, was die sogenannten „Wildverbisse“ an forstwirtschaftlichen Nutzflächen fördert (8).

7. Jäger behaupten, dass die Jagd Wildunfällen vorbeugt

Falsch – Die Jägerschaft ist mitverantwortlich für Wildunfälle. Bei der Jagd, besonders bei großen Treibjagden, werden die Tiere aufgescheucht. Dabei flüchten sie und rennen in Todesangst um ihr Leben – dabei auch über Straßen und in Siedlungen. Zudem bedingt die Jagd durch den Abschuss von Leittieren, die in Rotten und Verbänden auf natürlichem Weg einer übermäßigen Vermehrungsrate entgegenwirken, das Anwachsen der Populationen (3). Durch regelmäßiges Zufüttern halten Jäger die Wildtierpopulationen künstlich hoch, um möglichst viele Abschüsse verbuchen zu können. Dies erhöht wiederum das Unfallrisiko.

8. Jäger behaupten, dass der Fuchs für den Rückgang von Hase, Rebhuhn und Co. verantwortlich ist

Falsch – Für den Rückgang von Niederwild wie Rebhuhn und Hase sind weitgehend die industrielle Landwirtschaft und die intensive Bejagung verantwortlich (8). Zur Beute der Füchse zählen vor allem Mäuse sowie alte oder kranke Tiere (4). Trotz teils drastischer Populationsrückgänge wird Rebhühnern und Hasen vielerorts intensiv durch Jäger nachgestellt.

9. Jäger behaupten, dass Wildbret hochwertiges Bio-Fleisch ist

Falsch – Das sogenannte „Bio-Wildfleisch“ ist eine Verbrauchertäuschung. Regelmäßig werden krebserregende und nierenschädigende Bleirückstände gefunden, die die zulässigen Grenzwerte überschreiten (9). Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz stellt mangelhafte Wildbret-Hygiene durch erhöhte Keimbildung ein weiteres Problem dar (10). Auch das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnte in einem Gutachten mehrfach davor, zu viel Wildbret zu essen, das mit Bleimunition erlegt wurde (11).

10. Jäger behaupten, dass Hunde und Katzen eine Gefahr für die Wildtiere sind

Falsch – Keine seriöse Studie kann einen negativen Einfluss von Hunden und Katzen auf waldbewohnende Tierpopulationen oder auf seltene Tierarten belegen. Beim Töten von schätzungsweise jährlich 350.000 Haustieren geht es den Jägern nicht um Arten- oder Tierschutz, sondern lediglich um Beuteneid. Für die Tiere im Wald sind die Jäger selbst die größte Gefahr.

  • Quellen

    (1) Deutscher Jagdverband (2014) Jahresjagdstrecke Bundesrepublik Deutschland. Deutscher Jagdverband Handbuch 2014.
    (2) Reichholf, J. H. (ohne Datum) Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. SWR BW (abgerufen am 15.05.2014).
    (3) Servanty S., Gaillard J., Toigo C., Brandt S.& Baubet E. (2009) Pulsed resources and climate‐induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of animal ecology 78.6 1278-1290.
    (4) Frommhold D. (2007) Füchse im Fadenkreuz – über Sinn und Unsinn der Fuchsjagd. www.fuechse.info (abgerufen am 15.05.2014).
    (5) Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (2014) Tollwut in Baden-Württemberg und Deutschland erfolgreich getilgt. www.mlr.baden-wuerttemberg.de.
    (6) Brehm K. in Apothekenumschau (2012) Fuchsbandwurm: Keine Angst vor Waldbeeren. Apothekenumschau online (abgerufen am 15.05.2014).
    (7) Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (ohne Datum) Tierschutz und Bewegungsjagden.
     Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT)
    Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6).
    (8) Reichholf, J. H. (2013) Gibt es eine ethische Rechtfertigung der Jagd? TIERethik 5 Jahrgang 2013/2 Heft 7. 33-45.
    (9) Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2007, 2010) Bericht zur Lebensmittelsicherheit. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, 2007, 2010.
    (10) Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (1997) Jagd-Tierschutz-Wildbretqualität. Merkblatt Nr. 45.
    (11) Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (2012) Belastetes Wildfleisch: Blei im Magen. Spiegel Online 24.12.2012 (abgerufen am 08.05.2014).