Karlsruhe: Exotische Tiere vom Wühltisch – PETA übt scharfe Kritik an Reptilienbörse und fordert die Stadt auf, künftig keine Flächen mehr für derartige Veranstaltungen zu vermieten

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Karlsruhe / Stuttgart, 4. April 2019 – Tiere sind keine Ware: Am Samstag findet die „Terraristikmesse Karlsruhe“ in der Badnerlandhalle in Karlsruhe-Neureut statt. Im letzten Jahr konnte PETA etliche Missstände und Verstöße gegen die Börsenleitlinien auf der Terraristikmesse dokumentieren und hatte diese beim zuständigen Kreisveterinäramt gemeldet. PETA übt scharfe Kritik an der mit dem Tierschutz unvereinbaren Veranstaltung. Die Tierschutzorganisation fordert die Stadt auf, künftig keine Räumlichkeiten mehr für Börsen mit exotischen Tieren zur Verfügung zu stellen.
 
„Die Zustände auf der Reptilienbörse in Karlsruhe sind erschütternd. Die sensiblen Exoten werden dort wie billiger Trödel verramscht. Händler geben zudem Tiere an Besucher ab, die sich spontan – und oft ohne jegliche Fachkenntnisse – für den Kauf entscheiden. Im vergangenen Jahr mussten die empfindlichen Reptilien über Stunden hinweg ohne Wasser und Nahrung in kleinen Boxen voller Kot ausharren. Einige Tiere zeigten schlimmste Stereotypien“, so Paula Janssen, Fachreferentin bei PETA. „Politiker sollten diese tierschutzwidrigen Veranstaltungen umgehend verbieten.“
 
Tierquälerei für Reptilienbörsen
Auf Exotenbörsen werden die Tiere in winzige Plastikboxen gesperrt und immensem Stress ausgesetzt. Die Reptilien werden oftmals zu Billigpreisen angeboten und enden bei Abnehmern, die ihren hohen Ansprüchen an Temperatur, Lebensraum und Ernährung in keiner Weise gerecht werden können. Viele der nach Deutschland importierten Exoten sind zudem Wildfänge, die teilweise illegal aus der Natur entnommen wurden. Im Auftrag profitorientierter Händler werden die letzten artenreichen Gebiete regelrecht geplündert. Bis zu 70 Prozent der empfindlichen Tiere sterben bereits durch Stress, Unterversorgung oder transportbedingte Verletzungen, bevor sie überhaupt in den Handel kommen [1].
Eine artgerechte Haltung von Reptilien ist in Gefangenschaft nicht möglich. Ein Großteil der von Privatpersonen gehaltenen Exoten stirbt frühzeitig, weil die Bedürfnisse der Tiere nicht entsprechend erfüllt werden. Eine tierärztliche Fallstudie, bei der rund 150 verstorbene Reptilien untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass 51 Prozent der Tiere an durch Haltungsfehler verursachten Krankheiten litten [2].
 
Kommunale Verbote von Exotenbörsen
Als erste deutsche Stadt hat Passau im Oktober 2016 beschlossen, keine Veranstaltungen zuzulassen, die der Zurschaustellung und dem Verkauf von exotischen Tieren dienen. Damit dürfen keine städtischen Flächen mehr für sogenannte Exotenbörsen vermietet werden. Im Koalitionsvertrag der vergangenen Bundesregierung war ein Verbot gewerblicher Tierbörsen für exotische Tiere bereits vorgesehen, wurde aber nicht umgesetzt.
 
Das unbarmherzige Geschäft mit Reptilien im Heimtierhandel
Eine im August 2016 von PETA veröffentlichte, international übergreifende Recherche offenbarte erstmals Einblicke in den skrupellosen Handel mit Reptilien, die für den deutschen Heimtiermarkt bestimmt sind. Bildmaterial dokumentiert massenhaft tote, verletzte oder jahrelang in Plastikboxen eingesperrte Tiere bei deutschen Großhändlern und deren internationalen Zulieferern.
 
Gesundheitsgefährdung
Studien zufolge übertragen die meisten Reptilien exotische Salmonellenarten: Schätzungsweise 90 Prozent der Tiere tragen die gesundheitsgefährdenden Erreger in sich. Auf den Menschen übertragene Salmonellen können schlimmstenfalls zu Hirnhautentzündungen oder gar zum Tod des Menschen führen – vor allem Kinder und immungeschwächte sowie ältere Menschen sind gefährdet. Laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts ist jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern auf den Umgang mit exotischen Tieren zurückzuführen [3].
PETA appelliert an die Bevölkerung, Terraristikbörsen, Reptilienausstellungen und Exotenmessen zu meiden. Schauspieler Christoph M. Ohrt unterstützt die Forderung der Tierschutzorganisation nach einem generellen Haltungsverbot von exotischen Tieren in Privathaushalten. Der beliebte Schauspieler ist aus zahlreichen deutschen und amerikanischen TV- und Kinoproduktionen bekannt. Auf dem PETA-Motiv zeigt er sich gefangen hinter Glas und mit einem Bodypainting, das an die grüne, schuppige Haut eines Reptils erinnert.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft. Wer über die nötigen Fachkenntnisse verfügt, kann ein Tier aus einem Tierheim bei sich aufnehmen und so dazu beitragen, den Handel einzudämmen. Wissenswertes über die faszinierenden Reptilien und Exoten erlernen Kinder viel eher in entsprechenden Dokumentationen, da Tiere in Freiheit ein anderes Verhalten zeigen als in Gefangenschaft.
 
[1] Toland, Elaine / Warwick, Clifford / Arena, Phillip (2012): Pet Hate. In: The Biologist, Vol. 59 No. 3.
[2] Schmidt, Volker (2008): Die Bedeutung von haltungs- und ernährungsbedingten Schäden bei Reptilien. Eine retrospektive pathologische Studie. 4. Leipziger Tierärztekongress.
[3] Robert-Koch-Institut: Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien. Epidemiologisches Bulletin. 4. März 2013 / Nr. 9.
 

Christoph M. Ohrt setzt sich mit PETA für Reptilien ein. / © GABO für PETA
 
Das druckfähige Motiv steht hier zum Download zur Verfügung.
Das Making-of-Video zum Fotoshooting finden Sie hier.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Exotenhandel
PETA.de/Salmonellen
PETA.de/Exotenboersen
PETA.de/Christoph-M-Ohrt-Exotenboersen
 
Kontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

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