Karlsruhe: Zwei Hunde fallen Artgenossen an, Halter auf der Flucht – PETA fordert Einführung eines Hundeführerscheins in Baden-Württemberg

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Nachweis kann schwere Unfälle verhindern und ermöglicht Hunden ein tiergerechteres Leben

 
Karlsruhe / Stuttgart, 17. August 2018 – Verantwortungslose Hundehaltung: Einem Polizeibericht zufolge wurde der Hund eines Radfahrers am Dienstagabend in Karlsruhe-Mühlburg von zwei mutmaßlichen „Kampfhunden“ eines Pärchens angefallen und verletzt. Obwohl einer der Hunde angeleint war, rannte er gegen das Rad und brachte den Mann zu Fall. Anschließend griffen er und der zweite Hund den Vierbeiner des Radfahrers an. Als der Geschädigte die Polizei hinzuziehen wollte, flüchtete das Pärchen mit den Hunden. Angesichts dieses Vorfalls fordert die Tierrechtsorganisation PETA die Einführung eines sogenannten Hundeführerscheins in Baden-Württemberg.

„Meist liegt das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine. Die Halter konnten den Vierbeiner nicht richtig einschätzen. Somit ist die wahre Ursache für die Beißattacke bei ihnen zu suchen – nicht beim Tier. Das Verhalten der Hundehalter war fahrlässig und verantwortungslos“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, kann zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden – unabhängig davon, ob er einer ‚Rasse‘ angehört oder ein ‚Mix’ ist.“
 
Der Hundeführerschein sieht vor, dass künftige Halter bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, bei dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend an den theoretischen Kurs folgt für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Hundehalter sachkundig mit ihrem Tier umgehen und die Signale ihres Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter ist unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern. Zudem vermittelt das Training Kenntnisse über die Anforderungen der Hundehaltung, die für ein tiergerechtes Leben der Hunde unerlässlich sind.
 
Als erstes deutsches Bundesland hat Niedersachsen einen Sachkundenachweis für Hundehalter beschlossen – der allgemeine Hundeführerschein ist dort seit Juli 2013 verpflichtend [1]. Nachweislich konnte nach drei Jahren eine Reduzierung von Vorfällen erreicht werden [2]. Einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge unterstützt mit 65 Prozent eine deutliche Mehrheit der Deutschen die Einführung des Sachkundenachweises für Hundehalter [3]. Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert hat, kann sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen. In Mannheim gilt eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben. Wer in Berlin seit dem 1. Januar 2017 einen Hund neu aufgenommen hat, ist dazu aufgefordert, sich die notwendige Sachkunde anzueignen.
 
Die Einführung eines Hundeführerscheins hat einen weiteren Vorteil: Sie kann Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit dem Thema Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem eventuellen Impulskauf abhalten. Jedes Jahr landen 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt „angeschafft“ wurden.
 
Hinweise zu dem Vorfall am Dienstagabend nimmt das Polizeirevier Karlsruhe-West unter 0721/666-3611 entgegen. Die Dame soll zierlich, etwa 35-40 Jahre alt und circa 1,65 Meter groß sein. Sie hatte dunkles, schulterlanges Haar und trug eine pinkfarbene Jacke. Der unbekannte Mann soll etwa im gleichen Alter und von breiter Statur gewesen sein. Er war circa 1,75 Meter groß und trug ein dunkelblaues T-Shirt. Bei den beiden Hunden handelt es sich vermutlich um sogenannte Kampfhunde mit grauem Fell.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten, wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten.
 
[1] Niedersächsisches Gesetz über das Halten von Hunden (NHundG) (2011): http://www.voris.niedersachsen.de/jportal/portal/t/pgy/page/bsvorisprod.psml/action/portlets.jw.MainAction?p1=0&eventSubmit_doNavigate=searchInSubtreeTOC&showdoccase=1&doc.hl=0&doc.id=jlr-HundHaltGND2011rahmen&doc.part=R&toc.poskey=#focuspoint.
[2] Hannoversche Allgemeine (2016): Sachkunde-Nachweis. Hundeführerschein weiterhin umstritten. Online abrufbar unter: http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Hundefuehrerschein-in-Niedersachsen-auch-nach-drei-Jahren-noch-umstritten.
[3] YouGov (2016): Hundekot: Fast alle Deutschen sehen Halter in der Pflicht. Online abrufbar unter: https://yougov.de/news/2016/08/13/hundekot-fast-alle-deutschen-sehen-halter-der-pfli/.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Hundefuehrerschein
 
Kontakt:
Katharina Wicke, +49 711 860591-535, [email protected]

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