Kritik an Kundgebung vor Krefelder Rathaus zum Affenhaus-Neubau – PETA: „Spenden sind gut für die Stadtkasse, aber katastrophal für Tier- und Artenschutz“

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Krefeld / Stuttgart, 23. Januar 2020 – Mit einer Kundgebung vor dem Rathaus wollen die Stadt Krefeld, der Zoo und sein Förderverein morgen die „Zukunft des Affenhauses“ und die „Tradition der Menschenaffenhaltung“ bewerben und unter anderem Spendern danken. PETA kritisiert das Neubauvorhaben und die Fortführung der Primatenhaltung scharf. Die Ansprüche der Tiere sind derart komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Studien zufolge leiden Menschenaffen in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen – auch in vergleichsweise großen Gehegen. [1] Deutsche Zoos wildern keine Menschenaffen aus; vielmehr tragen sie zum Aussterben der Tiere in freier Natur bei, da sie Steuergelder und Spenden ineffizient verwenden: Der Großteil dieser Mittel fließt in die Gefangenhaltung statt in Artenschutzprojekte vor Ort. Die Tierrechtsorganisation fordert die Zoo-Verantwortlichen in Krefeld auch mit einer Petition auf, die Menschenaffenhaltung zu beenden und die Spenden stattdessen an Artenschutzprogramme zu senden, die sich unmittelbar für den Erhalt bedrohter Arten in ihrem natürlichen Lebensraum einsetzen.
 
„Es wäre Wahnsinn, in Krefeld für Millionen Euro ein neues Affengefängnis zu bauen, während mit der Summe in Afrika und Asien unzählige Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum geschützt werden könnten. Spenden für den Zoo helfen ausschließlich der Stadtkasse, wären jedoch ein enormer Verlust für den Tier- und Artenschutz“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. „Es ist moralisch verwerflich, unsere nächsten Verwandten aus ‚Tradition‘ einzusperren und zur Schau zu stellen wie etwa früher Menschen bei ‚Völkerschauen‘. Nur der Erhalt der natürlichen Lebensräume kann bedrohten Arten das Überleben sichern.“
 
Artgerechte Haltung von Menschenaffen in Gefangenschaft unmöglich
Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans sind dem Menschen derart ähnlich, dass sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation in Gefangenschaft erkennen, stellten renommierte Primatologen wie Professor Dr. Volker Sommer fest. Laut ihm können die intelligenten Tiere Zustände wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erleben. [2] Während Gerichte in den USA und Argentinien den nächsten Verwandten des Menschen schon gewisse Grundrechte zugesprochen haben, werden die sensiblen Tiere in Deutschland zu Unterhaltungszwecken in enge, karge Gehege gesperrt. PETA fordert ein generelles Zucht- und Importverbot für Menschenaffen, um die Haltung der Tiere in Zoos und Tierparks auslaufen zu lassen.
 
Zoos leisten keinen Beitrag zum Artenschutz
Zoos können kaum langfristig erfolgreiche Auswilderungen vorweisen, insbesondere bei Primaten – die Tiere können Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, in Gefangenschaft nicht oder nur schwer erlernen. Wie gering der Beitrag von Zoos zum Artenschutz bislang ist, zeigt sich beim Vergleich der Spendenabgaben an Projekte vor Ort (in-situ-Artenschutzprojekte) und dem in zoologischen Einrichtungen betriebenen Aufwand, um einige wenige Tiere in Gefangenschaft zu halten und für zahlendes Publikum auszustellen: Während meist Millionen Steuergelder in Zuchtprogramme und kostenintensive Bauprojekte der Zoos fließen, sind die Spenden an Organisationen, die in den natürlichen Lebensräumen bedrohter Tierarten echten Artenschutz betreiben, verschwindend gering. Der Zoo Krefeld vermeldete 2017 beispielsweise eine „Rekordsumme“ von insgesamt 21.200 Euro Spenden an Artenschutzpartner, investierte jedoch allein in das 2012 gebaute Gorillagehege 2,3 Millionen Euro.
 

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

 
[1] Birkett LP, Newton-Fisher NE (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101.
[2] Goldner, Colin (2014): Lebenslänglich hinter Gittern. S. 218. Aschaffenburg: Alibri Verlag.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Menschenaffen
PETA.de/Affenhaus-Zoo-Krefeld-Petition
 
Pressekontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]
 

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