Meerestiere sind kein Obst: PETA appelliert an Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission, sich gegen die Verwendung des Begriffs „Meeresfrüchte“ auszusprechen

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Stuttgart, 11. Januar 2017 – Empfindungsfähige Tiere dürfen im Handel nicht als Obst bezeichnet werden – mit dieser Bitte hat sich die Tierrechtsorganisation PETA an die Vorsitzende der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission (DLMBK) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gewandt. Die Kommission soll eine Empfehlung aussprechen, der zufolge die Bezeichnung „Meeresfrüchte“ in der deutschen Lebensmittelkennzeichnung nicht mehr verwendet wird. Laut Medienberichten wünschen Politiker der CDU und der SPD, dass die Lebensmittelbuch-Kommission feste Standards festlegt und neue Bezeichnungen für Speisen und Getränke erarbeitet.
„Der Begriff ‚Meeresfrüchte‘ ist aus wissenschaftlicher Sicht schlichtweg falsch und für Verbraucher irreführend, da er nicht gefühlloses Obst, sondern sensible, empfindungsfähige und intelligente Tiere beschreibt", so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Meerestiere bei PETA.
Auch wenn der Begriff „Meeresfrüchte“ im Deutschen Lebensmittelbuch selbst nicht genannt wird, so ist er im Handel noch eine noch gängige Bezeichnung. Daher soll sich das  Präsidium der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission nun dafür aussprechen, dass der Begriff nicht mehr verwendet wird. Auch wenn eine solche Empfehlung Groß- und Einzelhändler nicht verpflichten kann, dient sie als Orientierungshilfe für den Handel und die Kennzeichnung der Produkte.
Meerestiere wie Krebse, Muscheln und Tintenfische sind im Handel unter dem Begriff „Meeresfrüchte“ erhältlich. Aus Verbrauchersicht besteht hier das Risiko der Täuschung, da Konsumenten davon ausgehen können, dass es sich um Pflanzen statt Tiere handelt. Studien zeigen, dass Krebstiere Angst und Schmerz empfinden und sich an Schmerz erinnern [1-3]. Kraken sind hochintelligente Wirbellose [4], die ebenfalls Schmerz empfinden; Wissenschaftler sprechen ihnen ein Bewusstsein zu [5].

Laut den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches muss der Schutz der Verbraucher vor Täuschung gewährleistet sein, weshalb es als maßgeblich gilt, die richtige Bezeichnung für das jeweilige Lebensmittel zu finden. Das Deutsche Lebensmittelbuch (DLMB) ist eine Sammlung von Leitsätzen, in denen Herstellung, Beschaffenheit und Merkmale von Lebensmitteln beschrieben werden. Es wird von der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission in mehreren Fachausschüssen ausgearbeitet und vom BMEL veröffentlicht.

[1] Magee, B. & Elwood, R. W. (2013): Shock avoidance by discrimination learning in the shore crab (Carcinus maenas) is consistent with a key criterion for pain. In: The Journal of Experimental Biology 216. S. 353-358.
[2] Fossat, P. / Bacqué-Cazenave, J. / De Deurwaerdère, P. / Delbecque, J.-P. / Cattaert, D. (2014): Anxiety-like behavior in crayfish is controlled by serotonin.
[3] Opinion on the „Aspects of the biology and welfare of animals used for experimental and other scientific purposes“. In: The EFSA Journal 292, 1-46. S. 16. 2005. Online abrufbar unter http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/doc/292.pdf.
[4] Zarrella I. / Ponte, G. / Baldascino, E. / Fiorito, G. (2015): Learning and memory in Octopus vulgaris: a case of biological plasticity. Curr Opin Neurobiol 35:74–79.
[5] http://fcmconference.org/img/CambridgeDeclarationOnConsciousness.pdf.

Kontakt:
Judith Stich, +49 (0)30 6832666-04, [email protected]

 

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