Menschenaffen vor Corona-Ansteckung schützen: PETA fordert Schließung des Schimpansenhauses im Zoo Arche Noah sowie verpflichtende Schutzmasken für Zoomitarbeiter

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Grömitz / Stuttgart 17. März 2020 – Sicherheit muss Vorrang haben: Während deutschlandweit Maßnahmen ergriffen werden, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, sind auch Zoos von der Gefahr, die von dem neuartigen Virus ausgeht, betroffen. Viele haben bereits die Tierhäuser oder den gesamten Zoobetrieb geschlossen. Der Zoo Arche Noah in Grömitz ist jedoch derzeit noch für Besucher geöffnet. Da bisher unklar ist, ob sich auch Menschenaffen mit dem Coronavirus infizieren können, fordert PETA den Zoo und die Gemeinde Grömitz auf, der Sicherheit der Schimpansen höchste Priorität einzuräumen und den Betrieb einzustellen. Zudem fordert die Tierrechtsorganisation strengere Hygienemaßnahmen auch hinter den Kulissen, da Tierpfleger häufig ohne Atemschutzmasken oder ausreichende Desinfektionsmaßnahmen, wie beispielsweise dem Desinfizieren der Schuhe, Kontakt zu den Tieren haben. Außerdem ruft PETA die Menschen auf, jetzt erst recht nicht in Zoos zu gehen, um die Tiere nicht zu gefährden. Mittelfristig fordert die Tierrechtsorganisation ohnehin einen Zuchtstopp und somit ein Auslaufen der Menschenaffenhaltungen.
 
„Menschenaffen sind genetisch bis zu 98,7 Prozent mit uns identisch, daher liegt eine Ansteckungsgefahr im Bereich des Möglichen. Bis dies geklärt ist, müssen die Affenhäuser schließen. Viele Menschen können sich durch die Quarantänemaßnahmen aufgrund des Coronavirus nun auch vorstellen, was es bedeutet, wochenlang eingesperrt zu sein. Dies ist der Alltag von etwa 450 Menschenaffen, die derzeit noch in deutschen Zoos ein Leben lang eingesperrt sind“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsindustrie bei PETA. „Wir appellieren an den Zoo und die Gemeinde Grömitz, verantwortungsvoll zu handeln und auch den Schutz unserer nächsten Verwandten sicherzustellen.“
 
Menschenaffen und Infektionskrankheiten
Derzeit ist noch unklar, ob sich Menschenaffen mit der Lungenerkrankung, die durch das Coronavirus ausgelöst wird, infizieren können. Es erscheint jedoch wahrscheinlich, da die Säugetiere entwicklungsgeschichtlich die nächsten Verwandten des Menschen sind.
Atemwegsinfekte werden vor allem durch eine schlechte Belüftung in den kleinen, bunkerähnlichen Innengehegen begünstigt oder durch den Kontakt zu Menschen ausgelöst. In Zoo am Meer in Bremerhaven sind im November zwei Schimpansen an Husten erkrankt und mussten medikamentös behandelt werden. Zudem sind in deutschen Zoos seit Anfang 2010 mindestens 22 junge Menschenaffen gestorben. Die Todesursache ist bei den meisten Tieren eine Infektion. Allein in der Stuttgarter Wilhelma sind beispielsweise vier junge Menschenaffen an einer Lungenentzündung verstorben. Der neueste traurige Todesfall liegt gerade einmal eine Woche zurück: Bonobo-Baby Okelo starb Anfang März in der Stuttgarter Wilhelma an einer Lungenentzündung. 2014 und Anfang 2015 überlebten zwei junge Bonobos Infektionskrankheiten nicht, deren Auslöser auf Mängel in der Lüftungsanlage zurückzuführen gewesen sein soll. 2010 starb Gorillababy Juma im Stuttgarter Zoo ebenfalls an einer Lungenentzündung.

Artgerechte Haltung von Menschenaffen in Gefangenschaft unmöglich
Der Zoo Arche Noah steht exemplarisch für eine Vielzahl von Zoos und Tierparks, in denen Menschenaffen unter völlig unangemessenen Bedingungen leben müssen. Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans sind dem Menschen derart ähnlich, dass sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation in Gefangenschaft erkennen, stellten renommierte Primatologen wie Professor Dr. Volker Sommer fest. Laut ihm können die intelligenten Tiere Zustände wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erleben. [1] Wissenschaftlichen Studien zufolge leiden Menschenaffen in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen – auch in vergleichsweise großen Zoogehegen, die für Laien akzeptabel aussehen. Während Gerichte in den USA und Argentinien den nächsten Verwandten des Menschen schon gewisse Grundrechte zugesprochen haben, werden die sensiblen Tiere in Deutschland allein zur Belustigung der Zoobesucher in enge, karge Gehege gesperrt. PETA fordert ein generelles Zucht- und Importverbot für Menschenaffen, um die Haltung der Tiere in Zoos und Tierparks auslaufen zu lassen.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Goldner, Colin (2014): Lebenslänglich hinter Gittern. S. 218. Aschaffenburg: Alibri Verlag.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Menschenaffen
PETA.de/Zooirrtuemer
 
Pressekontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

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