Mitarbeiter der Münchner Verkehrsgesellschaft erschießen Tauben mitten in U-Bahn-Station Harras – PETA erstattet Strafanzeige

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München / Stuttgart, 16. April 2020 – Schüsse in der U-Bahn-Station Harras: Ein Whistleblower ließ PETA Fotos zukommen, auf denen zu sehen ist, wie mutmaßliche Mitarbeiter der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) am 24. Januar frühmorgens mit einer Pistole mitten im U-Bahnhof Tauben töteten. Nachdem die Tiere tot auf den Boden geprallt waren, sammelten die Männer sie in einem Müllbeutel ein. An den Stellen, an denen die Tauben aufschlugen, befanden sich mehrere Tage lang Blutspuren. Das gesamte Tatgeschehen wurde von dem Whistleblower beobachtet. Gegen die Verantwortlichen hat PETA nun wegen Verstoßes gegen das Tierschutz- und Waffengesetz Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft München I erstattet.
 
„Bei Tauben in Deutschlands Städten handelt es sich nicht um Wildtiere, sondern um die Nachkommen domestizierter Tiere – genau wie Hunde, die in anderen Ländern auf der Straße leben müssen, sind auch sogenannte Stadttauben auf unsere Hilfe angewiesen. Es ist eine Schande, dass Mitarbeiter der Münchner Verkehrsgesellschaft grundlos mit Pistolen auf die Tauben geschossen und sie getötet haben“, so Nadja Michler, Fachreferentin bei PETA. „Wir hoffen, dass die Täter bestraft werden, denn es verstößt gegen das Tierschutzgesetz, ein Wirbeltier ohne ‚vernünftigen Grund‘ zu töten.“
 
Hintergrundinformationen
Für den Menschen sind die meisten mit Tauben in Verbindung gebrachten Erreger unbedenklich; sie sind vogel- oder taubenspezifisch und stellen kein Gesundheitsrisiko dar [1]. PETAs Ansicht nach war deshalb bereits das Töten der Tauben in dem Münchner Bahnhof rechtswidrig und somit strafbar nach Paragraf 17 Nr. 1 des Tierschutzgesetzes. Die Organisation kritisiert zudem scharf, dass dafür noch dazu eine Waffe benutzt wurde. Das Führen und erst recht der Einsatz von Schusswaffen an öffentlichen Orten sind strafbar. Auch das Führen sogenannter Anscheinswaffen, die nur wie Schusswaffen aussehen, ist in der Öffentlichkeit nach dem Waffengesetz verboten.
 
Den für die Tötung verantwortlichen Mitarbeitern der MVG fehlt nach PETAs Einschätzung außerdem die erforderliche Sachkunde, um Tiere „fachgerecht“ und ohne „vermeidbare Schmerzen“ zu töten. Mutmaßlich haben Fehlschüsse bei den Tauben zu erheblichen und langanhaltenden Schmerzen und Leiden geführt – daher sieht PETA in der Tat unter anderem einen Verstoß gegen Paragraf 17 Nr. 2 b des Tierschutzgesetzes. Die Tierrechtsorganisation betont, dass Geschosse, die geeignet sind, Vögel mittlerer Größe zu töten, auch Gefahren für Menschen bergen.
 
Zudem weist PETA darauf hin, dass ein Abschuss weder langfristig geeignet und erforderlich noch verhältnismäßig ist, um die Tiere aus dem U-Bahnhof zu vertreiben. Tötungsaktionen einzelner Tiere zur vermeintlichen Bestandsreduzierung stellen keine Lösung zur nachhaltigen Bestandskontrolle dar [2]. Die Vergrämung von Tauben ist generell nicht nur aus ethischer Sicht fragwürdig, sondern auch sinnlos, wenn Tauben im Gegenzug keine alternativen Brut- oder Niststätten angeboten werden, da sie standorttreu sind. Anstelle von Vergrämungsmaßnahmen ist es zielführender, ausreichend große, betreute Taubenschläge nach dem Augsburger Modell [3] einzurichten und die Tiere mit geeigneter Nahrung zu versorgen, da Tauben sich gerne an solche Orte binden.
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] http://www.erna-graff-stiftung.de/wp-content/uploads/2017/08/Gefährdungseinstufung-der-Stadttauben.pdf.
[2] Tierschutzbeirat des Landes Niedersachsen, Empfehlungen zur tierschutzgerechten Bestandskontrolle von Stadttaubenpopulationen, September 2019, S. 6,9.
[3] https://www.augsburg.de/umwelt-soziales/umwelt/umweltstadt-augsburg/stadttaubenkonzept/.
 

Eine tote Taube liegt erschossen neben einem Artgenossen im Münchner U-Bahnhof Harras. / © PETA Deutschland e.V.
 
Das Motiv steht hier zum Download zur Verfügung
 
Weitere Informationen:
PETA.de/MVG-schiesst-Tauben-ab
PETA.de/Stadttauben
 
Pressekontakt:
Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]
 

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