Nach Giftschlangenausbruch in Herne: PETA und neun weitere Tier- und Artenschutzverbände fordern Gefahrtiergesetz für Nordrhein-Westfalen

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Herne / Stuttgart, 6. September 2019 – Nach einer mehrtägigen Suche durch Spezialkräfte der Feuerwehr sowie der Räumung mehrerer Häuser konnte die aus einer Privatwohnung ausgebrochene giftige Monokelkobra am vergangenen Freitag wieder eingefangen werden. Jetzt appellieren zehn Tier- und Artenschutzverbände, darunter auch PETA, in einem gemeinsamen Schreiben an die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU), künftige Vorfälle dieser Art durch ein sogenanntes Gefahrtiergesetz zu unterbinden. In neun der 16 Bundesländer wurden bereits Vorschriften oder Beschränkungen zur Haltung gefährlicher Wildtiere in Privathaushalten erlassen. In Nordrhein-Westfalen gibt es bisher jedoch keine Regelung. Die Organisationen empfehlen der Ministerin ein weitgehendes Haltungsverbot von gefährlichen Tieren nach dem Vorbild von Hessen oder Berlin.
 
„In nordrhein-westfälischen Wohnzimmern, Kellern und Gartenanlagen werden vermutlich einige Tausend gefährliche Wildtiere gehalten, die nicht nur eine Bedrohung für die Öffentlichkeit darstellen, sondern zudem kein artgerechtes Leben führen können. Die Nachbarn und die Behörden sind darüber in der Regel nicht informiert“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Nur ein Haltungsverbot kann gefährliche Vorfälle wie in Herne künftig verhindern.“
 
NRW ist Zentrum des Handels mit gefährlichen exotischen Tieren
Jedes Jahr brechen in Deutschland Hunderte exotische Tiere aus ihren Terrarien aus oder werden einfach ausgesetzt. Häufig besitzen die Halter nicht das nötige Wissen oder sind überfordert. Auch in NRW entkamen in der Vergangenheit bereits hochgiftige Skorpione, Schlangen und andere gefährliche Wildtiere aus privaten Haushalten, bissen ihre Halter oder mussten mit einem Großaufgebot an Polizei und Feuerwehr gesucht werden. Nach Einschätzung der Tier- und Artenschutzverbände scheint sich NRW hierzulande zu einem Hauptumschlagplatz für den Handel mit gefährlichen Wildtieren und den illegalen Handel mit geschützten Tieren entwickelt zu haben. Die Exotenbörse „Terraristika“, die mehrmals im Jahr in Hamm stattfindet, dürfte bereits aufgrund ihrer Größe und der Beteiligung zahlreicher gewerblicher Verkäufer einer der international relevantesten Handelsplätze für Reptilien sein. In einem speziellen Gifttierraum werden dort hochgefährliche Tiere an jeden verkauft. Zudem ist es problemlos möglich, sich über das Internet hochgiftige Schlangen, Skorpione oder Spinnen zu bestellen.
 
Risiko für Mensch und Tier
Aufgrund von Bakterien sind exotische Tiere häufig gefährlich für den Menschen: Studien zufolge übertragen die meisten Reptilien gesundheitsgefährdende Salmonellenarten – geschätzte 90 Prozent der Tiere tragen die Erreger in sich. Auf den Menschen übertragene Salmonellen können im Extremfall zur Hirnhautentzündung oder zum Tod führen – vor allem Kinder sowie immungeschwächte und ältere Menschen sind gefährdet. Schätzungen des Robert Koch-Instituts zufolge rührt jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern von exotischen Tieren her [1].
PETA setzt sich für ein grundsätzliches Verbot von exotischen Tieren in Privathand ein und weist darauf hin, dass der Handel mit Reptilien und Amphibien auch den Tod unzähliger Tiere bedeutet. Viele der empfindlichen Exoten sterben bereits, bevor sie überhaupt in den Verkauf kommen. Verlustraten von 70 Prozent gelten in der Zoohandelsbranche als üblich [2]. Bei einem erheblichen Teil der auf Terraristikbörsen angebotenen Tiere handelt es sich um Naturentnahmen. Im Auftrag profitorientierter Händler und gedankenloser Endabnehmer werden die letzten artenreichen Naturgebiete regelrecht geplündert. Eine tierärztliche Fallstudie, bei der rund 150 verstorbene Reptilien untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass 51 Prozent der Tiere an durch Haltungsfehler verursachten Krankheiten litten [3].
 
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Robert Koch-Institut (2013): Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien. Epidemiologisches Bulletin. 4. März 2013 / Nr. 9.
[2] Toland, Elaine/Warwick, Clifford/ Arena, Phillip (2012): Pet Hate, in: The Biologist, Vol. 59 No. 3.
[3] Schmidt, Volker (2008): Die Bedeutung von haltungs- und ernährungsbedingten Schäden bei Reptilien. Eine retrospektive pathologische Studie, 4. Leipziger Tierärztekongress.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Gifttiere
PETA.de/Reptilienchronik

Kontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]

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